BLKÖ:Weltz, Justinian Ernst

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weltz, Victor
Band: 54 (1886), ab Seite: 256. (Quelle)
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12. Justinian Ernst (geb. 12. December 1621). Ein Sohn des Freiherrn Gotthard, welcher der Glaubensverfolgungen wegen Oesterreich verließ und nach Chemnitz in Meißen auswanderte, faßte er, durch fleißiges Lesen der Bibel angeeifert, den Entschluß, die lutherische Religion unter den Heiden zu verkünden. Diese Absicht that er durch Wort und Schrift öffentlich kund, weckte aber bald Widersacher, und als er gar seine Vorschläge an den Reichstag zu Regensburg brachte, griff ihn der evangelische Superintendent in dieser Stadt, Dr. Johann Heinrich Ursinus, ganz energisch an, nannte ihn einen Träumer, einen Phantasten und trat dessen Vorhaben entgegen. Nun begab sich Weltz nach Holland, wo er 1666 die Studirenden der Theologie aus Deutschland nach Amsterdam [257] einlud und sie aufforderte, ihm in seinem Bekehrungswerke behilflich zu sein und zu den Heiden, zu denen er sich begebe, zu folgen. Die Holländer aber erklärten sich gleichfalls gegen sein Vorhaben. So entschloß sich denn Justinian Ernst, seinen Plan, zur Bekehrung der Heiden auszuziehen, allein zur Ausführung zu bringen. Er ließ sich zu diesem Zwecke von dem Prediger zu Zwoll in der Provinz Ober-Issel, Friedrich Brecklingen, vor seinem Abgange zum Apostel der Heiden ordiniren und trat seine Reise nach Surinam und Essequebo an. Dort endete er 1668 sein Leben. Gerüchten zufolge, die herüber nach Europa gelangten, wäre er von wilden Thieren zerrissen worden. Der oben erwähnte Widerstand, der ihm, dem Lutheraner, von den eigenen Glaubensgenossen geleistet wurde, beruht nach dem Zeugniß von Protestanten selbst auf tieferen Gründen. Weltz hatte nämlich das Verderbniß, welches damals im Lutherthum sich ausbreitete, erkannt, dagegen Klage und Mahnung erhoben und auf Besserung gedrungen, dadurch aber in den betroffenen Kreisen Sorge und Aergerniß erweckt. So wären denn theils aus Neid, theils aus Furcht vor einer neuen Reformation Widersacher aufgetreten, welche seinem Vorhaben mit aller Entschiedenheit sich widersetzten, wenngleich die meisten Professoren der Theologie und Superintendenten der evangelischen Kirche, welche die Sache mit Ruhe und Besonnenheit prüften, dasselbe völlig billigten. Im Uebrigen behandeln die „Unschuldigen Nachrichten“ 1715, S. 789 u. f., 1736, S. 300 u. f., Fabricius in seiner „Historia Bibliothecae suae“ Bd. V, S. 45 und Gottfried Arnold in seiner „Kirchen- und Ketzerhistorie“ tom. I, lib. XVII, p. 568 und tom. II, p. 147, cap. 15 diesen Gegenstand ausführlicher. –