BLKÖ:Uechtritz, Emil von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Ueblein, Joseph Karl
Band: 48 (1883), ab Seite: 220. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Emil von Uechtritz in Wikidata
GND-Eintrag: 117251046, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Uechtritz, Emil von|48|220|}}

Uechtritz, Emil von (vieljähriger königlich sächsischer Gesandter am kaiserlich österreichischen Hofe, geb. auf dem väterlichen Gute Treben im Altenburg’schen 1783, gest. zu Wien 9. Februar 1841). Der Sproß eines altadeligen in der Oberlausitz und in Schlesien seßhaften Geschlechtes vandalischer Abkunft, studirte er zu Göttingen und Leipzig die Rechte. Der diplomatischen Laufbahn sich widmend, wurde er 1804, 21 Jahre alt, bei der sächsischen Gesandtschaft am Reichstage angestellt, 1807 zum königlich sächsischen Gesandten am württembergischen Hofe und 1812 zugleich zum Gesandten des Großherzogs von Frankfurt ernannt. Als er im October 1813 das Schicksal des Königs Friedrich August nach der Schlacht von Leipzig – derselbe wurde bekanntlich gefangen genommen – erfuhr, eilte er sofort nach Frankfurt, um daselbst im Hauptquartiere der Verbündeten für die Befreiung seines Herrn und Gebieters und die Wiederherstellung Sachsens zu wirken. Er fand dort theilweise günstige Aufnahme und reiste nun nach Berlin ab, um seinem Könige Vorschläge und Depeschen zu überbringen, welche eine schnellere und für sein Vaterland vortheilhaftere Lösung der damaligen Verwickelungen bewirkt haben würden, als sie anderthalb Jahre später erfolgte. Allein der russische Generalgouverneur von Sachsen Fürst Repnin, den Zweck der Abreise des Gesandten Uechtritz vermuthend, ließ denselben unterwegs in finsterer Novembernacht einige Stunden hinter Leipzig durch ein Kosakenpiquet aufheben, der Papiere, die er bei sich führte, berauben und vierzehn Tage in genannter Stadt zurückhalten! Der günstige Augenblick war indessen verstrichen, und als Uechtritz im December bei dem Könige Friedrich August in Berlin ankam, konnte von einer sofortigen Restauration nicht mehr die Rede sein. Er wurde nun nach Dresden entsendet, um daselbst mit dem Fürsten Repnin transitorische Verhältnisse zu ordnen. Auch verschaffte er dort dem Könige ansehnliche Geldsummen und verhinderte die Auslieferung der Festung Königstein, sowie der in den Händen seines Monarchen befindlichen, mehrere Millionen betragenden Staatspapiere an das russische Staatsgouvernement. Im September 1815 zum sächsischen Gesandten am französischen Königshofe ernannt, blieb er dreizehn Jahre in dieser Stellung und entwickelte in derselben eine für Sachsen und seinen König sehr ersprießliche Thätigkeit, unter Anderem durch den für dieses Land zwischen ihm und dem Herzoge von Wellington abgeschlossenen Vertrag vom [221] 25. April 1818 wegen der Privatreclamationen in Frankreich, dessen Ergebniß die von Sachsen gehegten Erwartungen weit übertraf. Bei diesen Verhandlungen hatte er auch preußische Interessen wahrzunehmen Gelegenheit gehabt, wofür ihm 1819 mit dem Großkreuze des rothen Adlerordens gelohnt wurde. Später zeichnete ihn sein eigener König mit dem Civil-Verdienstorden aus, und Frankreich fügte nach beendeter Mission seinerseits das große Band der Ehrenlegion hinzu. Im Jahre 1828 ward er von seinem Könige von dem Botschafterposten in Paris abberufen und zum Oberkammerherrn und wirklichen geheimen Rathe ernannt, 1830 aber als Gesandter an den kaiserlich österreichischen Hof geschickt, an welchem er über ein Jahrzehnt, bis zu seinem im Alter von 58 Jahren erfolgten Tode verblieb. – Sein Sohn Emil (geb. zu Stuttgart 22. September 1808), welcher sich am 2. Jänner 1841, wenige Wochen vor dem Tode des Vaters, mit Dominica Gräfin Amadé de Varkony (geb. 11. October 1809) vermälte, trat in das österreichische Heer und stand 1843 als Capitänlieutenant bei Lucca-Infanterie Nr. 24. Dann schied er aus dem Verbande der kaiserlichen Armee und lebte auf der Besitzung seiner Gattin, zu Marczaltheö. Bei Ausbruch der Bewegung in Ungarn 1848 schloß er derselben sich an und schwang sich zum Obersten und Commandanten eines Huszaren-Regiments auf. Nach Bewältigung des Aufstandes verhaftet, wurde er von den Preußen aus dem Kerker reclamirt. Im Jahre 1853 ließ er sich von seiner Gattin gerichtlich scheiden und schritt am 22. November d. J. zur zweiten Ehe, mit Paula geborenen Meyer (geb. 21. März 1830. Seine erste Gattin, die Gräfin Dominica, Herrin auf Marczaltheö, Malomczok und Varjas in Ungarn, ferner auf Chernkovecz, Schikajewo und Kobilich in Croatien, starb zu Budapesth am 6. März 1875. Aus des Barons erster Ehe stammen zwei Söhne: Emil (geb. zu Czernowitz in der Bukowina am 19. October 1841) und Zsiga (geb. zu Marczaltheö in Ungarn am 24. Mai 1846).

Wigand’s Conversations-Lexikon. Für alle Stände (Leipzig 1846 u. f., gr. 8°.) Bd. XIV, S. 319. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser (Gotha, Just. Perthes, 32°.) Jahrg. 1858, S. 786; Jahrg. 1859, S. 846.