Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Toman, Lovro
Band: 44 (1882), ab Seite: 249. (Quelle)
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Thoman, Moriz (Priester der Gesellschaft Jesu, geb. in dem ehemals montfort’schen Flecken Langenargen, nach Anderen zu Leutkirch in Schwaben, am 19. April 1722, gest. zu Bozen 19. December 1805). Der arme Leinweber Jacob Thoman und seine Frau Katharina geborene Hutt, Beide lutherischer Confession, traten am Tage der Geburt ihres Sohnes Moriz zur katholischen Kirche über. Bald darauf übersiedelten sie nach Feldkirch in Vorarlberg, und als ihr Kind in die Zeit der Schuljahre getreten, brachte es dieselben zunächst in Bozen, dann in Innsbruck zu. Mit schönen Talenten begabt, wählte der Jüngling zu seinem Berufe die Arzneiwissenschaft. Da er aber Armut halber auf die Doctorwürde verzichten mußte, wanderte er in seiner Noth im Winter 1747, 25 Jahre alt, als Pilger verkleidet nach Rom, wo er das Heiligengeistspital besuchte, an welchem der berühmte Doctor Camillo de Camillis ordinirte. In jener Zeit kam ihm der Gedanke, Missionär zu werden und die Indianer für den Glauben seiner Kirche zu gewinnen. Zu diesem Zwecke trat er in Rom am 13. December 1750 in den Orden der Gesellschaft Jesu ein, setzte aber in demselben seine medicinischen Studien fort und erlangte im Auftrage und auf Kosten des Ordens die Doctorwürde der Medicin und Philosophie. Zwei Jahre danach legte er zu Lissabon die feierlichen Gelübde ab und im September 1755 empfing er am Collegium zu Goa, der Hauptstadt der portugiesischen Besitzungen in Hindostan, die Priesterweihe. Das erste Meßopfer hielt er, wie er selbst berichtet, an dem Altare, an welchem die unversehrte Leiche des indischen Apostels Xaverus im Doppelsarge von Krystall und Silber ruht, unter der Regierung des Vice-Königs Marquis de Tavora, der wenige Jahre später mit seiner Familie vor dem königlichen Palaste zu Lissabon – wie Viele behaupten unschuldig – hingerichtet wurde. In Goa widmete sich Thoman aufs eifrigste der Seelsorge, aber schon am 2. Februar 1757 wurde er nach den portugiesischen Colonien in Südafrica abberufen, um daselbst in dem der Insel Madagaskar gegenüberliegenden Lande der wilden Kaffern das Evangelium zu verkünden. Etwas über dritthalb Jahre wirkte er mit noch zwei Ordensbrüdern in diesem schwierigen und gefährlichen Missionsgeschäfte, als er am 9. September 1759 plötzlich, ohne selbst einen Anlaß gegeben zu haben, von portugiesischen Officieren festgenommen und in ein Gefängniß geworfen wurde. Auf seine Frage nach der Ursache dieses Vorganges bedeutete man ihm: er und seine Genossen seien zwar unschuldig, aber da die Jesuiten in Portugal dem Könige nach dem Leben getrachtet und viel Anderes verschuldet hätten, sei der Befehl erflossen, alle Jünger Loyola’s zu verhaften. Nach acht Tagen wurde er über das indische Meer nach Goa gebracht, wo eine große Anzahl Jesuiten, [250] bis um die Mitte Juli 1761 deren 127, zusammentraf. Wie Sclaven verpackt, erreichten die Gefangenen nach einer ununterbrochenen Seereise von vier Monaten, unter unsäglichen Leiden aller Art, denen auch Mehrere erlagen, am 20. November 1761 endlich Lissabon. Thoman, nebst einem Theile seiner Gefährten, wurde nach S. Juliao, einer am rechten Ufer und nahe der Mündung des Tajo, drei Stunden westlich von der Hauptstadt gelegenen Festung geschleppt. Hier brachte man ihn in einen unterirdischen Kerker, in welchen man nur mittels Laternenlichtes gelangen konnte. Eine vierthalb Zoll breite Mauerritze ließ ein mattes Dämmerlicht in die Nacht dieser Gruft fallen. An dem von beständiger Nässe aufgeweichten Gemäuer blieb jeder Fingerdruck sichtbar. Das modernde Holzwerk hielt fast nicht mehr zusammen, und die dumpfe durch die schmale Ritze kaum austretende Luft erschwerte das Athemholen. In diesem an die schlimmsten Tage der Inquisition gemahnenden Raum schmachtete er, ohne je verhört, ohne je abgeurtheilt zu werden. Durch mehrere Jahre von jedem Verkehre abgeschnitten, sah er keine andere menschliche Gestalt als die des Kerkermeisters, der ihm die nothdürftigste Nahrung brachte. Jeder Versuch, Nachricht über seine Lage nach außen gelangen zu lassen, scheiterte an der scharfen Bewachung und an der Unnahbarkeit seines Hüters. Aber der Priester, der schon in seinem Missionsgeschäfte gelernt hatte, den Schrecknissen der Wildniß und den gefährlichen klimatischen Einflüssen Widerstand zu leisten, ertrug auch die Qualen seiner Kerkerhaft mit Geduld und in steter Hoffnung, daß die Stunde seiner Erlösung endlich doch schlagen werde. Und sie schlug. Als am 24. Februar 1777 Portugals König Joseph Emanuel das Zeitliche segnete, fand sich in seinem letzten Willen die Bestimmung vor, daß allen Staatsgefangenen die Freiheit wiedergegeben werde. So wurde Thoman frei, nachdem er im Ganzen 18 Jahre weniger sechs Wochen und vier Tage in der beschriebenen schrecklichen Haft verbracht hatte. Seiner Rückkehr in die Heimat stand nun nichts mehr im Wege. Am 18. Juli 1777 verließ er Portugal. Dem Heimgekehrten wies Kaiserin Maria Theresia, welche Kunde von seinem Schicksale erhalten hatte, ein anständiges Jahrgehalt an, von dem er zu Bozen in Zurückgezogenheit lebte, wegen seines tugendhaften Wandels von der Bevölkerung allgemein verehrt. Im Sterberegister der Stadtpfarre Bozen ist Thoman’s Tod in folgender Weise angezeigt: Thoman Mauritius ex Societate Jesu Philosophiae et Medicinae Doctor, Comes palatinus, Eques auratae Militiae, Missionarius in Asia et Africa; per 18 annos innocenter qua Jesuita in obscuris carceribus arcis S. Juliani prope Lisbonam Portugalliae detentus, dein hic loci pensione austriaca vivens, obiit 19. Decembr. 1805, annos habens 83, senio debilitatus omnibus sacramentis munitus“.

Reise- und Lebensbeschreibung von ihm selbst verfaßt (Augsburg 1788, 8°.).