BLKÖ:Tscharmann, Franz

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 48 (1883), ab Seite: 30. (Quelle)
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Tscharmann, Franz (Regiments-Caplan, geb. zu Neumarktl in Krain am 2. Juni 1819). Den theologischen Studien sich widmend, wurde er, am 30. Juli 1847 zum Priester geweiht, Weltpriester der Lavanter Diöcese. Von seiner weiteren geistlichen Laufbahn wissen wir nur, daß er im Jahre 1859 als Feldcaplan bei Erzherzog Rainer-Infanterie Nr. 59 und 1863 in gleicher Eigenschaft bei Kinsky-Infanterie Nr. 47 fungirte. Zur Zeit dient er entweder nicht mehr in der Militär-Seelsorge oder ist er verstorben. Letzteres scheint der Fall zu sein, da sein Name in den Ordensalmanachen nicht mehr verzeichnet steht. Im Jahre 1859 gehörte das Infanterie-Regiment Erzherzog Rainer zur italienischen Armee, und zwar stand es in der Brigade Lippert im achten Armeecorps. Es focht am St. Johannestage – 24. Juni – genannten Jahres in der Schlacht bei Solferino mit einer Unerschrockenheit ohne Gleichen und wirkte im heißesten Kampfe gegen eine bedeutende Uebermacht Wunder der Tapferkeit. In Folge dessen erlitt es auch nicht geringe Verluste. An den Gefahren und Drangsalen dieses in Oesterreichs Geschichte so denkwürdigen Tages nahm auch Feldcaplan Tscharmann den thätigsten Antheil. Ueberall im heftigsten Kugelregen war er zur Stelle; versah die fallenden Soldaten mit den heiligen [31] Sterbesacramenten, half die Verwundeten vom Kampfplatze tragen, theilte unter dieselben Labung und Erquickung aus eigenen Mitteln aus; half beim Verbände der Verwundeten, und in Ermanglung eines Arztes verband er nach Thunlichkeit selbst; nahm vom eigenen Leibe mehrere Kleidungsstücke, um die Blöße einiger Schwerverwundeten zu decken. An manchen Orten, wo Tscharmann viele Verwundete geradezu verlassen traf, zahlte er aus Eigenem Leute, um jenen zu helfen und mehrere vom Unrathe, in welchem sie seit Tagen gelegen, zu reinigen. Als sich am genannten Schlachttage endlich die Oesterreicher zurückzogen, blieb Tscharmann der Allerletzte bei den Verwundeten in der Kirche von Pozzolengo zurück und verließ diesen Ort des Jammers erst, als gegen acht Uhr Abends eine österreichische Huszaren-Patrouille vorbeisprengte und das Heranrücken des Feindes verkündete. Aber sofort eilte er zu anderen Soldaten, die seiner Hilfe auch dringend bedurften, und denen er ohne Unterschied der Nationalität, der Confession und der Truppenabtheilung geistlichen Trost und körperliche Linderung mit seltenem Muthe, mit echt christlicher Liebe, mit ausdauernder Hingebung und größter persönlicher Aufopferung spendete. Er wurde für sein hochherziges Verhalten mit dem goldenen Verdienstkreuze pro piis meritis ausgezeichnet.

Militär-Zeitung. Herausgegeben und redigirt von J. Hirtenfeld (Wien, gr. 4°.) Jahrg. 1859, S. 656.