BLKÖ:Tobisch, Johann Karl

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tobisch, Fräulein
Band: 45 (1882), ab Seite: 219. (Quelle)
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Tobisch, Johann Karl (gelehrter Piarist, geb. zu Meseritsch bei [220] Kaaden in Böhmen am 17. October 1793, gest. zu Breslau 1853). Im Kreise seiner Familie verlebte er in einer an mannigfachen Schönheiten reichen Natur eine heitere Jugend. Im Jahre 1810 trat er in den Orden der frommen Schulen ein, für den er auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt, das unter Leitung desselben stand, Neigung gefaßt hatte. Seine Oberen schickten ihn zunächst nach Beneschau, wo er sich für den Lehrberuf vorbereitete. Sein älterer Ordenscollege Nicephor Enzman, der für die lateinische Sprache und Literatur schwärmte, flößte ihm Liebe zum Studium derselben ein, welches er auch mit großem Eifer betrieb. Außerdem studirte er die französische Sprache und verlegte sich vornehmlich auf Mathematik. Hierauf wirkte er als öffentlicher ordentlicher Gymnasiallehrer zu Beneschau, Schlan, Leitomischl und Kremsier, dann an dem Neustädter Gymnasium in Prag. In dieser Zeit unterzog er sich auch zur Erlangung der philosophischen Doctorwürde den strengen Prüfungen aus Mathematik, Physik und Philosophie, später denen aus theologischen Disciplinen. Nebenbei war er auch im Predigtamte thätig. Da mit einem Male ward er inne, daß seit seinem Wirken im Orden seine Ansichten über wichtige Gegenstände der Kirche und des Glaubens nicht mit den Traditionen seines Standes übereinstimmten, und entschlossen, dem Klosterleben zu entsagen, begab er sich 1816, 23 Jahre alt, in das benachbarte Preußisch-Schlesien, um sich daselbst einen neuen Wirkungskreis zu schaffen. Bei seiner ebenso gründlichen als vielseitigen Bildung und vorangegangenen praktischen Verwendung fiel ihm dies nicht schwer, er fand bald einen Posten als Erzieher der zwei älteren Söhne des Grafen Pfeil auf Kleutsch, dann Wildschütz. In dieser Stellung ging er auch in Breslau zum protestantischen Glauben über, für den er sich noch während seiner Lehrthätigkeit in Prag bei dem öfteren Besuch evangelischer Predigten erwärmt hatte. Als Erzieher in Kleutsch beschäftigte er sich fortwährend mit mathematischen, physikalischen, geschichtlichen und sprachlichen Studien, unterzog sich auch in Breslau dem Oberlehrerexamen, trat 1819 als Mitglied des pädagogischen Seminars in Breslau ein Lehramt am königlichen Friedrichs-Gymnasium daselbst an und wurde 1822 ordentlicher, 1829 aber königlicher Professor, in welcher Stellung er im Alter von 60 Jahren starb. Tobisch worauf poetischem, mathematischem und classischem Gebiete schriftstellerisch thätig; außer mehreren anonymen Gelegenheitsgedichten in deutscher und lateinischer Sprache hat er herausgegeben: „Carmen Doct. Ill. Exper. Dom. Christiano Abrahamo Rosenberg... oblatum“ (Vratisl. 1822, 4°.); – „Carmen ad celeb. aug. et sap. Brinc. Frid. Guil. III Borussiae regis... compositum“ (ebd. 1822, 4°.); – „Gespräch zwischen Hermann, Robert und Georg über Astronomie“ (Breslau 1824, 8°.); – „Carmina edita in emolumentum Graecorum“ (Vratislaviae 1826, 12°.); – „Gedichte (auch: Poesien ernsten und scherzhaften Inhalts)“ (Breslau 1826, 12°.); – „Hellas, eine Unterhaltung über die Griechen (in Versen)“ (ebd. 1827, 12°.); – „De promovendo in scholis linguae latinae studio“ (Vrat. 1828, 4°., Programm); – „Poetische Beschreibung einiger Wanderungen in der Grafschaft Glatz“ (Breslau 1829, gr. 12°.); – „Leitfaden zum Gebrauche bei Vorträgen über die besondere und allgemeine Arithmetik“ (ebd. 1829, 8°.); – „Elemente der höheren Algebra, zum Gebrauche [221] bei Vorträgen in den oberen Classen der Gymnasien und zum Selbstunterrichte entworfen“ (ebd. 1834, 8°.); – „Gespräch über die vier Zeitalter der Geschichte“ (ebd. 1830, 8°.); – „Leitfaden zum Gebrauche bei Vorträgen über die Elemente der Planimetrie, die ebene Trigonometrie und die Entwickelung der vorzüglichsten Formeln der analytischen Trigonometrie“ (ebd. 1831, 8°.); – „Drei Gespräche in Versen, über Unsterblichkeit, den Mond, insbesondere seine Bewohner und über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ (ebd. 1833, 8°.); – „Elemente der Combinationslehre nebst einer vorausgeschickten Abhandlung über die figurirten Zahlen und arithmetischen Reihen…“ (ebd. 1833, 8°.); – „Elemente der Analysis des Endlichen, zunächst als Leitfaden zum Gebrauche seiner Schüler entworfen“ (ebd. 1833, 8°.); – „Abhandlung über die Curve, deren Natur durch die Gleichung [WS 1] ausgedrückt wird“ (ebd. 1833, 4°., Programm); – „Sechs Lieder für eine Singstimme mit Begleitung einer Guitarre“ (Breslau, C. A. Forster); – „Fassliche Darstellung der geometrischen Verhältnisse und Proportionen“ (ebd. 1834, 12°.); – „Elemente der ebenen analytischen Geometrie“ (ebd. 1834, 8°.); – „Leitfaden zum Gebrauche bei Vorträgen über die Stereometrie und sphärische Trigonometrie in den oberen Classen der Gymnasien und beim Selbstunterrichte“ (ebd. 1834, 8°., mit 4 Tafeln); – „Fassliche Darstellung der Elemente der Differentialrechnung und einiger Anfangsgründe der Integralrechnung, zunächst für seine Schüler bestimmt“ (ebd. 1837, 8°.). Außerdem lieferte Tobisch auch Beiträge zum Literaturblatte von und für Schlesien. Ein vielseitig und gründlich gebildeter Schulmann, war er während seiner Thätigkeit an den böhmischen und mährischen Lehranstalten auch ein Liebling seiner Schüler und ein Günstling seines damaligen obersten Chefs, des Oberstburggrafen Kolowrat, der ihm wiederholt kaiserliche Remunerationen zukommen ließ.

Goedeke (Karl). Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. Aus den Quellen (Dresden 1877, Ehlermann, 8°.) Bd. III, S. 1001, Nr. 1057. – Poggendorff (J. C.). Bibliographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1863, K. Ambros. Barth, schm. 8°.) Bd. VI, Sp. 1114. – Gersdorff (E. G.). Leipziger Repertorium der deutschen und ausländischen Literatur (Leipzig, 8°.) Jahrg. 1855.
Porträt. Gezeichnet von Mücke, lithographirt von Koschwitz.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage:  .