BLKÖ:Stöckel, Matthäus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stöckl, Leonhard
Band: 39 (1879), ab Seite: 97. (Quelle)
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3. Matthäus Stöckel oder Stöckl heißt auch der Urheber des gräßlichen Bauernkrieges, der im Jahre 1524 in Salzburg ausbrach. Ein Priester, Namens Matthäus, der lutherisch gepredigt hatte, war im Auftrage des Erzbischofs Matthäus Lang verhaftet worden und sollte in Ketten nach dem Schlosse Mittersill im Pinzgau abgeführt werden. Der Gefangene kam auf seinem Wege bei Gartenau vorüber in das Dorf St. Leonhard, in Salzburgs nächster Nähe zwischen Grödig und Schellenberg, an eine Schänke, in welcher die Soldaten einkehrten, ihren Gefangenen vor der Schänkthüre unbewacht stehen lassend, da er ja mit Ketten geschlossen, die unter dem Bauche des Pferdes, auf dem er ritt, durchgezogen waren. Es war Feiertag, und viele Bauern befanden [98] sich in der Schänke. Da ruft sie der Pfarrer auf, ihm zu helfen, berichtet ihnen, wie ihm Gewalt angethan, wie er um des reinen Wortes Gottes willen mißhandelt worden, und fordert sie auf, ihn zu befreien. Das lassen sich die Bauern nicht zweimal sagen, sie befreien den Priester von seinen Banden, entreißen ihn den Soldaten, und an der Spitze der Befreier stand der Bauer Matthäus Stöckl. Dieser aber wurde das Opfer seiner That. Man hatte sich seiner bemächtigt, ihn durch das rückwärtige Schloßthor in der Veste Hohensalzburg in festen Gewahrsam gebracht nach kurzem Verhör verurtheilt und schon am nächsten Tage auf dem öffentlichen Richtplatze enthauptet. Das war die Losung zu einem Aufstande, den die Freunde und Verwandten des Enthaupteten im ganzen Lande erregten. Die Bewohner der umliegenden Berge und Thäler, das ganze Pinzgau erhob sich und griff zu den Waffen wider die „unbarmherzigen Meßpfaffen zur Rettung der Unschuld und zum Schutze des reinen Wortes Gottes“. So wurde denn vom Mai 1525 ab der Erzbischof mit seinen Räthen in der Veste Hohen-Salzburg belagert. Des Enthaupteten Stöckl Bruder ließ auf die Häuser der vornehmsten Domherren und fürstlichen Räthe Zettel mit den Worten kleben: „Dieses Haus ist mein, bis der Tod meines unschuldigen Bruders gerächt wird“. Der Aufstand nahm so überhand, daß Sigismund von Dietrichstein, Landeshauptmann in Steiermark, zur Bewältigung der Aufrührer entsendet werden mußte. Indessen wuchs der Aufstand immer mehr und wurde ganz ernstlich organisirt. Der Erzbischof in seiner Noth wendete sich an den schwäbischen Bund um Hilfe, und Herzog Ludwig[WS 1] von Bayern mit Freundsberg[WS 2] und Löffelholz[WS 3] stellten sich an die Spitze des von dem schwäbischen Bunde beigestellten 8000 Mann starken Contingentes. Ehe es jedoch zum Losschlagen kam, wurden Verhandlungen angebahnt, in denen zuletzt die Bauern ganz erträgliche Zugeständnisse erhielten. Als aber der Vertrag hierüber dem Erzherzog Ferdinand zur Genehmigung vorgelegt wurde, verweigerte dieser nicht nur dieselbe, sondern verlangte, daß dem Rechte Genüge geschehe und die Bauernrebellen zur Verantwortung gezogen würden. So begannen die Wirren von Neuem. Erst nachdem von allen Seiten Kriegshilfe aufgeboten worden und aus Steiermark vier Fahnen, von schwäbischen Bundessoldaten noch acht Fahnen angerückt waren, gelang es dem Erzbischofe im Herbst 1526 den Aufstand zu bewältigen und die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Siehe die untenbenannte Quelle, welche über diese denkwürdigen Ereignisse ausführlich und nach geschichtlichen Documenten berichtet. Das Salzburger Museum Carolino-Augusteum enthält (Katalog Nr. 228) ein Bildniß des Bauernrebellen Stöckl, über dessen Authenticität jedoch dem Herausgeber alle Angaben fehlen. [Zauner (Judas Thaddäus), Chronik von Salzburg (Salzburg 1798, Duyle, 8°.) Bd. IV, S. 380–456 und Bd. V, S. 1–109.] –

Anmerkungen (Wikisource)