Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szopowicz, Heinrich
Band: 42 (1880), ab Seite: 251. (Quelle)
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Szopowicz, Franz (poln. Schriftsteller, geb. zu Žmujdzi im Jahre 1762, gest. zu Krakau am 5. Mai 1839). Den ersten Unterricht erhielt er im Elternhause, dann in der Jesuitenschule zu Kroża und nach deren Verlegung nach Kretynga auch daselbst. Um sich dem Berufsstudium zu widmen, bezog er die Hochschule in Wilna, und bald that er sich durch seine Talente und seine Verwendbarkeit so hervor, daß er im Alter von erst 19 Jahren mit noch 27 Collegen von der damaligen Erstehungscommission für das Lehramt ausersehen und 1781 zur Ausbildung in [252] demselben auf Staatskosten nach Krakau entsendet wurde. Während seines vierjährigen Aufenthaltes daselbst betrieb er an der Universität philosophische und mathematische Studien. 1785 kam er, 23 Jahre alt, als Professor dieser Gegenstände an die Krakauer Hauptschule. Nachdem er zwei Jahre in dieser Stelle gewirkt hatte, erfolgte seine Ernennung zum Professor der Mathematik und Logik an den Schulen in Warschau. Damals schrieb er seine Abhandlung: „Uwaga nad arytmetyką i algebrą Luliera, d. i. Untersuchung der Arithmetik und Algebra Luliere’s und legte dieselbe zugleich mit einem Nachweise über die Unzulänglichkeit der Logik Condilac’s der Erziehungscommission zur Begutachtung vor. Beide Arbeiten wurden von dieser geprüft und sowohl in Hinsicht auf den Grundgedanken, als auf die logische und bündige Entwickelung desselben für so bedeutend befunden, daß man Sz. zum Mitglied der Gesellschaft zur Herausgabe der Elementarschulbücher ernannte. Durch die bisherigen Arbeiten, neben strenger Erfüllung seines Berufes, dem er sich mit dem ganzen Feuereifer seiner Jugend hingegeben, hatte aber seine Gesundheit, namentlich sein Augenlicht derart gelitten, daß er nicht nur sein Lehramt niederlegen, sondern auch von jeder anderen Arbeit sich enthalten mußte. Die Erziehungscommission. ebenso die wissenschaftliche Bedeutung des jungen Mannes wie seine Verdienste als Lehrer würdigend, nahm keinen Anstand, dem so schwer Heimgesuchten eine Pension zu bewilligen. Aber die politischen Wirren und die völlig zerrütteten Finanzen verhinderten es, daß ihm die Frucht dieser wohlgemeinten Verfügung zu Theil wurde. Dabei von gänzlicher Blindheit bedroht, begab er sich Heilung suchend nach Wien, wo er nach glücklich überstandener Operation sein Augenlicht wieder erhielt. Nach einer längeren Reise in Italien, durch die er seine Gesundheit kräftigte, in die Heimat zurückgekehrt, wirkte er als Erzieher bei mehreren höheren Adelsfamilien in Podolien und der Ukraine, zugleich aber warf er sich, wie früher auf mathematische, jetzt mit vollem Eifer auf sprachliche Studien, vornehmlich auf jene des polnischen Idioms. Seine grammatikalischen Untersuchungen hinsichtlich der Schreibweise erregten die Aufmerksamkeit der Gesellschaft der Warschauer Wissenschaftsfreunde, welche ihn denn auch zu ihrem Mitgliede ernannte. Nun übernahm er im Jahre 1818 das Lehramt der Mathematik an der Krakauer Universität, welches er durch 15 Jahre, bis zu seiner 1833 erfolgten Emeritur versah. Aber nicht allein im Lehramte war er thätig, er fungirte auch mit allem Eifer als Visitator und Examinator der Gymnasialschulen, als Mitglied des ökonomischen Baucomités der Stadt Krakau, des Comités zur Aufrichtung des Kosciuszkohügels, des Krakauer Wohlthätigkeitsvereins und seit 1831 als Senator der Republik. Seine literarische Wirksamkeit beschrankt sich auf folgende Schriften: „Uwagi Jana Sniadeckiego nad niektóremi miejscami dzieła Villersa, tyczączemi się Polski“, d. i. Bemerkungen des Johann Sniadecki über einige Polen betreffende Stellen im Werke von Villers (Warschau 1823, 8°.), zuvor im 15. Bande des „Pamiętnik warszawski“ (Warschauer Denkschrift) abgedruckt; Sniadecki hatte diese Schrift in französischer Sprache verfaßt und Szopowicz übersetzte sie ins Polnische, vergleiche darüber den [253] Artikel: Sniadecki [Bd. XXXV, S. 214]; – „Rozprawa o znaczeniu iłości“, d. i. Abhandlung über die Bedeutung der Quantität (Krakau 1823, Universitäts-Druckerei, 8°.), auch im achten Bande der Jahrbücher der Krakauer gelehrten Gesellschaft abgedruckt; – „Uwagi nad samogłoskami i spółgłoskami w ogólności, oraz nad niektóremi głoskami abecadła polskiego w szczególności“, d. i. Bemerkungen über die Selbstlaute und Mitlaute im Allgemeinen und über einige Buchstaben des polnischen Alphabets im Besondern (Krakau 1827, 8“), diese Schrift übrigens hatte Szopowicz bereits im Jahre 1809 vollendet; – ferner bearbeitete er einen Auszug der Mechanik von J. Michael Hube und der Physik desselben Autors aus dem Lateinischen ins Polnische; indessen wollen Andere wissen, daß diese polnischen Auszüge der Jesuit Joh. Koc verfaßt habe. In Handschrift aber hat er ein arithmetisches Werk hinterlassen.

Rycharski (Łucyan Tomasz), Literatura polska w historyczno-krytycznym zarysie, d. i. Die polnische Literatur im historisch-kritischen Grundriß (Krakau 1868, Himmelblau, gr. 8°.) Bd. II, S. 100.