Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Welten, Oskar
Band: 54 (1886), ab Seite: 251. (Quelle)
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Welt, Rosa (Doctor der Medicin, geb. zu Czernowitz in der Bukowina am 24. August 1856). Die Tochter jüdischer Eltern, besuchte sie anfänglich die öffentliche Normalschule in ihrer Vaterstadt, dann begann sie unter unmittelbarer Leitung ihres Vaters, dem treffliche Lehrer, unter anderen der Schriftsteller Karl Emil Franzos, zur Seite standen, die Gymnasialstudien. Im Sommer 1873 bestand sie mit Auszeichnung die Maturitätsprüfung, worauf die Eltern nach Wien zogen, in der Hoffnung, die Tochter werde ungehindert an der dortigen Universität ihre Studien fortsetzen können. Dem jedoch war nicht so. Ein Jahr verstrich unter vergeblichen Bemühungen, die Einschreibung an der medicinischen Facultät für die Tochter zu erlangen. Schließlich reiste Rosa nach Bern in der Schweiz und vollendete [252] an der dortigen Universität die ersten zwei Semester der medicinischen Studien. Nun kehrte sie wieder nach Wien zurück und erhielt endlich für weitere vier Semester zu den Vorlesungen der medicinischen Facultät Zutritt. Doch aber hatte sie nicht die geringste Aussicht, daselbst zum Examen zugelassen zu werden, infolge dessen begab sie sich im Herbste 1877 zum zweiten Male nach Bern und bestand dort Ende 1880 ihr Doctorexamen. Rosa Welt ist demnach der – freilich nicht in Oesterreich, aber sonst doch ganz ordnungsmäßig graduirte – erste weibliche Doctor der Medicin in Oesterreich. Indeß hielt die strebsame junge Dame ihre Ausbildung noch nicht für abgeschlossen. Nachdem sie zu ihren Eltern in Wien zurückgekehrt war, hörte sie daselbst unterschiedliche Vorlesungen, besonders über Augenheilkunde, wurde dann für ein halbes Jahr Hospitantin im dortigen Rothschildspitale unter der Leitung des Sanitätsrathes Dr. Oser und ging darauf nach Dresden, um daselbst Hilfsarzt der königlichen Entbindungsanstalt zu werden. Ihre weiteren Geschicke sind uns nicht bekannt, doch dürfte sie mittlerweile an einem Orte, wo sich ihrer Praxis keine Hindernisse in den Weg stellen, dieselbe bereits ausüben.

Illustrirte Frauen-Zeitung (Berlin, Fol.) 1. Juli 1881, Nr. 13.
Porträt. Dasselbe im Holzschnitt in einem Gruppenbilde gemeinschaftlich mit den weiblichen Doctoren: Marie Heim-Voegtlin, Emilie Lehmus, Francis Elisabeth Hoggan, Anna Dahms und Francisca Tiburtius, in der genannten Nummer der vorigen Zeitung.