BLKÖ:Wasilewski, Edmund

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wasilewska, Felicie
Band: 53 (1886), ab Seite: 131. (Quelle)
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Wasilewski, Edmund (polnischer Dichter, geb. zu Rogoznia im Lubliner Kreise am 16. November 1814, gest. in Krakau am 14. November 1846). Er kam in jungen Jahren mit seinen Eltern, mittellosen Bauern, nach Krakau, wo ihm der erste Unterricht zutheil wurde. Nach beendeten Schulen erhielt er die Stelle eines Bibliothekars bei dem Grafen Wielopolski im Königreich Polen, verließ aber schon nach einem Jahre diesen Posten und kehrte nach Krakau zurück, wo ihm das Schicksal hart und schwer mitspielte. Um sich und die Seinigen vor dem Hungertode zu retten, war er genöthigt, eine Schreiberstelle in der Krakauer Stadtlotterie anzunehmen. Im Jahre 1844 vermälte er sich mit dem Mädchen seines Herzens, mit der in seinen „Krakowiaken“ gefeierten Halka. Aber damit verbesserte er nicht seine Lage, und als ihm ein Sohn geboren wurde, gestaltete sich dieselbe noch drückender, da er für Weib und Kind zugleich zu sorgen hatte. Nicht nur die eigenen Entbehrungen, vielmehr die, denen er Weib und Kind ausgesetzt sah, zehrten an seiner ohnehin durch jahrelange Entbehrungen geschwächten Gesundheit; wiederholte Krankheitsanfälle hatte er unter der sorglichen Pflege seiner Frau glücklich überstanden, aber einem dritten Anfall desselben Uebels konnte der gebrochene Körper nicht Widerstand leisten, und so ward der Dichter, erst 32 Jahre alt, durch den Tod den Seinigen entrissen. Zu schreiben fing Wasilewski früh an; er hatte kaum die Schulen beendet, so schrieb er für die Landleute und die Frauen allerliebste Geschichten von der Allmacht Gottes, von Krakau, vom Königsschlosse auf dem Wawel, vom Polenlande, vom Weichselflusse u. d. m. Ob diese Geschichten im Drucke erschienen, berichtet die Quelle, welcher wir diese Notiz entnehmen, nicht. Auch zu dichten hatte Wasilewski in [132] jungen Jahren begonnen, und seine „Poezye“, d. i. Gedichte, sind zuerst in Krakau 1839, dann in Posen 1840, wieder in Krakau 1849 und zuletzt in Warschau 1859 erschienen. Wie sich ihm die Welt nichts weniger als im Sonnenschein zeigte, so lächelt auch seine Muse nicht im rosigen Lichte; so hinreißend oft seine Liederstrophen, so weht doch ein kalter Hauch durch dieselben, und wenn er einmal einen freudigen Anlauf nimmt, so streicht schon im nächsten Augenblick die Bitterkeit der Ironie ernüchternd darüber hin. Aber er war es, der in dem bis dahin wie abgestorbenen Krakau das poetische Leben von neuem weckte, und er verstand in seinen Liedern einen Ton anzuschlagen, der in den Herzen der Jugend einen Wiederhall fand, und viele seiner Lieder, so z. B. „Wesoło zeglujmy, wesoło“ (Fröhlich laßt uns segeln, fröhlich); – „Na Wawel, na Wawel, Krakowiaku młody“ (Auf den Wawel, auf den Wawel, junger Krakowiake); – „Hej bracia, orły do lotu“ (Hej Brüder, mit des Adlers Schwingen) werden noch heute von der Jugend mit Begeisterung gesungen; in seinen „Krakowiaki“ traf Wasilewski den Volkston so glücklich, daß viele in den Volksmund übergingen und von dem Landvolke gesungen werden. Auch zur epischen Höhe versuchte seine Muse sich zu erheben, und seine Dichtung „Katedra na Wawelu. Poemat w 3 pieśnach“, d. i. Die Kathedrale auf dem Wawel. Gedicht in drei Gesängen (Posen 1846, 8°.), von historischen Erinnerungen durchweht, besingt die auf dem Krakauer Hügel Wawel sich erhebende Kathedrale, diesen architektonischen Hort geschichtlicher Denkwürdigkeiten eines großen und unglücklichen Volkes. Doch soll die erwähnte Posener Ausgabe verstümmelt sein. Es ist gerade nicht viel, was Wasilewski geschrieben. Seine kurze Lebensdauer, über welche Mangel und Sorge ihren dunkeln Mantel gebreitet, erklärt diese Spärlichkeit, aber trotzdem zählen die polnischen Literaturhistoriker Wasilewski zu den begabtesten Lyrikern ihrer Nation in neuerer Zeit, und Trentowski bemerkt über ihn kurz, aber treffend: „Schade um ihn, er hätte in der That der wahre Volksdichter Polens werden können.“ Mit der Dichterin Anna Liber-Krakowianka, die kurz vor ihm mit ihren Liedern aufgetreten, hat er den so lange im Schlummer gelegenen Volksgeist in Krakau geweckt und mit seinen Liedern die Frauen, die Jugend und das Landvolk begeistert.

Obrazki historyczne z życia świętobliwych, błogoslawionych i zasłużonych Krajowi cnotą, odwagą i mężtwem Polaków i Polek.... Spisal ksiądż Wojciech Michna, d. i. Historische Bilder aus dem Leben heiliger, seliger und um das Vaterland durch Tugend, Kenntniß, Muth und Männlichkeit verdienter Polen und Polinen. Geschrieben von Adalbert Michna (Krakau 1871, 12°.) fünftes Heft, S. 7. – Kurs literatury polskiéj dla użytku szkoł ułożył Władysław Nehring, d. i. Lehrcurs der polnischen Literatur zum Schulgebrauch. Von Wladislaus Nehring (Posen 1866, Żupański, gr. 8°.) S. 183. – Literatura polska w historyczno-krytycznym zarysie.... Napisał Lucyan Tomasz Rycharski, d. i. Die polnische Literatur im historisch-kritischen Abriß (Krakau 1868, Himmelblau, gr. 8°.) Bd. I, S. 89; Bd. II, S. 126, 164, 166. – Łukaszewice (Lesław). Rys dziejów pismiennictwa polskiego. Wydanie trzecie (Krakau 1848, Cypcer, 12°.) S. 183.
Porträt. Unterschrift: „Edmund Wasilewski“. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen (schlechter, aber sehr ähnlicher Holzschnitt in Julius Wildt’s „Kalendarz powszechny na rok 1867“ (Krakau 1866).
Grabdenkmal. Abbildung desselben im „Opiekun polskich dzieci“ 1869, S. 129. [133] Die Inschrift des Denksteins lautet: „Edmundowi | Wasilewskiem“ | 1814, † 1846 | Ziomkowie 1860“.