Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stulli, Gioachino
Band: 40 (1880), ab Seite: 190. (Quelle)
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Stuller, Franz (Kossuth’s Secretär im Jahre 1848, gest. zu Pesth am 6. April 1874). Ueber sein Leben sind sehr lückenhafte Nachrichten vorhanden. Vor 1848 redigirte er den „Pesti Hirlap“ gemeinschaftlich mit Kossuth, nach Ausbruch der Revolution war er dessen interner Rath mit dem Titel eines Regierungsrathes. Bald nach Bewältigung der Revolution wurde auch er in Haft genommen und, wie Levitschnigg berichtet, „nach kurzer Untersuchung freigelassen“, nach der „Urne“ aber „zum Tode verurtheilt und begnadigt“. In der Folge erhielt er eine Bedienstung bei der „Ungarischen Assecuranz-Gesellschaft“, als deren Secretär er auch starb. Levitschnigg meldet ferner, daß Kossuth vor seiner Flucht aus Arad seinem Rathe ein voluminöses Actenstück mit dem Bedeuten zur Uebertragung gab, er wolle dieselbe gleich nach ihrer Vollendung unterschreiben. Als Stuller mit der dickleibigen Arbeit, welche ihn mehrere Stunden an den Schreibtisch gefesselt hatte, in das Cabinet eilte, war Kossuth bereits über alle Berge. Stuller’s Name ward, wie unsere Quelle berichtet, dem großen Publicum nur einmal genannt, und zwar als der Dictator in der Nacht vom 21. auf den 22. Juni von seinem tête-à-tête mit Bem in Großwardein zurückkehrte. Stuller unterschrieb nämlich den Auszug aus den Rapporten der oberen Donau-Armee über die Affaire bei Zsigard und Pered und gab der Bevölkerung der Hauptstadt zugleich Aufklärung über einen Vorfall im Lager an der Aszoder Brücke. Dort waren Recruten eines neu geworbenen Huszaren-Regiments zur Bedeckung des Proviants aufgestellt; als sich plötzlich ein blinder Lärm von dem Anrücken des Feindes erhob, nahmen dieselben von ihren friedlichen Plätzen Reißaus. Der panische Schrecken ging vor ihnen her und wälzte sich über die Komorner Festung bis nach Budapesth. Ueber diesen von keinen weiteren Folgen begleiteten Zwischenfall hatte Stuller zu berichten. Ueber seine anderweitige Verwendung bei Kossuth fehlt jede Nachricht. Die „Urne“ verleiht ihm den Adel, sie nennt ihn Franz von Stuller. Er sieht jedoch weder in Ivan Nagy’s ungarischem Adelslexikon „Magyar ország csáladai“, noch in deutschen und anderen ungarischen Adelsbüchern. Levitschnigg, welcher Kossuth’s Bannerschaft in die Generalität, das erste, zweite und dritte Ministerium, in die Magnatentafel, das Unterhaus und die Schildknappen abtheilt, rangirt Stuller unter die Letzteren, deren Reigen Petőfi eröffnet.

Levitschnigg (Heinrich Ritter von), Kossuth und seine Bannerschaft. Silhouetten aus dem Nachmärz in Ungarn (Pesth 1850, Gust. Heckenast, 8°.) Bd. II, S. 291, Nr. 18. – Schramm-Macdonald (Hugo Dr.), Die Urne. Jahrbuch für allgemeine Nekrologie (Leipzig, C. G. Theile, 8°.) II. Jahrgang (1874), S. 48.