BLKÖ:Stadnicki, Graf (Comitatshuszar)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 37 (1878), ab Seite: 81. (Quelle)
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18. Ueber einen Grafen Stadnicki brachten die Blätter im Jahre 1871, ohne Angabe seines Taufnamens und welcher Linie des Hauses er angehöre, folgende Nachrichten. Am 14. Jänner 1871 erschoß sich im Comitatshause zu Pesth ein Comitatshuszar. Derselbe stammte aus einer vornehmen polnischen Adelsfamilie, er war ein Graf Stadnicki. Sein Vater hatte im Jahre 1832 anläßlich des polnischen Freiheitskampfes auf eigene Kosten ein Regiment gestellt, in welchem sein älterer Bruder als Oberst diente. Dieser gerieth in russische Gefangenschaft und wurde nach Sibirien geschleppt, wo er auch starb. Das Vermögen des Grafen wurde confiscirt und auch der Antheil des damals erst elfjährigen Sohnes, der an dem Aufstande gar nicht Theil genommen hatte, zurückgehalten. Der Sohn flüchtete sich nun zu einem Onkel nach Galizien, der seinen Neffen in eine Militär-Erziehungsanstalt brachte. Aus dieser trat der Graf in die kaiserliche Armee, wurde Officier, ging in der Revolution des Jahres 1848 als Honvéd-Rittmeister in die Armee der Aufrührer über, kämpfte in derselben gegen die Kaiserlichen und zeichnete sich in einem Gefechte gegen die Raizen, in welchem die Ungarn den Sieg über dieselben und namentlich in Folge seines persönlichen Muthes erfochten, ganz besonders aus. Als im Jahre 1863 der Aufstand in Polen ausbrach, begab sich S. in sein Vaterland, um in den Reihen seiner Landeleute gegen die Russen zu kämpfen. In einem Gefechte gefangen, wurde er zu zwanzigjähriger Verbannung in Sibirien verurtheilt. In wunderbarer Weise gelang es ihm, aus Sibirien zu entkommen und nach zahllosen Leiden und Irrfahrten Pesth zu erreichen. Dort kam er bei dem Ministerium um eine Anstellung ein. Da aber alle seine Documente. mit denen er sich über seine Vergangenheit ausweisen konnte, verloren gegangen waren, konnte nicht so leicht eine Verfügung erfolgen und er nahm, um nicht Hungers zu sterben, einen Dienst als Lastträger und trug Säcke auf Schiffe und Steine [82] zum Bau. Endlich gelang es ihm, durch die Güte eines der Vicegespane des Pesther Comitats provisorisch als Comitatshuszar ein Unterkommen zu finden. Da man aber in ihm alsbald den gebildeten Mann eannte, er eine schöne Schrift schrieb und auch im deutschen Concept sich gewandt erwies, so wurde er bald im Fiscalamte als Amanuensis und als Schreiber verwendet. Doch ging ihm seine Lage im Hinblick auf seine Vergangenheit tief zu Herzen und um sich über seine Erinnerungen und getäuschten Erwartungen hinwegzuhelfen, ergab er sich allmälig dem Trunke. Eines Tages (am 14. Jänner) trat er ruhig in die Wachtstube, setzte sich auf das Bett, zog eine Doppelpistole heraus und schoß sich mitten durch das Herz. Ohne einen Laut sank er todt nieder. [Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien 4°.) 1871, 17. Jänner,] –