BLKÖ:Viczay von Loos und Hédervár, Michael Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Viczay, Joseph von
Band: 50 (1884), ab Seite: 264. (Quelle)
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Viczay von Loos und Hédervár, Michael Graf[BN 1] (Numismatiker, geb. zu Hédervár im Raaber Comitate Ungarns am 26. Juli 1756, gest. daselbst am 18. März 1831). Der Sproß einer alten magyarischen Adelsfamilie, [265] über welche die Quellen Näheres berichten. Ein Sohn des Grafen Michael aus dessen Ehe mit Therese Gräfin Draskovich, erhielt er in der Taufe den Vornamen seines Vaters. Im elterlichen Hause genoß er eine sorgfältige Erziehung, wobei er große Lust für wissenschaftliche Beschäftigungen und Sammlungen frühzeitig an den Tag legte. Nachdem er die Universitätsjahre beendet hatte, widmete er sich anfangs dem Staatsdienste, wurde auch k. k. Kämmerer, aber bald überwog seine Neigung zu wissenschaftlichen Studien, mit denen er die landwirthschaftliche Verwaltung seines Besitzes verband, und in solchem otium operosum lebte er seit 1781 zurückgezogen auf seinen Gütern. Die bereits vorhandenen reichen Sammlungen auf Hédervár erweiterte er mit großer Umsicht und Sachkenntniß, insbesondere die Münz- und Medaillen-Sammlung, welche unter seiner sorgfältigen Pflege bald so an Umfang und Bedeutung zunahm, daß sie zu europäischem Rufe gelangte. Im Jahre 1826 war dieselbe bereits so reichhaltig, daß sie 11.432 griechische, darunter viele der kostbarsten und seltensten, und 13.411 römische, darunter 1243 goldene Münzen zählte. Dieses ungemein reiche Münzcabinet, das wenige Jahre nach des Grafen Tode, 1834 durch Verkauf ins Ausland wanderte, war Gegenstand folgender in Sammlerkreisen geschätzter Kataloge: „Musei Héderváriani in Hungaria numorum descriptio“, zwei Bände (Wien 1814), von Caroni in Mailand, dann von Dom. Sestini, wozu als Ergänzung und theilweise Berichtigung gehört: „Dissertazione sopra le Medaglie relat. alla confederazione degli Achei“ (Milano 1817); – „Descrizione delle Medaglie ispane appartenenti alla Lusitania, alla Betica ed alla Taragonese, che si conservano nel Museo Héderváriano“ (Firenze 1818); – „Descrizione di molte Medaglie antiche greche esistenti in più Musei“ (ib. 1828); – „Descrizione delle Medaglie antiche greche del Museo Héderváriano, del Bosforo Cimmerio fino all’Armenia Romana“, tomi III (Firenze 1828 e 1829), wozu noch als Supplement eine „Parte romana“, tomi duo (ibd. 1830) kam. Wie eifrig aber der Graf auch für Kunst und Wissenschaft lebte, so versäumte er doch darüber nie die praktischen Interessen des Lebens und war, wie einerseits ein kunstsinniger Sammler, so anderseits ein rationeller Landwirth, als welcher er sich durch Pflege der Schaf- und Pferdezucht, durch Anbau neuer Pflanzen, die er auf seinen ausgedehnten Besitzungen, um Andere zu gleichem Vorgange aufzumuntern, cultivirte, große Verdienste um sein engeres Vaterland erwarb und auch nach dieser Seite seinen Landsleuten ein nachahmenswerthes Muster war, Im Alter von 75 Jahren wurde dieser berühmteste Sammler Ungarns durch den Tod dahingerafft.

Tudományos gyüjtemény, d. i. Wissenschaftliche Sammlung (Pesth, 8°.) 1819, Bd. III, S. 82.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Wiczay, siehe: Viczay von Loos und Hédervár [Bd. L, S. 264].
    Nachtrag zu den Quellen über den Grafen Michael Viczay. [Bergmann (Joseph). Pflege der Numismatik in Oesterreich im XVIII. Jahrhundert mit besonderem Hinblick auf das k. k. Münz- und Medaillencabinet in Wien (Wien 1857. gr. 8°.) Bd. II, S. 34 und 68, Anmerkung XII. – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur. In vier Bänden (Leipzig 1832–1834, Brockhaus, gr. 8°.) Bd. IV, S. 932.]. [Bd. 55, S. 239.]