BLKÖ:Vass, Samuel Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vas, Ladislaus
Band: 49 (1884), ab Seite: 292. (Quelle)
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Vass, Samuel Graf (Mitglied der ungarischen Magnatentafel, geb. um 1815). Ein Sproß der alten siebenbürgischen Familie Vass-Czegei, welche ihre Stammregister bis in den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts zurückführt und zur Stunde noch in mehreren Linien blüht. Er ist ein Sohn des k. k. Kämmerers Grafen Emmerich (gest. 1854) aus dessen Ehe mit Rosa geborenen Freiin Jósika, die sich später, nachdem ihr Gemal in den geistlichen Stand getreten, in welchem er 1841 eine Domherrenstelle zu Waitzen bekleidete, mit Adam Grafen Kendéffy ehelich verband. Graf Samuel, der eine sorgfältige Erziehung erhielt, gewann nach gründlicher Ausbildung in den Wissenschaften denselben einen solchen Geschmack ab, daß er ihnen, vornehmlich im Gebiete antiquarischer Forschung thätig, treu blieb, ohne jedoch mit den Ergebnissen seiner Studien vor das Publicum zu treten. Noch ziemlich jung, wurde er in jener Zeit, da das Dobokaer Comitat noch bestand, von demselben zum Abgeordneten gewählt. An der Erhebung der Ungarn in den Jahren 1848 und 1849 betheiligte er sich insoweit, als er sich 1849 in geheimer Mission nach Bukarest und Constantinopel schicken ließ. Unter solchen Umständen konnte er nach Bewältigung des Aufstandes vorderhand an eine Rückkehr in die Heimat nicht denken und begab sich daher 1850 nach Amerika. 1851 soll er in Californien mit zwei Landsleuten, Arpád Haraszti und Urnay, eine großartige Goldscheidefabrik errichtet und aus derselben ein bedeutendes Vermögen gewonnen haben, aber durch Urnay wieder darum gebracht worden sein. Der berühmte Publicist Julius Fröbel, der mit Robert Blum 1848 nach Wien ging und nach dem Falle der Stadt vom Kriegsgerichte gleichfalls zum Tode verurtheilt, aber, glücklicher als sein Gefährte, begnadigt wurde, fand bei dem californischen Unternehmen des Grafen Vass als Handlanger sein Brod. Im Jahre 1854 kehrte der Graf nach Siebenbürgen, 1855 aber wieder nach San Francisco zurück. Bei dem Umschwunge der Ereignisse in Oesterreich nach dem unglücklichen Feldzuge 1859 in Italien trieb es ihn heim, und er betheiligte sich an der politischen Bewegung seines in den status quo ante 1848 zurückversetzten Vaterlandes. Als mit dem Einladungsschreiben (litterae regales) vom 14. Februar 1861 die Stände und Vertreter Ungarns auf den 2. April dieses Jahres in die königliche Freistadt Ofen zu einem allgemeinen Landtage einberufen wurden, nahm auch Graf Samuel Vass seinen Platz auf der Grafenbank der Magnatentafel ein und sprach in der siebenten Sitzung des Oberhauses – 19. Juni 1861 – für die Adresse. [Vergleiche zum Verständnisse der Sachlage die Biographie des Abgeordneten Paul Jámbor Bd. X, S. 60]. Seine Worte verhallten wohl nach der berühmten Rede des nachfolgenden Sprechers, des Obergespans des Tornaer Comitates, Karl Ragályi. Nach einigen geographischen und antiquarischen Abschweifungen, die [293] den Hafen von Fiume und eine aus einem Manuscripte des Daniel Cornides citirte Stelle betrafen, in welcher eine gegen die Existenz Ungarns gemünzte Verschwörung enthüllt wird, concentrirt er den Kern seiner Rede in der Forderung: „daß der Einfluß der österreichischen Minister auf Ungarn aufhöre!!“ Als er dann, besagten Cornides noch immer in der Hand, erläutern will, was die Steinhügel von Alföld bedeuten, erschöpft er die Geduld seiner Zuhörer und, nachdem er dies gewahrt, auch den Born seiner Beredtsamkeit, worauf er sich noch zu einer letzten That aufrafft, indem er dem Cardinal-Primas, welcher Versöhnung um jeden Preis wünscht, die Worte zuruft: „Die Versöhnung ist unmöglich, bis nicht die gesetzlichen Wünsche der Nation erfüllt sind“. Im Vorstehenden ist die staatsmännische Wirksamkeit des Grafen Samuel erschöpft. Wir haben nur noch Weniges über seine schriftstellerische Thätigkeit zu berichten. Dieselbe beschränkt sich auf das Werk: „Kilenc év egy száműzött életéből, szárazi és tengeri utazások nyugoton. I és II kötet“, d. i. Neun Jahre aus dem Leben eines Verbannten... Zwei Theile (Pesth 1861 und 1862, Moriz Ráth, 8°.), in welchem er seine Erlebnisse während seines Exils schildert. Aus des Grafen Samuel Ehe mit Rosa Eperjessy stammen ein Sohn: Eugen, und drei Töchter: Maria, mit S. Montbach, Josepha, mit Aladár Salamon, und Emma, mit Felix Freiherrn von Orczy vermält.

Der ungarische Reichstag 1861 (Pesth 1861, Osterlamm, 8°.) Bd. III, S. 61.