BLKÖ:Wanker, Ferdinand Geminian

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wantzl, Wenzel von
Band: 53 (1886), ab Seite: 74. (Quelle)
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Wanker, Ferdinand Geminian (erster Erzbischof von Freiburg und Metropolit der österreichischen Ordensprovinz, geb. zu Freiburg am 1. October 1758, gest. daselbst am 19. Jänner 1824). Infolge eines gefährlichen Falles der Mutter früh geboren, wurde er für todt bei Seite gelegt, als man jedoch noch den Pulsschlag in ihm spürte, durch sorgfältige und künstliche Pflege dem Leben erhalten; er blieb aber, geistig ungewöhnlich begabt, immer klein und schwächlich. Von seinen Eltern, Freiburger Bürgern, fürs Studium bestimmt, wurde er seiner ausgezeichneten Fortschritte wegen 1773 Stipendiat des an der Hochschule befindlichen Collegium sapientiae, unterwarf sich nach Abschluß der theologischen Studien den strengen Prüfungen daraus und erlangte die theologische Doctorwürde. Am. 25. Mai 1782 empfing er in Constanz die Priesterweihe und trat sofort als Vicar im Dorfe Feldkirch bei Freiburg in die Seelsorge, wurde aber bald als Erzieher eines jungen Adeligen berufen. Hierauf verlieh ihm die Universität Freiburg – als Patron – die Pfarre Wandelsheim in Schwäbisch-Oesterreich, aber schon im October 1783 erhielt er seiner hervorragenden Talente wegen die Stelle des ersten Subrectors im kaiserlich Josephinischen Seminar zu Freiburg. Am 30. August 1798 erfolgte durch ah. Entschließung des Kaisers seine Ernennung zum ordentlichen öffentlichen Professor der Moral an der Hochschule seiner Vaterstadt. Neben seiner Professur führte er noch die Direction der von Heinrich Santier für Knaben und Mädchen gestifteten Armenanstalt, deren Aufgabe es ist: Arme zu erziehen, zu unterrichten, sittlich zu überwachen und zu Gewerbsmännern, Dienstboten und bürgerlichen Hausfrauen heranzubilden, bei ihrer Verehelichung aber mit einem entsprechenden Heiratsgute auszustatten. Und ganz im Geiste des frommen Stifters leitete er dies Institut. Als dann das neuerrichtete Erzbisthum Freiburg besetzt werden sollte, fiel die Wahl des Clerus auf Wanker als den Würdigsten, aber er erlebte nicht mehr die Bestätigung, da er einer durch seine sitzende Lebensweise hervorgerufenen Entzündungskrankheit des Unterleibes im Alter von 66 Jahren [75] erlag. Als Mensch und Priester allgemein geachtet und verehrt, entwickelte er auch als Lehrer und Gelehrter eine ungemein ersprießliche Thätigkeit. Schon als Subrector entwarf er ein Lehrbuch der Moraltheologie, das aber nur als Manuscript unter seinen Schülern cursirte. Als später zur Zeit, da er als Professor der Moral wirkte, von der kaiserlich österreichischen Regierung an alle Lehrer die Aufforderung erging, ein Lehrbuch der theologischen Moral zu verfassen, erhielt unter jenen, welche vorgelegt wurden, das seine den Vorzug und erlebte drei Auflagen, die erste zu Ulm 1794, die zweite 1803 und 1804, die dritte 1810–1811 zu Wien; es stand viele Jahre lang im Gebrauch auf mehreren Hochschulen; die letzte Ausgabe erschien unter dem Titel: „Christliche Sittenlehre“ 2 Bände (Wien 1810 und 1811, J. G. Binz, 8°.); ferner gab er heraus: „Ueber Vernunft und Offenbarung in Hinsicht auf die moralischen Bedürfnisse der Menschheit“ (Wien 1804; 2. Aufl. in Freiburg), und als Opus postumum erschienen: „Vorlesungen über Religion nach Vernunft und Offenbarung. Für Akademiker und gebildete Christen“ (Mainz 1828, Simon Müller); dann finden sich im „Archiv des Bisthums Constanz“ abgedruckt: „Ueber Verbindung der sittlichen Cultur der Geistlichen mit der wissenschaftlichen“ [Jahrgang 1806] und „Ueber das Band der Ehe nach ihrer natürlichen und reinen moralischen Ansicht“ [ebd. Jahrg. 1810]. Wanker’s sämmtliche Werke aber sind, mit seiner Biographie vonDr. E. Münch, von Dr. W. Weick in 4 Bänden (Sulzbach 1830–1833, J. E. von Seidel) herausgegeben worden. Als Lehrer von seinen Schülern, als College von seinen Mitprofessoren hochgeachtet, nahm er an allen Schicksalen der Hochschule, zu deren wissenschaftlichen Zierden er zählte, den thätigsten Antheil. Seine Stimme war oft in den gemeinsamen Berathungen die maßgebende, die Hochschule verlor an ihm einen ihrer verdienstvollsten Männer, seine Vaterstadt einen ihrer edelsten Mitbürger. Wie er durch sein Wort der Lehrer, so war er auch durch sein Leben ein anschauliches, ja hinreißendes Bild der christlichen Moral. Daher hatten alle seine Schüler nicht nur eine hohe Achtung vor seiner Wissenschaftlichkeit, sondern auch eine tiefe Ehrfurcht – ja man kann sagen eine wahre Verehrung – vor seiner Person.

Kirchen-Lexikon oder Encyklopädie der katholischen Theologie u. s. w. Herausgegeben... von Heinrich Joseph Wetzer und Benedict Welte (Freiburg im Breisgau 1854, Herder, Lex. 8°.) Bd. XI, 1. Abthlg., S. 808 u. f. – Hugs (Joh. Leonh. Dr.); Rede auf H. Ferdinand Wanker, Dr. und Professor der Theologie, geistlicher Rath und bestimmter Erzbischof (Freiburg 1824, Herder, 8°.).