BLKÖ:Valjavec, Matthias Kračmann

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 49 (1884), ab Seite: 226. (Quelle)
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Valjavec, Matthias Kračmann (slovenischer Poet und Schriftsteller, geb. zu Srednja Bela in der Pfarre Höflein in Oberkrain am 17. Februar 1831). Er besuchte das Gymnasium in Laibach und hörte die philosophischen Studien an der Universität in Wien, wo er auch zu den eifrigsten Schülern des slavischen Sprachforschers Miklosich zählte. Nach bestandener Lehramtsprüfung im Jahre 1855 als Professor am Gymnasium zu Warasdin angestellt, wurde er 1876 als solcher an das königliche akademische Gymnasium in Agram berufen, an welchem er noch zur Stunde thätig ist. Die Muße seines Berufes widmet er seinen literarischen Neigungen und Studien, die sich nach drei Seiten erstrecken, nach der poetischen, culturhistorischen und philologischen. In ersterer Richtung trat er schon um die Mitte der Fünfziger-Jahre mit seinen „Pesmi. Zlozil Matija Kračmanov Valjavec. V Lublani zalozil Janez Giontini 1855“, d. i. Gedichte, verfaßt von Matthias Kračmann Valjavec. Verlegt in Laibach bei Joh. Giontini 1855, an die Oeffentlichkeit. Diese Gedichte, welche im Ganzen eine freundliche Aufnahme fanden und von der Fachkritik zu den besseren Erzeugnissen der slavischen Muse gezählt wurden, zeichnen sich durch reine, fließende Sprache, leichten Vers und ungezwungenen Reim aus. Nach dieser Sammlung erschienen in verschiedenen slovenischen Zeitschriften noch zahlreiche lyrische Gedichte und Balladen seiner Feder. Sein episches Gedicht: „Zora in Solneá“ (1864) wird seiner Formvollendung wegen hervorgehoben, und in Behandlung der Ballade und Legende stellen ihn seine Landsleute allen seinen dichtenden Genossen voran. Auch übersetzte Valjavec einige Dramen des Sophokles ins Slovenische, und dürfte der unsterbliche Grieche wohl der erste sein, der in diesem Idiom erscheint. Was nun die culturhistorischen Arbeiten unseres Landsmannes betrifft, so erstrecken sich dieselben vornehmlich auf das Gebiet der slovenischen Mythologie und Volkssage. Sein Werk: „Narodne pripovjedke u i oko Varaždine“, [227] d. i. Volkssagen in und um Warasdin (Agram 1864, 8°.), ergänzte er seither durch zahlreiche Nachträge, die er in slovenischen Zeitungen erscheinen ließ. Er bietet damit den slavischen Philologen und Archäologen ein ziemlich reiches Material für wissenschaftliche Erforschung der slavischen Mythologie, welches auch nicht unbenützt geblieben ist. Doch steht er auf diesem Gebiete nicht allein da, sondern besitzt in Johann Trdina, der schon um die Mitte der Fünfziger-Jahre die „Narodne poviesti iz staroslovinskoga bajoslovja“, d. i. Volkssagen aus der altslavischen Mythologie, veröffentlichte, einen ihm überlegenen Genossen, welcher sich auch in seiner Sammlung weitere Grenzen gesteckt hat. Auf philologischem Gebiete entwickelt Valjavec erst seit einigen Jahren große Rührigkeit, indem er sowohl geschichtliche, als rein sprachliche Excurse veröffentlicht. In dem von der Matica slovenska herausgegebenen „Lětopis“ erschienen von ihm bisher zwei Studien, eine über die Sprache des Primas Trubar (geb. 1508, gest. 1586), den die Slovenen, weil er die Schriftfähigkeit des krainischen (slovenischen) Dialekts durch den Gebrauch desselben bewiesen, ihren „literarischen Columbus“ nennen, und eine zweite über die Sprache der im Königreiche Ungarn lebenden Slovenen. In den letzten Jahren brachten die Denkschriften der südslavischen Akademie in Agram, welcher Valjavec seit 1876 als correspondirendes Mitglied angehört, mehrere seiner Arbeiten in croatischer Sprache, und zwar: eine „Monographie über den Comparativ im Neuslovenischen“, „Ueber die Bildung des Imperfects im Altslovenischen“ und eine „Studie über den Accent im Neuslovenischen“, welch letztere die besondere Aufmerksamkeit der Sprachforscher erregte. Seit 1876 ist er auch an der Redaction des großen croatischen Wörterbuches, das auf Kosten der südslavischen Akademie erscheint, betheiligt. Dabei zeigt sich eine eigenthümliche Erscheinung, welche ein Streiflicht auf die croatischen Zustände wirft: an der Redaction dieses Wörterbuches arbeitet kein Croate, sondern ein Serbe Danicic mit den Slovenen Valjavec und Žepic, und zwar haben die Letzteren bisher das reichste wissenschaftliche Material herbeigeschafft.

Die Wissenschaftliche Beilage der Wiener (amtlichen) Zeitung, 1855, S. 140. – Erster Jahres-Bericht über die k. k. Oberrealschule in Görz 1861, S. 28, im „Abriß der neuslovenischen Literaturgeschichte“. Von Franz Zakrujšek. – Křižek (Vácslav), Anthologie Jihoslovanské, d. i. Südslavische Anthologie (Prag 1868, A. Storch, gr. 8°.) S. 129 und 295. – Narodne Novine, d. i. Volkszeitung (Zara, Fol.) 1863, Nr. 234, im „Krasak pregled slovenske literature“, d. i. Kurzer Ueberblick der slovenischen Literatur.