Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tschaktschak
Band: 48 (1883), ab Seite: 21. (Quelle)
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Tschager, Joseph (Kunstsammler, geb. zu Bozen in Tirol am 16. Mai 1778, gest. zu Herbersdorf bei Wildon in Steiermark am 24. November 1856). Ein Sohn armer, aber reich mit Kindern gesegneter Leute, genoß er nur eine nothdürftige Erziehung. In seinem Geburtsorte trat er in ein Handlungsgeschäft, [22] dann ging er nach Triest, wo er im Merkantilfache seine praktische Bildung vollendete. Aus genannter Hafenstadt begab er sich nach Wien, und daselbst stand er vor seiner Verheiratung in Diensten des Bankhauses Geymüller. Schon damals hatte er durch seine Tüchtigkeit und Sparsamkeit einiges Vermögen erworben. Sein Reichthum aber stammt von seiner aus Fürstenfeld in Steiermark gebürtigen Frau, Elisabeth Meister, denn diese brachte ihm laut Testaments ihres Onkels J. Binter, eines Pelzhändlers in London, ein Vermögen von 60.000 Pfund Sterling zu. Von dieser Zeit ab lebte er in Wien als Privatmann und machte sich durch äußere Pracht bemerkbar. Auch unternahm er große Reisen und sammelte etwa von 1824 bis 1839 Gemälde mit gutem Verständniß. Es war damals für Sammler noch eine gute Zeit, manches Treffliche um ziemlich billigen Preis zu haben. Im Jahre 1839 kaufte: er die Herrschaft Herbersdorf bei Wildon in Steiermark, und zwar, wenn Herausgeber dieses Lexikons nicht irrt, von dem k. k. Obersten und Marien Theresien- Ritter Martin Rochus Teimer Freiherrn von Wildau[WS 1] [Band XLIII, S. 212] und siedelte dahin über. Dort verlor er 1852 durch den Tod seine Frau. Er hatte sich schon früher leidend gefühlt, nun nahm seine Kränklichkeit, namentlich seine Schwerhörigkeit zu, und zu alledem gesellte sich in seinen letzten Lebensjahren noch eine Schwächung der Augen, so daß er nicht mehr zu lesen im Stande war. 1856 starb er im Alter von 78 Jahren. Ein unvergängliches Andenken stiftete sich Tschager durch sein Testament, aus welchem wir folgende Stelle wörtlich anführen: „Meine Gemäldesammlung, die ich durch lange Zeit mit Glück und vielen Kosten gesammelt habe, nebst allen anderen Kunstsachen, bestehend in Kupferstichen, Lithographien, von der Kunst handelnden Büchern, vermache ich dem Ferdinandeum zu Innsbruck. Damit mein Vermächtniß seinen wohlthätigen Zweck erreiche, legire ich zu meiner Gemäldesammlung noch 10.000 fl. Aus den Interessen dieses Capitals soll alle drei Jahre ein Originalgemälde angekauft und der Sammlung einverleibt werden; die ganze Sammlung diene zur Ausbildung angehender Künstler“. So die Bestimmung Tschager’s, der dieses Legat, zu welchem er vornehmlich durch den ehemaligen Statthalter Tirols Clemens Grafen Brandis veranlaßt wurde, als sein Monument betrachtete und verlangte, daß die Bilder ungetrennt in einem eigenen Locale aufgestellt würden, und zwar nebst seinem Bildnisse, das die Namensunterschrift tragen soll. Werfen wir nun noch einen kurzen Blick auf die Sammlung selbst, die neben manchem Minderwerthigen einige Perlen der Kunst enthält. Sie umfaßt im Ganzen 112 Gemälde und wurde im Jahre 1858 auf 6476 fl. geschätzt, eine Summe, die sich nach genauerer Prüfung von Kunstkennern ungleich höher stellt. Tschager hat darüber einen Katalog verfaßt, die werthvollsten Stücke sind [L. = Leinwand, | K. = Kupferblech, H. = Holz, Bl. = Blech]: