BLKÖ:Szaniawski, Franz Xaver

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 41 (1880), ab Seite: 150. (Quelle)
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Szaniawski, Franz Xaver (Theolog und Rechtsgelehrter, geb. zu Wiezownice nächst Jaroslaw im Przemysler Kreise Galiziens am 1. December 1768, gest. 16. August 1830). Franz Xaver gehörte nur in der früheren Periode seines Wirkens dem österreichischen Kaiserstaate an, in der späteren dem Auslande. Sein Vater Joseph war Staatsbeamter zu Lukow, seine Mutter Sophie eine geborene Podczaska. Nachdem er die Schulen zu Kielce, einem im Krakauer Gebiete gelegenen Städtchen, besucht hatte, hörte er auf der Universität Krakau Naturwissenschaften und logische Disciplinen und unterzog sich darauf zur Erlangung eines Lehramtes zwei öffentlichen Prüfungen. Nun lehrte er zu Kielce etliche Jahre in den Schulen, etliche im Seminar und wurde dann Mitglied des Collegiums der Vicare daselbst, als solches zugleich das Predigtamt ausübend. [151] 1802 berief ihn Felix Graf Lubienski als Erzieher in sein Haus. Noch in demselben Jahre wurde Szaniawski zum Ehrencanonicus von Kielce ernannt, und nachdem er sich 1803 einem Concurse in der Krakauer Diöcese unterzogen hatte, erhielt er die Probstei zu Wiskitka, von wo er 1807 nach Grodzisko kam. Nun führte er kurze Zeit die Geschäfte eines Regierungs-Commissärs im Gebiete von Sochaczew, dann bis 1808 jene eines Secretärs in geistlichen Angelegenheiten im Ministerium der Justiz. Darauf wählte ihn die Gesellschaft der Warschauer Wissenschaftsfreunde zum Mitglied, und im Jahre 1809 erfolgte seine Ernennung zum Domherrn der Warschauer Kathedrale. Nachdem er noch an der Hochschule zu Krakau das Doctorat der Rechte erlangt und die Gelehrtenakademie daselbst ihn unter ihre Mitglieder aufgenommen hatte, wurde er 1816 Mitglied der höchsten Erziehungscommission und 1818 Professor der Rechte an der Universität in Warschau, in welch letzterer Stellung er bis zu seinem Tode verblieb. Neben diesem Amte bekleidete er noch mehrere andere, so im Jahre 1820 das eines Censors, während der Administration des Warschauer Erzbisthums durch Bischof Wollowicz das des Suffragan, dann jenes des General-Officials der Warschauer Erzdiöcese und nach dem Tode Skarzewski’s die Stelle des Administrators derselben. Seine Wirksamkeit als Priester und Lehrer war eine äußerst verdienstliche. Zur Zeit seines Erzieheramtes im Hause des Grafen Felix Lubienski, damaligen Ministers der Justiz, erregte er in diesem den Gedanken, eine Rechtsschule in Warschau zu gründen, und trug dann auch am meisten dazu bei, daß dieselbe ins Leben trat. Als Schriftsteller auf dem Gebiete der Rechts- und Staatswissenschaften und der Homiletik entwickelte er eine ungemein große Rührigkeit, und sind von ihm folgende theils im Buchhandel erschienene, theils in gelehrten Fachwerken abgedruckte Arbeiten zu verzeichnen: „Kodeks cywilny francuzki“, d. i. Französischer Civil-Codex, 1. 2. und 3. Buch (Warschau 1807 und 1808; viele Auflagen: die 3. mit Anmerkungen 1810; die 5. zugleich mit französischem Originaltext und lateinischer Uebersetzung 1813; die 6. 1830 und zugleich lateinisch: „Codex Napoleonis, libri 3“; – „Organizacyja notariuszów i szkół prawa“, d. i. Organisation der Notare und Rechtsschulen (ebd. 1807); – „O usposobieniach potrzebnych do uczenia się prawa“, d. i. Von der nöthigen Vorbereitung zum Studium der Rechte (ebd. 1810); – „Uwagi o hypotece“, d. i. Betrachtungen über die Hypothek (Łowicz 1810); – „O urzędnikach“, d. i. Von den Beamten (Warschau 1810); – „O rządzeniu i radzenin“, d. i. Vom Regieren und Berathen (ebd. 1810); – „O prawach handlowych“, d. i. Von den Handelsrechten (ebd. 1810); – „Jak przepisy kodeksu Napoleona o rozwodach rozumianemi być maja“, d. i. Wie die Paragraphe des Code Napoleon über die Ehescheidung zu verstehen sind (ebd. 1811); – „Kazania na nabożeństwie rozważania męki Jezusa Chrystusa w czasu postu miewane“, d. i. Predigten anläßlich der Andacht über das Leiden Christi gehalten in der Fastenzeit (ebd. 1806); – „Kazania na nabożeństwach królewskiego warszawskiego uniwersytetu mówione.