BLKÖ:Tschiderer von Gleifheim, die Freiherren, Genealogie

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 48 (1883), ab Seite: 45. (Quelle)
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Zur Genealogie der Freiherren Tschiderer von Gleifheim. Das noch heute in Tirol blühende Geschlecht der Tschiderer stammt aus Graubündten. Von hier aus zog in französische Kriegsdienste ein Adam Bruno Tschiderer, welcher von König Karl V. dem Weisen 1369 mit dem Prädicate la Glaive in den Adelstand erhoben wurde. Erst 1529 kamen seine Nachkommen nach Tirol, wo Hans Tschiderer am 19. Jänner 1620 von Kaiser Ferdinand einen adeligen Wappenbrief unter gleichzeitiger Anerkennung des alten französischen Adels mit Wappenvermehrung (goldene Lilie zur alten rothen Rose) und dem Prädicate Gleifheim (nach dem alten französischen Prädicate Glaive) erhielt. Zu Ende des sechzehnten Jahrhunderts erbauten die Tschiderer auch im Landgerichtsbezirke Kaltern das Schloß Gleifheim, jetzt Besitzthum der Herren von Heufler. Hans – mit dessen Großvater Christoph unsere Stammtafel beginnt – hatte drei Söhne: Hans, Adam und Christoph, denen Kaiser Ferdinand II. mit Diplomen vom 9. und 11. April 1633 den Ritterstand nebst Wappenvermehrung verlieh. Der älteste der Brüder, Hans, wurde von der damals in Tirol regierenden Erzherzogin Claudia von Florenz [Bd. VI, S. 159, Nr. 46] mittelst eines von ihr selbst geschriebenen und noch jetzt bei der Familie aufbewahrten Briefes ddo. 27. März 1634 zum Vormundschaftsrathe für ihre Kinder bestellt. Er und sein Bruder Christoph pflanzten ihr Geschlecht fort, aber Christophs Nachkommen erloschen mit dessen Urenkelin Maria Theresia. Hansens drei Enkel: Franz Anton, Johann Christoph und Anton Benno, Söhne des Adam Tschiderer von Gleifheim aus dessen Ehe mit Ursula Payr zum Thurm, stifteten drei Linien, von denen jene Johann [46] Christophs mit dessen Urenkel, dem Domherrn Johann Veit, ausstarb. Die ältere, von Franz Anton gegründete Linie, welche mit Franz Joseph Ignaz, k. k. oberösterreichischen Hofkammerrath, s. d. 15. October 1737 den Freiherrenstand erlangte, erlosch schon mit des Letzteren Descendenz, da sein Sohn Ignaz 1806 ledig starb, und dessen Schwester Anna Josepha Stiftsdame zu Hall wurde. Die Stammesfolge der jüngeren mit Anton Benno Tschiderer und seiner Gemalin Elisabeth Egger von Egg beginnenden Linie, auf welche ddo. Wien 7. Juli 1838 (26. Februar 1839) der Freiherrenstand der erloschenen älteren übertragen wurde, ist aus der angeschlossenen Stammtafel zugleich mit dem heutigen Familienstande der Freiherren von Tschiderer ersichtlich. Der Name der Familie trat vornehmlich in den Vordergrund durch den vorletzten Bischof von Trient Johann Nepomuk, welcher durch seinen gottesfürchtigen Lebenswandel und seine priesterlichen und übrigen menschlichen Tugenden so die Verehrung seiner Gemeinde genoß, daß dieselbe schon wenige Jahre nach seinem Tode Schritte that, um seine Seligsprechung zu erwirken. Dieser religiöse Sinn scheint zu den Eigenschaften des Geschlechtes zu gehören, denn schon ein halbes Jahrhundert vor diesem Bischofe stand ein anderer Tschiderer, Johann Veit, seit 1717 Pfarrer von Meran, im besonderen Rufe der Frömmigkeit. Man erzählt von Johann Veit, daß er sorgfältig bemüht war, seine Pfarrkinder zu belehren und zur Gottesfurcht und zu allem Guten anzuleiten. Eines derselben war der seinerzeit vielgenannte Ascet Johann Faller, gemeinhin Saliterer-Hannes, von seinem Handwerke, der Salpetersiederei, so geheißen, der mehrere ascetische Schriften verfaßt hat und 1773 starb; und ein anderer Zeitgenoß war der Priester Sebastian Senn, ein Zimmermannssohn von Meran (geb. 1740), der 1796 zu Innsbruck im Rufe der Heiligkeit das Zeitliche segnete. Pfarrer Tschiderer hielt strenge auf die Vorrechte der Kirche, und als im Jahre 1753 die weltliche Behörde einen Flüchtling auf kirchlicher Freistätte gefangen nahm und wegführte, griff es ihn so sehr an, daß er erkrankte und bald darauf starb! Unsere Quelle – eine lautere katholische – schreibt aus Anlaß dessen wörtlich: „er ertrug also den bereits unter der Kaiserin Maria Theresia beginnenden Luftzug des neuen Zeitgeistes nicht“. Und das Vorstehende dürfte wohl auch manche Erscheinungen der heutigen Zustände in Tirol erklären. Die Familie Tschiderer erlangte schon am 24. Jänner 1678 und am 1. Mai 1693 die Tiroler Landstandschaft.

