Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Textor (Hauptmann)
Band: 44 (1882), ab Seite: 106. (Quelle)
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4. Urban Textor (gest. zu Donauwörth im Jahre 1558). Nach Einigen von niederer Herkunft, gebürtig aus einer am Karst gelegenen Ortschaft, [107] nach Anderen dagegen aus vornehmer Familie stammend, welch letztere Version sich auch in einer gedruckten Leichenrede findet, in der es wörtlich heißt: ortus est illustri – ut accepimus – familia“. Die Nachrichten über ihn sind nicht eben selten, aber lückenhaft und voller Widersprüche. Nicht ohne Grund vermuthet man, daß er slavischer Abkunft gewesen sei und seinen Namen, der damaligen Sitte folgend, latinisirt habe. Als Seelsorger zu Bruck an der Mur in Steiermark zog er die Aufmerksamkeit des Königs Ferdinand auf sich, der ihn als Almosenier, Beichtvater und Prediger an seinen Hof berief und nach dem Tode des Laibacher Bischofs Franz Kazianer zu dessen Nachfolger ernannte. In letzterer Stellung benützte Textor das Vertrauen seines königlichen Gönners, um durch denselben den im Aufblühen begriffenen Orden der Gesellschaft-Jesu ins Land zu berufen, welcher, daselbst festen Fuß fassend, seinen mächtigen Einfluß auch bald zur Geltung zu bringen wußte. Als ebenso eifriger wie erbitterter Gegner des Protestantismus, der sich zu jener Zeit immer mehr und mehr auszubreiten begann, hielt der Bischof die Jünger Loyola’s zunächst geeignet, dem Eindringen der neuen Lehre den wirksamsten Widerstand entgegenzusetzen. In der Förderung des Unterrichtes im Sinne des Ordens und in Errichtung von Landschulen, welche diesem Zwecke entsprachen, erblickte er die eingreifendsten Mittel zur Erreichung seiner Plane. In der Durchführung derselben ging er mit solcher Energie vor, daß er von Peter Canisius der „Hammer der Protestanten“ genannt wurde, welchen Beinamen vor ihm schon der vielgenannte und bekannte Dominicanermönch Johann Faber erhalten hatte. Als Textor im Winter 1558 bei einer kaiserlichen Commission in Donauwörth sich befand, sollen die Protestanten, deren Verfolgung er so eifrig betrieb, die Treppe mit Wasser begossen haben, in Folge, dessen er einen Fall gethan, welcher die Ursache seines Todes gewesen sei. Nach Anderen wieder wäre er von einer Leiter gestürzt, was auch auf Anstiften der Protestanten geschehen. Von Einigen dagegen wird diese Nachricht über die Ursache seines Todes bestritten. [Oratio funebris de morte Reverendiss. in Christo patris et Domini D. Urbani Episcopi abacensis etc. Authore Constantino Selendro (Cadanensi) (4°.). – Valvasor. Ehre von Krain. II. Theil, 8. Buch, S. 664. – Denis (Michael). Wiens Buchdruckergeschichte von Anbeginn bis 1560, S. 461. – Morelli di Schönfeld (Carlo). Istoria della Contea di Gorizia (Gorizia 1855, Paternolli, 8°.) Volume III, p. 357. – Großes vollständiges (sogenanntes Zedler’sches) Universal-Lexikon (Halle und Leipzig, Johann H. Zedler) Bd. XLIII, Sp. 320; gibt das Jahr der Erhebung Textor’s zum Bischofe von Laibach, 1544, als dessen Todesjahr an, was unrichtig ist, und nennt den Ort, wo er gestorben, Tanaberit, aus welcher Verstümmelung man immerhin noch den Namen Donauwörth herauszufinden vermag.] –