Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vogl
Band: 51 (1885), ab Seite: 210. (Quelle)
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Vogler, Adam (Geschichtsmaler, geb. in Wien 1822, gest. zu Rom am 10. November 1856). Einer jener Gottbegnadeten, denen, wenn sie von dem Genius der Kunst, der ihnen seinen Weihekuß gegeben, zum Bewußtsein ihres Könnens gebracht, eben mit gewaltigen Werken vor das Forum[WS 1] der Oeffentlichkeit treten, Staunen und Bewunderung erregend, zu gleicher Zeit Meister Tod den eisigen Kuß auf die Lippen drückt. Vogler, der in frühester Jugend ungewöhnliche Anlagen zur Malerei verrieth, kam in Wien an die k. k. Akademie der bildenden Künste, wo er sich unter der strengen, aber sicheren Führung des Historienmalers Führich in ersprießlichster Weise ausbildete. Seine hervorragenden Leistungen erwarben ihm den Vorzug, als k. k. Pensionär nach Rom geschickt zu. werden, wo er mehrere Jahre verweilte. Das Lebenslicht des jungen Künstlers, welcher den Keim des Todes längst in sich trug, verzehrte sich unter gewaltigem Schaffen und erlosch, als er, erst 34 Jahre alt, im Beginne einer Laufbahn stand, auf welcher er das Herrlichste zu leisten berufen schien. Auf der Jahresausstellung der k. k. Akademie der bildenden Künste 1845 begegnen wir dem Künstler zum ersten Male; es sind zwei biblische Stoffe, welche er in Oelgemälden behandelt: „Joseph erzählt den Brüdern seinen Traum“ und „David kommt zu Saul“. Nach einer dreijährigen Pause brachte er 1848 ebendaselbst eine „Loreley“ (200 fl.) und 1850: „Erlkönig“ nach Goethe (250 fl.). In der historischen Ausstellung, die anläßlich der Eröffnung der neuerbauten k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien 1877 stattfand, sahen wir von seiner Hand „Francisco da Rimini und Paolo Malatesta im Schattenreich, zur Seite Dante und Virgil“ [Divina Com. Inferno, Canto V., Höhe 50 Centim., Breite 62·5 Centim.], welches Werk sich im Besitze eines Dr. Vict. Moravitz befindet. In der letzten Zeit, als seine weit vorgeschrittene Krankheit ihm alle Arbeit erschwerte und er nur mit der größten Anstrengung seine Ideen durch den Stift kundzugeben vermochte, entwarf er nichts destoweniger mit einer staunenswerthen Sicherheit die geistreichsten Compositionen und Skizzen voll Originalität und Schönheit. Und trotz seiner täglich wachsenden Körperschwäche unternahm er ein großes kühnes Werk, wozu ihm aus dem alten Testament das zweite Buch der Maccabäer, Capitel 5, 1–4 die Anregung gab. „Um diese Zeit rüstete sich Antiochus zu einem zweiten Zuge nach Egypten; da trug es sich zu, daß in der ganzen Stadt [211] Jerusalem vierzig Tage lang durch die Luft rennende Reiter in goldenen Gewändern und mit Spießen bewaffnet, erschienen; auch Reiterei in Ordnung gestellt, Anläufe von beiden Seiten, Bewegungen der Schilde, eine Menge Gepanzerter mit gezückten Schwertern, Abschießen der Pfeile, der Glanz von goldenen Waffen und Panzern jeglicher Gattung. Daher beteten Alle, daß die Wunderzeichen etwas Gutes bedeuten möchten“. Diesem Text zufolge hatte Vogler mit der Erscheinung der Krieger in der Lufthöhe ihre Einwirkung auf die schauenden Gruppen der Bevölkerung Jerusalems zu einem künstlerischen Gegensatze und in weisester Anordnung verbunden. Die Erscheinung hat eine durchaus ideale Haltung, mit entzückender Schönheit der Formen und mit einem hinreißenden Schwung der Bewegung. In den unteren Partien ist der Darstellung mit vollem Recht ein realistisches. Gepräge aufgedrückt, mit einer, was Mannigfaltigkeit und Schärfe der Charakteristik anbelangt, an Albrecht Dürer gemahnenden. Weise. Von maßgebender Seite wurde bei einer Gegenüberstellung des Vogler’schen Cartons mit der Hunnenschlacht Kaulbach’s der Ausspruch gethan, daß diesem maccabäischen Luftkampfe der entschiedene Vorzug vor Kaulbach’s wiewohl gleich großartigem, doch immerhin etwas verworrenem Bilde einzuräumen sei: da ja eben bei Vogler die idealistische Richtung in den Wolkengestalten, die realistische in den emporschauenden Bewohnern der Erde in genialster Weise und ganz klar gegensätzlich zur Geltung kommt. Der Carton kam wenige Monate nach dem Tode des Künstlers aus dessen Nachlaß auf die September-Ausstellung 1857 des österreichischen Kunstvereines in Wien. Ein Werk des Künstlers erschien auch im Jahre 1861 im Verlage der Kunsthandlung Paterno zu Wien im Tondruck in Folio; es ist das Bild: „Es ist vollbracht“, von welchem auch colorirte Blätter, mit schwarzem und andere mit Goldgrund ausgegeben wurden.

Tagesbote aus Böhmen (Prag, kl. Fol.) 1856, Nr. 331. – Die Presse (Wiener polit. Blatt) 1856, Nr. 276.
Ernst Förster über Vogler’s Carton. Die Stimme eines Fachmannes, wie Ernst Förster, erscheint uns zu gewichtig, um ihr nicht hier eine Stelle einräumen zu sollen. „Im hohen Grade merkwürdig“, schreibt Förster, „ist die Arbeit eines leider gestorbenen jüngeren Künstlers, Vogler aus Wien. Es ist ein großer Carton, für welchen er das Thema aus dem zweiten Buche der Maccabäer genommen, wo zu Anfang des fünften Capitels die Vision von kämpfenden Streitern über Jerusalem erzählt wird. Vogler hat aus diesem sehr unscheinbaren Stoffe eine sehr ergreifende Darstellung gemacht, reich an Phantasie in dem Geisterschlachtbild und sehr charakteristisch in Schilderung der Wirkung der Vision auf die Bevölkerung, die voll Angst und Schrecken, voll Zweifel und Nachdenken oder auch betend nach dem Wunder emporschaut. Man ist versucht, zu glauben, daß Kaulbach’s Hunnenschlacht“ und Cornelius’ „Reiter“ nicht ohne Einfluß auf Vogler geblieben sind, obschon der originalen Kraft in ihm, die sich in der Energie seiner Zeichnung besonders kundgibt, damit kein Abbruch geschehen ist“. [National-Zeitung (Berlin, Fol.) 1858, Nr. 514: „Die allgemeine deutsche Kunstausstellung in München“. Von Ernst Förster.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Form.