BLKÖ:Wesselényi, der falsche

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wesselényi, Susanne
Band: 55 (1887), ab Seite: 153. (Quelle)
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17. Der falsche Wesselényi. Noch sei in Kürze eines Betrügers gedacht, der sich als einen natürlichen Sohn Nicolaus Wesselényi’s des Sohnes ausgab und die zum Beweise seiner Abstammung vorgewiesmen Documente selbst gefälscht und zu diesen ein von ihm selbst geschnitztes Petschaft verwendet hatte. Aus der Untersuchung ging hervor, daß, wenn das von ihm bezeichnete Frauenzimmer seine Mutter wäre, dieselbe im Alter von zwölf Jahren ihn hätte gebären müssen; ferner, daß er ein ganz gewöhnlicher Gauner sei, der verschiedene Namen geführt, wie Gregor Volta, Verseghy, Ballaghy u. s. w. und dessen Verbrechen – auch als des Mordes erschien er verdächtig – gar nicht alle enthüllt sind und vollständig sich vielleicht nie enthüllen lassen werden. Im Jahre 1848 diente er in einem ungarischen Huszaren-Regimente, dann spielte er mit Geschick die Rolle des politischen Märtyrers, bis er 1852 bei einem mit bewaffneter Hand ausgeführten Raube erwischt und zu sechsjähriger Kerkerstrafe verurtheilt wurde. Bei Gelegenheit eines im Kerker ausgebrochenen Brandes entkam er und verschwand auch spurlos. In der nächsten Zeit stand er nun unter verschiedenen Namen in Privatdiensten, die er immer wieder nach begangenen Betrügereien verließ. Aus weiteren Erhebungen ergab es sich, daß er auch mit Räubern in Verbindung gestanden. Zu Ende der Sechziger-Jahre gelang es ihm nun sogar, eine politische Rolle zu spielen, und als Ladislaus Wesselényi auftretend, nahm er in Debreczin an den Honvédangelegenheiten, und zwar in so hervorragender Weise Theil, daß er es dahin brachte, die Honvédvereine in zwei Lager zu spalten. Als sich dann die Verdachtsgründe gegen ihn mehrten und man ihm, ohne daß er es gewahrte, nachspürte, entdeckte man alle seine Umtriebe in dem Augenblicke, da er nichts Geringeres plante, als sich um ein Abgeordnetenmandat zu bewerben. Nun erfuhr man, daß er unter dem Namen Balsaghy bereits gesetzlich verheiratet sei, daß er dann seine Frau davongejagt und später ein neues Verhältniß begonnen, welches er, obwohl er von seiner ersten Frau gar nicht gesetzlich geschieden war, mit einer zweiten Heirat beschließen wollte. Als er dann Mitte August 1868 von einer Reise aus Kaschau nach Debreczin zurückkehrte, hatte sich indessen das Beweismaterial seiner Verbrechen so angehäuft und keinen Zweifel über Verbrechen und Gaunereien mehr übrig gelassen, daß man ihn festnahm. worauf die Untersuchung gegen ihn eingeleitet wurde. [Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1868, Nr. 233. – Neue Freie Presse, 1868, Nr. 1429, – Presse, 1868, im „Local-Anzeiger“, Nr. 228.]