“, d. i. Kanzelreden, gehalten beim Gottesdienste an der k. Universität in Warschau (Breslau 1827); – „Kazania, [152] 3 tomi“, d. i. Predigten, 3 Theile (Warschau 1818); – „Sześć kazań z ewangelij mówionych w metropolitalnym kościele warszawskim“, d. i. Sechs Predigten über das Evangelium, gehalten in der Warschauer Metropolitankirche (ebd. 1822); – „Statyka w prawie czyli nauka porównywań w prawie“, d. i. Die Statik des Rechtes oder die Lehre von den Vergleichungen im Rechte (ebd. 1819); – „Uwagi o zabezpieczeniu i uskutecznieniu oddowiedzialności na dłużnikach dla wierzycieli, d. i. Betrachtungen über die Sicherstellung und Bewerkstelligung der Verantwortlichkeit der Schuldner, gegenüber den Gläubigern (ebd. 1820) und „Wiadomości początkowe w nauce prawa“, d. i. Anfangsgründe der Rechtswissenschaft (ebd. 1817). Außerdem veröffentlichte er in polnischen Fachblättern, im „Warschauer Gedenkbuch“ (Pamiętnik warszawski), in den „Jahrbüchern der Warschauer Wissenschaftsfreunde“ (Roczniki warszawskich towarzystwa przyjaciół nauk), in der „Themis“, im „Warschauer Tagblatt“ (Dziennik warszawski) viele biographische und historische Artikel, so: „Ueber die Juden“ (Pamiętnik warszawski 1815); – „Von der Babin’schen Republik“ [ebd. 1818]; – „Ueber Paul Piasecki“ [in den Sitzungen der Warschauer Hochschule 1823]; – „Ueber Nicolaus Zalaszowski“ [ebd. 1823]; – „Ueber Nicolaus Trąba [ebd. 1826]; – „Das Leben des Clem. Urmowski“ [ebd. 1828]; – „Ueber Andreas Fritz Modrzewski“ [ebd. 1829]; – „Das Leben des Bartholomäus Szulecki“ [in den Jahrbüchern der Wissenschaftsfreunde, Bd. VII]; – „Das Leben Karl Kortum’s“ [ebd., Bd. IX]; – „Ueber Joseph Filipecki“ [ebd., Bd. X]; – „Ueber Anton Dąbrowski“ [ebd., Band XXI]; – „Ueber die Charaktere der Runenschrift“ [ebd., Band XVI]; – „Historischer Nachweis, welche Aufnahme das Tridentinische Concil in Polen gefunden“ [Themis, Bd. VII] u. d. m. Szaniawski war als Gelehrter ebenso vielseitig in seinen Kenntnissen als bedacht, sie in die weitesten Kreise zu verbreiten. Er waltete in der Doppelstellung als Rechtslehrer und Priester seiner Aemter mit seltener Gewissenhaftigkeit; man wandte sich gerne um Rath an ihn, weil man wußte, daß er denselben nach Recht und Ueberzeugung ertheile. Dabei war er ein heiterer Gesellschafter, in den Familien gern gesehen; und nach seinen Vortragsstunden oder nach einer Predigt kannte er kein höheres Vergnügen, als mit Kindern zu scherzen, sich an ihren Spielen zu betheiligen, so zu sagen mit ihnen wieder Kind zu sein. Sein Wahlspruch war: Lieben wir uns, arbeiten wir, freuen wir uns. Und da dieser Spruch, dessen er sich immer aufs neue bediente, im Polnischen: Kochajmy się, pracujmy i bądźmy weseli lautet, so nannte man Szaniawski überall nach den ersten Worten desselben: Kochajmy się, und thatsächlich ist dieser Ausruf heute noch ein geflügeltes Wort in Polen. Dabei war der in Rede Stehende von einer Thätigkeit und Pünktlichkeit ohne Gleichen. Nachdem er bei Gelegenheit der Eröffnung des Landtags seine Rede gehalten, bestieg er sofort das Wägelchen, das außen vor dem Ständesaale seiner gewartet, und fuhr hinaus aufs Land, um daselbst eine Fastenpredigt zu halten, für die ein Landpfarrer ihm die Zusage abgenommen. Als er in seinem 66. Jahre eine Reise nach Rom beschlossen hatte, bestieg er [153] nach beendeter Vorlesung im Collegium den vor der Pforte seiner harrenden Wagen und fuhr nach Rom, von wo er genau zur Stunde der Eröffnung der Vorlesungen wieder in Warschau eintraf. Vermögen hinterließ er wenig, denn freigebig und mildthätig, wie er war, hatte er sein Einkommen meist unter Arme und Bedürftige vertheilt, das übrige aber zu wohlthätigen Zwecken verschrieben; seine aus rechtswissenschaftlichen Werken bestehende Bibliothek erhielt die Warschauer Hochschule. In früheren Zeiten war er oft und weit gereist, er hatte im Jahre 1801 Wien besucht, 1810 in Frankreich, 1820 im nördlichen Deutschland und kurz vor seinem Tode auf der erwähnten Reise nach Rom auch in Italien sich umgesehen. Er war ein Pole und Geistlicher aus der guten alten Zeit, der für einen geistvollen Autor eine vortreffliche Charakterstudie böte.

Czasopismo naukowe od zakładu narodowego imienia Ossolińskich wydawane. Rok 1831, d. i. Gelehrte Zeitschrift des Graf Ossoliński’schen Institutes, Jahrgang 1831 (Lemberg, 8°.) Bd. II, S. 113: O zyciu i pismach F. Xawerego Szaniawskiego Galiziana“. – Bentkowski (Felix), Historya literatury polskiey, d. i. Geschichte der polnischen Literatur (Warschau und Wilna 1814, Zawadzki und Comp., 8°.) Bd. II, S. 286, 287, 293, 294 und 588.