L. „Zwei Landschaften“, von Karl Ruthardt [Nr. 4, 5], eine mit Hirschen, die von Jägern und Hunden verfolgt werden, die andere mit Leoparden bei einem todten Hirsch und einigen Adlern; – H. Zwei Bilder von Adrian van der Venne [Nr. 10 und 11]; – L. Zwei „Fruchtstücke“, von J. P. Gillemans [Nr. 16 und 17]; – H. „Das Innere einer Kirche“, von Peter Neefs [Nr. 18]; – H. „Nachtlandschaft mit [23] aufgehendem Monde“, von A. v. d. Neer [Nr. 21]; – H. „Lachender Mann mit gläsernem Kruge“, von E. v. d. Neer [Nr. 24], so bezeichnet Tschager’s Katalog den Künstler, Kenner aber halten es für ein Werk Adr. Brouwer’s, in der Art seines Meisters Franz Hals; – L. „Thiere in einer Landschaft“, von P. Potter [Nr. 31]; – L. „Fruchtstück mit Hasen und Vögeln“, von J. Fyt [Nr. 33]; – L. „Männliches Porträt“, von G. Terburg [Nr. 35], das Hauptbild der Sammlung; – L. „Blumen in einer Vase“, von J. D. de Heem [Nr. 29]; – Bl. „Heilige Familie“, von Giulio Campi [Nr. 43]; – L. „Porträt eines Dogen“, von G. Robert Tintoretto [Nr. 46]; – H. „Raucher und Trinker“, von A. v. Ostade [Nr. 47]; – L. „Frau in der Küche“, von Teniers dem Jüngeren [Nr. 50]; – K. „Kartenspieler“, von Brackenburg [Nr. 52]; – H. „Jagdstück“, von Ph. Wouvermann [Nr. 55]; – H. „Weibliche Figur mit einem Kruge“, „männliche mit einem Trinkglase“, zwei Gegenstücke, beide von A. v. Ostade [Nr. 57 und 58]; – K. „Zwei Seestücke“, von J. Giffier [Nr. 59 und 60]; – L. „Niederländische Bürgerfamilie beim Schmause“, von B. v. d. Holst [Nr. 67]; – „Drei Kinder als Schäferinen“, von A. Cuyp [Nr. 68]; – L. „Landschaft mit Thieren“, von M. Hobbema [Nr. 70]; – L. „Landschaft mit Pferden und Hunden“, von A. Both [Nr. 71]; – H. „Flötenspieler“, von G. Dow, auch eine Perle der Sammlung [Nr. 75]; – H. „Männliches“ und „weibliches Porträt“ von Fr. v. Mieris [Nr. 76 und 77]; – K. „Melonenverkäufer“ und „Geflügelhändler“, von J. v. Toorenvliet [Nr. 79 und 88]; – H. „Mann, der einer Frau eine Rose reicht“, von J. Tielius [Nr. 82]; – H. „Kopf eines Juden“, von Rembrandt [Nr. 84], auch eines der werthvollen Stücke dieser Sammlung; – H. „Buch auf einem Teppich“, von v. d. Heyden [Nr. 85]; – H. „Landschaft mit Ruinen“, von C. Poelenburg [Nr. 89]; – L. „Zwei Blumenstücke“, von R. Ruysch [Nr. 90 und 98]; – K. „Flucht nach Aegypten. Nachtlandschaft“, von A. Elzheimer [Nr. 92]; – L. „Porträt“, von P. Rubens [Nr. 93], schönes Stück; – L. „Zwei Landschaften“, von Claude Lorrain [Nr. 94 und 99]; – – H. „Sänger und Flötenbläser“, von J. Craesbecke [Nr. 100]; – L. „Blumenstück“, von W. v. Beerendeal [Nr. 107]. Dann eine Reihe mitunter trefflicher Bilder, deren Meister nicht festgestellt. Wir verweisen Kunstfreunde und Kunstforscher auf den trefflichen, mit wichtigen Bemerkungen glossirten Bericht über diese Sammlung, den die unten in den Quellen genannten „Recensionen“ enthalten.

Rezensionen und Mittheilungen über bildende Kunst (Wien, 4°.) IV. Jahrg. 1865, Nr. 49: „Die Tschager’sche Gemäldesammlung im Museum zu Innsbruck“. – Presse (Wiener polit. Blatt, Fol.) 1865, Nr. 60, im Feuilleton: „Bilder aus der Provinz. Innsbruck und die Innsbrucker“. – Volks- und Schützen-Zeitung (Innsbruck, 4°.) XIII. Jahrgang. 9. April 1858, Nr. 43, im Artikel: „Ferdinandeum“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Martin Rochus Tenner Freiherrn von Wildau.