Wappen. Von Silber und Schwarz quadrirtes Feld mit Mittelschild. 1 und 4: in Silber eine volle rothe Rose; 2 und 3: in Schwarz eine goldene Lilie. Mittelschild: in Gold ein schwarzer gekrönter Adler mit ausgespannten Fittigen. Auf dem Schilde ruht die Freiherrenkrone, auf welcher drei Turnierhelme sich erheben. Die Krone des mittleren Helmes trägt den Adler des Mittelschildes; jene des rechten zwei von Silber und Schwarz quergetheilte Rüssel und zwischen diesen eine rechte schwarze und eine linke goldene auswärts abhängende Feder, zwischen welchen in der Mitte die Rose schwebt. Die Krone des linken Helmes trägt zwischen zwei gleichen Rüsseln eine rechte silberne und eine linke rothe Feder und inmitten dieser beiden die Lilie. Die Helmdecken sind rechts schwarz mit Gold, links roth mit Silber unterlegt. Schildhalter: zwei goldene Löwen.

[44a] [WS 1]
Stammtafel der Freiherren Tschiderer zu Gleifheim.
Christoph Tschiderer,
französischer Edelmann,
kam 1529 nach Tirol.
Josepha von Chinelli.
Ludwig.
Eia von Stang.
Noch mehrere Kinder.
Hans, 1620 Wappenbrief.
Elisabeth Wolf.
Noch sechs Kinder.
Adam Tschiderer zu Gleifheim
† 1623 ⚔.
Hans Tschiderer zu Gleifheim, 1623 Reichsritter,
Vormundschaftsrath der Pupillen der Herzogin Claudia
Sophie von Höggle.
Christoph, 1633 Reichsritter,
Commandant der Landmiliz.
Cordula von Lauser zu Moos.

Thomas.
Maria von Streuner.

Christoph,
1693 in die Tiroler
Adelsmatrikel aufgenommen,
fürstlich Eggenberg’scher Kanzler.

Maria Theresia †.
Johann Matthias,
Pfarrer in Bozen.
Adam,
Landschreiber an der Etsch.
Ursula von Payr zum Thurm.
Johann Christoph,
Hofkammerrath.
Anna von Egger zu Egg.

Johann Joseph.
Dorothea Zoller von Zollershausen.
Franz Anton,
tirolischer Generaleinnehmer.
Elise Franzin.
Anton Bruno, 1678 in die Tiroler
Adelsmatrikel aufgenommen,
tirolischer Landschreiber an der Etsch.
Elise von Egger zu Egg.
Johann Baptist.
Adam Johann,
Kammerrath u. Salzdirector
in Hall.
Adam Johann,
Kammerrath u. Salzdirector
in Hall.
Johann
Christoph †.
Peter †. Joseph
Benedict †.
Franz,
Capuciner.
Johann,
Jesuit.
Veit †. Johann,
Evangelist.
Pfarrer.
Maria
Theresia,
vm. Anton
Rudolfi.
Anton Franz,
Hofkammerrath
Marianne
von Ingramm.

Johann Veit,
Domherr und
Generalvicar
zu Chur.
Maria
Josepha,
vm. N. N.
Franz Joseph Ignaz, 1737 Reichsfreiherr.
Maria Gräfin Haindl von Sonnberg.
Maria
Anna.
Johann Georg,
Generaleinnehmer.
Theresia Mayerle
von Brachenstein.

Johann Leopold.
1) Marianne
von Mayerhofen.
2) Theresia v. Mayerle.
Maria
Elisabeth.
Maria
Elisabeth.
Karoline,
vm. Sebastian Freiherr
von Hausmann.
Ignaz
† 1806.
Verordneter des Innsbrucker
Damenstiftes.
Karl,
Jesuit.
Anna Josepha,
Haller Stiftsdame,
†1817.
Joseph Joachim,
Generaleinnehmer von Tirol.
Katharina Giovanelli zu Görstburg und Hörtenberg.
Josepha,
Haller Stiftsdame.
Anton Joseph.
Therese von Egger.
Johann Nepomuk. Franz.
Anna von Fenner.
Anna,
vm. Joseph v. Fenner
zu Margreit.
Karoline,
Haller Stiftsdame.
Joseph,
k. bayrischer
Regierungs-
Präsident.
Ignaz, Freiherr 1838,
k. k. Appellationsrath.
geb. 1. Mai 1778,
†16. April 1858
1) Antonie Freiin Zephiris
von Greuth
† 2. December 1824.
2) Magdalena Freiin
Schneeburg
geb. 11. October 1804.
Johann Nep. [S. 46],
Fürstbischof von Trient,
geb. 15. April 1777,
† 3. December 1860.
Louise,
vm.Dr.Streiter.
Paul,
k. k. Oberstlieutenant.
Peter,
k. k. Kreiscommissär.
Anton,
k. k. Collegienrath.
Anna von Khager.
Franz,
Domherr
in Trient.
Vincenz.
Domenica
von Ferrari.
Babette,
vm. Benedict
von Hebenstreit.
Aloisia,
vm. Anton von
Lechthaler.
Anna,
Oberin des
Stiftes der
englischen Fräulein in
Meran.
Katharina,
englisches
Stiftsfräulein
zu Meran.
Anna †. Barbara. Maria,
vm. von Comini.
Mathilde,
vm.Dr.Tapeiner.
Albert,
Statthaltereisecretär
in Mailand.
Julius †. Theresia †.
August,
k. k. Statthaltereisecretär,
geb. 16. März 1829, †1877.
Ernst [S. 42]
geb. 29. März 1830.
Bertha Freiin Zephiris zu Greuth
geb. 6. Februar 1832.
Johann Nepomuk
geb. 13. August 1832,
†1839.
Marie
geb. geb. 1. Jänner 1857.
Olivier
† 1875.
Albertine
16. October 1862.

[1]


  1. Die in den Klammern [] befindlichen Zahlen weisen auf die kürzeren Biographien, welche sich auf S. 45 und folgende befinden, wenn aber ein S. voransteht, auf die Seite, auf welcher die ausführlichere Lebensbeschreibung des Betreffenden steht.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. In der Vorlage ohne Seitenzahl.