Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 38 (1879), ab Seite: 272. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Alěs Sternberg in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Sternberg, Alěs|38|272|}}

7. Alěs (gest. zu Sternberg 19. März 1455), vom Aste Sternberg-Holicky. Ein Sohn Udalrichs und Margarethens von Seeberg, ist eine der einflußreichsten Persönlichkeiten seiner bewegten Zeit. Nach der für Böhmens Adel so vernichtenden Schlacht unter dem Wyssehrad am 1. November 1420, in welcher die Hussiten den Kaiser Sigmund völlig geschlagen hatten, so daß diese Niederlage für Sigmund den Verlust von ganz Böhmen nach sich zog, versammelten sich im Juni 1421 die böhmischen und mährischen Stände in großer Anzahl auf dem Landtage zu Czaslau, um in dem der Anarchie verfallenen Lande Ordnung und Ruhe wieder herzustellen. Um auf demselben seine Rechte auf Böhmen bei den Ständen zur Geltung zu bringen, schickte Sigmund Deputirte auf diesen Landtag, deren Einer Alěs von Sternberg war, der seinen Sitz auf der Veste Holic bei Pardubitz hatte und nach demselben Alěs Holicky von Sternberg genannt wurde. Alěs vertrat seine Mission mit Eifer und Umsicht und war im Interesse seines kaiserlichen Auftraggebers energisch, aber nichts weniger als erfolgreich thätig, denn die Erbitterung der Stände gegen Sigmund, welcher durch seinen völligen Mangel an Mäßigung und Klugheit oberwähnten unglücklichen Kampf heraufbeschworen hatte, war ungeheuer. Alěs erreichte auf dem Landtage nichts, als daß die mährischen Stände gegen die unbedingte Zulassung desjenigen Artikels des Landtagsbeschlusses protestirten, der ihn der Krone Böhmens für „unwürdig“ erklärte. Als die nächstfolgenden Ereignisse die Lage des Landes noch trauriger gestalteten, versuchte nun Alěs alle Ueberredungskunst, um bei seinen Landsleuten für seinen Rath Gehör zu finden und weiteres Unheil abzuwehren. Auf dem Landtage zu Prag 1. November 1423 wurde er zu einem der zwölf obersten Reichsverwalter ernannt und ergriff als solcher entschieden Partei gegen die Taboriten, die jeder inneren Beruhigung des Landes und der Aussöhnung desselben mit der Kirche und ihrem rechtmäßigen Könige entgegen waren. Mit den Truppen der verwitweten Perchta Sternberg auf Konopist eroberte er die taboritisch gesinnte Neustadt, schlug und erschlug bei Lipan 1424 die beiden Prokoppe, nahm mit Gewalt die Taboriten-Veste Ostromoz und noch andere feste Plätze. Er unterstützte die Unterhandlungen mit dem Baseler Concile und dem Kaiser Sigmund, bis die Tractate zu völligem Abschlusse gelangten. Sigmund ließ es auch nicht an Gnadenbezeugungen gegen ihn fehlen und ernannte ihn 1436 zum Oberst-Landeskämmerer, diesem damals so wichtigen Amte. Im folgenden Jahre starb Kaiser Sigismund zu Znaim und nun wurde seine Witwe Barbara von Cilli, welche sich in Böhmen populär zu machen verstanden hatte, von ihrem Schwiegersohne als Gefangene nach Ungarn abgeführt. Wie ehemals dem Kaiser so bewahrte Alěs nun der Kaiserin in ihrer Bedrängniß seine Treue und vertheidigte deren Ansprüche gegen die Behandlung, die ihr durch Albrecht von Oesterreich zu Theil wurde, erklärte offen, Albrecht nicht eher als König in Böhmen anzuerkennen, als bis er die Kaiserin in den vollen Genuß der ihr durch einen böhmischen Landtagsbeschluß zugesicherten Rechte wieder eingesetzt haben würde. Zuletzt begab er sich selbst zu Kaiser Albrecht nach Ungarn als Gesandter der Anhänger der Kaiserin Barbara, ohne jedoch etwas auszurichten, da Alěs von Unterhandlungen und Concessionen nichts wissen wollte. Der Bürgerkrieg begann nun von Neuem und Sternberg [273] spielte mit Ptaczek von Lipa dabei eine Hauptrolle. Nachdem Albrecht gestorben, war Alěs einer der Hauptvermittler des im Jahre 1440 abgeschlossenen Landfriedens und bei der Annahme König Ladislaws, ferner bei allen wichtigeren Staatsactionen zur Zeit der Regentschaft Georgs von Podiebrad in hervorragender Weise betheiligt. Zum Ersatze der im Hussitenkriege verwendeten Kriegskosten verschrieb ihm Kaiser Sigismund ansehnliche Summen auf die königlichen Burgen Pürglitz und Tyřov, und außerdem besaß er bedeutenden Grundbesitz, so außer Holic die Burgen Rataj, Frimburg, die Veste Třest u. m. a., und durch Gütertheilung und Familienverträge erhielt er auch die Burg Sternberg und Konopist. Ueber das Vorhandensein seiner Privat-Correspondenz aus den Jahren 1436–1451 berichtet Jungmann in seiner „Historie literatury české“ (2. Ausgabe, Prag 1849) Seite 91, unter Nr. 495. Alěs war zweimal, zuerst mit Elisabeth Libuň von Dubé, dann mit Elisabeth von Bozkovic vermält. Sein einziger Sohn Peter war vor ihm (1454) gestorben und die Burg Sternberg nebst den übrigen Gütern an seinen Enkel Peter vererbt worden. –