Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 48 (1883), ab Seite: 107. (Quelle)
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Tuma, Karl (Journalist, geb. zu Prag am 6. September 1843). Als der Vater, ein k. k. richterlicher Beamter, im Jahre 1850 nach Reichenau im Königgrätzer Kreise übersetzt wurde, begann der Sohn daselbst den Schulbesuch und setzte ihn dann in Königgrätz, zuletzt in Prag fort, wo er in das Colleg des bekannten Linguisten Vincenz Šercl [Bd. XXXIV, S. 139] kam. Dem technischen Fache zunächst sich zuwendend, bezog er die Prager technische Schule, doch schon nach einiger Zeit erwählte er die Journalistik zu seinem Lebensberufe, in welcher er noch zur Stunde wirkt. In das Jahr 1861 fallen seine ersten humoristischen und satyrischen Arbeiten, welche in Vilimek’s „Humoristické Listy“, d. i. Humoristische Blätter, erschienen. Auch in Declamationsstücken versuchte er sich zu dieser Zeit, und manche derselben, wie „Der Spielmann“ (šumař), „Das furchtbare Wort“ (strašné slova), wurden mit Beifall aufgenommen. Im August 1862 trat er als ständiger Mitarbeiter bei der Redaction der Prager „Národné listy“, d. i. National-Zeitung, ein. Von 1866 bis 1867 redigirte er das Wochenblatt „Hlas“, d. i. Die Stimme, übernahm aber schon 1868 die Redaction der „Národné listy“; wobei er bald mit den Preßgesetzen in solchen Conflict gerieth, daß er sich vor dem Richter verantworten mußte, was ihm jedoch so wenig gelang, daß er zu drei Jahren schweren Kerkers verurtheilt wurde In Gemeinschaft mit [108] den Redacteuren Barak, Černý und Tolman hatte er bereits neunzehn Monate seiner Haft im St. Wenzels-Arreste abgebüßt, als ihm bei Antritt des Ministeriums Potocki der Rest der Strafe durch eine kaiserliche Amnestie erlassen ward. Besondere Aufmerksamkeit erregte er durch seine Vertheidigungsrede vor Gericht. Während seiner Kerkerhaft, die er zu literarischen Arbeiten benützte, übertrug er auch hundert der schönsten Gedichte des ungarischen Poeten Petöfi; einige Proben dieser Uebersetzungen erschienen zuerst in der čechischen illustrirten Zeitung „Květy“, d. i. Blüten, während später, 1870, die ganze Sammlung im Vereine mit den von Franz Brábek wiedergegebenen Gedichten unter dem Titel: „Poesie Světove“ in zwei Heften zum Druck gelangte. Tuma ist vorherrschend Journalist, was ihn jedoch nicht hindert, auch größere Arbeiten zu veröffentlichen, wie er es z. B. mit folgenden gethan: „O hoji národa amerického za zamostatnost“, d. i. Von dem Kampfe des nordamerikanischen Volkes für seine Unabhängigkeit, in dem Sammelwerke „Osvět lidu“, d. i. Aufklärung des Volkes (im 10. Hefte, 1872) „O Jiřím Washingtonu, zakladateli svobody americke“, d. i. Von Georg Washington, dem Begründer der nordamerikanischen Freiheit (ebenda im 6. Hefte, 1872), „Apoštol svobody“, d. i. Der Apostel der Freiheit (Joseph Mazzini), in dem Sammelwerke „Matice lidu“ (im VII. Jahrg., 1. Heft, 1873). Tuma ist ein fleißiger Mitarbeiter des vorgenannten Werkes „Osvět lidu“, ferner der Zeitschriften „Svoboda“, d. i. Die Freiheit, „Květy“, d. i. Blüten, der von Barak redigirten „Pravda“, d. i. Die Wahrheit, des von Šimaček herausgegebenen „Posel z Prahy“, d i. Bote von Prag, u. a. Demokrat von reinstem Wasser, sucht er für sein politisches Glaubensbekenntniß in zahllosen Leitartikeln, sowie in geschichtlichen und culturgeschichtlichen Aufsätzen Propaganda zu machen. Im Jahre 1865 verheiratete er sich mit Marie Čelakovsky, der Tochter des berühmten čechischen Dichters und Philologen Franz Ladislaus Čelakovsky [Bd. II, S. 315].

Porträt. Holzschnitt in einer Bildnißgruppe der „Humoristické listy“, d. i. Humoristische Blätter (Prag, kl. Fol.) 1874, Nr. 27, Medaillon 9.