Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Toeth, Wolfgang
Band: 46 (1882), ab Seite: 1. (Quelle)
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Toffoli, Luigi (Chemiker, geb. zu Bassano gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts). Nach beendeten Vorbereitungsstudien widmete er sich sofort der Chemie in ihrer Anwendung auf die Medicin und bildete sich in der pharmaceutischen Officin des Professors Innocente in Venedig aus. Nach vierjährigem Lehrcurse bezog er die Hochschule und übernahm dann die Leitung einer eigenen Apotheke in Bassano, neben seinen praktischen Arbeiten die theoretischen Studien in seinem Fache fleißig fortsetzend. In demselben zugleich schriftstellerisch thätig, veröffentlichte er 1816 eine „Denkschrift über etliche Mängel und Lücken in der medicinischen Polizei, vornehmlich mit Bezug auf die pharmaceutischen Officinen“, worin er besonders ausführlich die zoologische Pharmacie von bis dahin nur wenig oder gar nicht beachteten Gesichtspunkten behandelt. Dieser Arbeit folgte ein „Saggio di un sistema di farmacia“, welchem als Anhang ein auch in sprachlicher Hinsicht bemerkenswerthes „Vocabolario delle odierne nomenclature chimico-filosofiche“ beigefügt ist. Nicht minder wichtig ist seine „Dissertazione sopra i Tartari emetici o stibiati“, in welcher er die Geschichte, die Bereitung, die physisch-chemischen Charaktere, die medicinischen Eigenschaften, die Anwendung des Brechweinsteins und dessen Verbindungen ausführlich behandelt und eine in Fachkreisen noch heute geschätzte Monographie über diesen Gegenstand lieferte. Mit einer Abhandlung über die Biere brachte er 1818 einen wichtigen Beitrag zur medicinischen Diätetik. Er erörterte darin die Geschichte des Biers, dessen Zubereitung und chemische Theorie, sowie die physikalische Charakteristik zur Erkennung des gesunden und schlechten Biers; die Arbeit schließt mit einer Uebersicht der medicinischen Biere. Von diesem Gegenstande ging er zum Trinkwasser über, wozu sich ihm durch große Erdstürze, welche 1823 und 1825 im Thale Rebrut stattgefunden, die nächste Gelegenheit darbot. Durch dieselben wurden nämlich mehrere Nebengewässer der Brenta und dieser Fluß selbst so getrübt, daß es sich nöthig erwies, durch eine chemische Analyse zu prüfen, ob das Wasser keine gesundheitsschädlichen Stoffe enthalte. Toffoli nahm seine Analyse mit so glücklichem Erfolge vor, daß sie vollkommen mit jener übereinstimmte, welche Professor Melandri in Padua selbständig mit dem Brentawasser vorgenommen hatte. Die Untersuchung durch Toffoli, welcher dieselbe im Jahre 1836 in einer an den Professor Bendiscioli zu Mantua gerichteten Epistel veröffentlichte, führte im Ganzen zu dem Ergebnisse: daß das Wasser der Brenta an und für sich keine eigentlich schädlichen Bestandtheile enthalte, daß es aber nach seiner chemischen [2] Zusammensetzung räthlich erscheine, es weder zum Trinken noch zum Kochen zu benützen, weil es doch durch fortgesetzten Gebrauch gesundheitsschädlich wirken könne. 1838 gab er dann seine Untersuchungen über die Tinte heraus, mit denen er schon im Jahre 1812 begonnen hatte, in welchem er seine „Riflessioni fisico-chimiche sull’inchiostro da scrivere“ veröffentlichte. Er verfertigte auch selbst eine Tinte, welche bald von Allen, die mit der Feder zu thun hatten, ebenso geschätzt als gesucht wurde. Er setzte dann später noch seine Studien vornehmlich im Hinblick auf die Kalligraphen[WS 1] fort, für welche es von großer Wichtigkeit ist, bei der Feinheit ihrer Arbeiten eine chemisch reine Tinte zu benützen. Ferner machte er Studien zur Herstellung eines chemischen Papiers, von welchem das darauf Geschriebene copirt werden konnte, eine Erfindung, deren glückliches Resultat er im Jahre 1838 bekannt gab. Auch der Liqueurfabrication wendete er seine Aufmerksamkeit zu, und seine Ratafia di china-china, wie sein Liqueur von Pomeranzenrinde waren bald sehr gesuchte Artikel. Da er aus Gesundheitsrücksichten die Jagd liebte und zu dieser eine Meute hielt, gerieth er auf ein Thema, das seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, nämlich auf die Hundswuth. Nach jahrelangen Studien und Beobachtungen veröffentlichte er endlich 1838 seine „Memoria sulla Rabbia canina“, worin er die Ursachen dieser entsetzlichen, nur dem Hunde und der Katze eigenen Krankheit erforscht und zur Wahrnehmung gelangt, daß der eigentliche Grund der ursprünglichen, also nicht durch Ansteckung weiter verpflanzten Hundswuth nur im unterdrückten Geschlechtstriebe zu suchen sei. Toffoli behandelt nun diese Krankheit und ihre Erscheinungen mit solcher Ausführlichkeit, daß es in der medicinischen Literatur kein Werk gibt, welches diesen Gegenstand so erschöpfend erörtert. Um aber seine wissenschaftlichen Untersuchungen über die Hundswuth der großen Menge zugänglich zu machen, bearbeitete er dieselben in gemeinverständlicher volksthümlicher Weise und veröffentlichte sie zur unentgeltlichen Verbreitung in einem „Trattato generale sulla Rabbia canina o idrofobia“. Auch später noch beschäftigte ihn diese noch immer nicht gelöste Frage, und er muß wiederholt darüber Einiges in Druck gegeben haben, denn als eine Lamentazione terza erschien die Schrift: „Della Rabbia, o proposta ai governi sul modo semplice e sicuro di salvare l’umanità. Lettera al Dre. Cesare Vigna“ (Padova 1861, G. B. Raudi et Comp.). Im Jahre 1863 schrieb er noch in Anknüpfung an das vorerwähnte Werk über die Hundswuth einen Brief an Professor Luigi Bosi in Ferrara über die Geschichte und die Wirkung des unter dem Namen Curare bekannten Pfeilgiftes der Indianer, wozu ihm die im Ospedale maggiore zu Mailand mit diesem Gifte bewerkstelligte Heilung (?) zweier von der Hundswuth Befallenen die Veranlassung gegeben hatte.

Messagiere tirolese di Rovereto, 1863, Nr. 11 und 13: „Illustri contemporanei. Toffoli e i suoi scritti“. Cel dre Jacopo Facon. – Rivista friulana, 1863, Nr. 25: „Luigi Toffoli”.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Kaligraphen.