BLKÖ:Straßer von Neidegg, Wolfgang Friedrich Wilhelm Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 39 (1879), ab Seite: 274. (Quelle)
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Straßer von Neidegg, Wolfgang Friedrich Wilhelm Freih. (k. k. Oberst und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Himmelau in Kärnthen im Jahre 1715, gest. zu Klagenfurt 24. März 1791). Er stammt aus der berühmten ehemals reichen, später verarmten oberösterreichischen nach Kärnthen übersiedelten Familie der Straßer, über welche in den Quellen Seite 275 Näheres mitgetheilt wird. Erst sechszehn Jahre alt, trat er 1732 freiwillig in die kaiserliche Armee, in welcher er im 23. Infanterie-Regimente 1736–1739 den Türken- und 1740 bis 1748 den spanischen Erbfolgekrieg mitmachte und bis zum Hauptmann vorrückte. Mit seinem Regimente zog er auch im siebenjährigen Kriege ins Feld und zeichnete sich zumal im Feldzuge des Jahres 1759, wo er bereits Stabsofficier war, hervorragend aus. In der Schlacht bei Kunersdorf am 12. August 1759, in welcher Loudon den König Friedrich II. schlug, wurde bald nach Beginn des Kampfes Oberst Alois Ernst Graf Harrach [Band VII, S. 368], so schwer verwundet, daß er das Commando des Regiments niederlegen mußte, worauf es Straßer übernahm. Feldmarschall Loudon hatte das Regiment an den Rand des Kuehgrundes postirt, welchen zu forciren die Preußen alle Anstrengung machten. Aber Straßer, stets an der Spitze des Regiments, eiferte dasselbe durch Zurufe und eigenes Beispiel zur Standhaftigkeit an und ließ fortwährend ein heftiges Gewehrfeuer spielen, welches in den Reihen des Gegners solche Verheerungen anrichtete, daß dieser nicht länger Stand zu halten vermochte und ungeachtet der Gegenwart des Königs, er seine Truppen zur Ausdauer ermunterte, endlich zurückzuweichen begann. Mit welcher Hartnäckigkeit auf beiden Seiten gekämpft wurde, beweist der Umstand, daß in dem von Straßer commandirten Regimentes nicht weniger denn 34 Oberofficiere theils gefallen, theils verwundet waren. Oberst Straßer selbst zählte zu den Verwundeten, lieb aber dessen ungeachtet bis zum Ende des Kampfes auf dem Platze, um durch seine Gegenwart jede Gefährdung des siegreichen Ausganges zu vermeiden. Er wurde für seine Waffenthat in dem zu Dresden abgehaltenen Ordenscapitel in der fünften Promotion vom 23. Jänner 1760 mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet und dann den Statuten desselben gemäß in den Freiherrenstand erhoben. Im Jahre 1768 zog sich Freiherr [275] Straßer, in den Ruhestand versetzt, nach Klagenfurt zurück, wo er im hohen Alter von 76 Jahren starb.

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 102 und 1729.