Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sperling, J. W.
Band: 36 (1878), ab Seite: 142. (Quelle)
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Sperling, Anton (Todtenkopf-Huszar, gebürtig aus Nachod in Böhmen, geb. um 1780, Todesjahr wahrscheinlich 1809). Einer der wenigen Nachoder, die in dieses im denkwürdigen Jahre 1809 so berühmt gewordene Corps, über welches zu richtigerem Verständnisse hier einige Notizen folgen, eingetreten, und der Einzige, über den wenn auch nur dürftige Nachrichten vorhanden. Noch bevor die Schlacht bei Wagram geschlagen, trat Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig und Oels, dessen Herzogthum Napoleon zum Königreich Westphalen geschlagen, mit dem Wiener Hofe in Unterhandlungen wegen Bildung eines eigenen Corps, dessen Werbungen der seines Landes beraubte Fürst auf fremdem Boden vornehmen mußte. Die kaiserliche Regierung wies ihm zur Formation seiner Truppe die Städte Krumau und Nachod in Böhmen an. In Nachod am 1. April 1809 machte der Herzog den Anfang. Im Hause Nr. 71, in der sogenannten Landvorstadt, hatte der Herzog seine Residenz aufgeschlagen. Das Corps, welches der Herzog zu errichten die Absicht hatte, sollte bestehen aus einem Regimente mit zwei Bataillonen à 1000 Mann leichter Infanterie, einem sechs Escadronen, zusammen etwa 1000 Mann starken Regimente Huszaren und einer 125 Mann starken Compagnie reitenden Infanterie mit vier Kanonen. Allein das ganze Corps, das in Nachod zusammengebracht wurde, bestand nur aus 1200 Mann, darunter etwa 200 Mann Reiter. „Rache nehmen an dem Länder-Räuber Napoleon“ war einer der Hauptzwecke, die der Herzog [143] Friedrich Wilhelm bei Errichtung dieses Corps im Auge hatte, daher dasselbe auch gewöhnlich[WS 1] als „Corps der Rache“[WS 2]aufgeführt erscheint. Die Uniformirung dieses Corps war auch demgemäß schwarz. Schwarze polnische Röcke mit einfachem Besetz und stehendem, mit einer schwarzen Schnur eingefaßtem Kragen, lange, schwarze Beinkleider und Czakos mit einem schwarzen Federbusch. Eine Farbenabwechlung bemerkte man nur in den Aufschlägen, welche hellblau waren und an einem Schildchen am Czako von weißer Farbe, welches einen Todtenkopf mit kreuzweise gelegten Todtengebeinen vorstellte und durch welches auch die Losung dieses Corps: „Sieg oder Tod“ angedeutet wurde. Das Corps, das meistens aus preußischen Ueberläufern und entlassenen Soldaten bestand, führte außer der eben erwähnten Bezeichnung „Corps der Rache“, welche namentlich in Deutschland üblich war, auch den Namen „Todenköpfe“, welcher Name ihnen meist in Nachod und Böhmen gegeben ward. Unter den Wenigen, welche aus Nachod selbst in dieses Corps traten, befand sich auch der Sohn des damaligen Besitzers des Hauses, in welchem der Herzog seine Residenz aufgeschlagen, Anton Sperling, auch Sperlich genannt, welcher eine Oberlieutenantsstelle im Corps der Todtenköpfe erhielt. Am 29. Juli 1809 nahm Sperling an der Erstürmung von Halberstadt Theil und wurde dort, wie ein Augenzeuge berichtet, von einer französischen Kugel getroffen. Ob er von dieser Kugel nur verwundet oder getödtet worden, konnte nie ermittelt werden. S. blieb seither verschollen. Wie bereits bemerkt worden, bestand dieses Corps meist aus preußischen Unterthanen. Als man nun in Preußen, das die Niederlagen der Jahre 1806 und 1807 noch nicht verwunden hatte, von diesem Corps hörte, trachtete man der Errichtung desselben allerhand Hindernisse in den Weg zu legen, ungeachtet durch die Werbung des Corps auf österreichischem Grund und Boden Preußen ja ganz aus dem Spiele blieb. Ja während man in neuester Zeit nicht genug das Deutschthum Preußens in jenen Tagen seiner Demüthigung hervorkehren kann, vergißt man die strengen Vorkehrungen, welche gerade in Preußen gegen diese heimlichen Werbungen für das Corps der Rache, das ein deutscher, seines Landes beraubter Fürst in Oesterreich errichtete, platzgriffen. Man legte der Errichtung desselben alle nur erdenklichen Hindernisse in den Weg und als dieß vom erwünschten Erfolge nicht begleitet war, ließ der König, um dem Herzog von Braunschweig die Mittel zur Errichtung des Corps zu entziehen, die in Schlesien gelegenen, dem Herzog von Braunschweig gehörenden Güter Oels und Bernstadt unter Sequester stellen und die Einkünfte derselben zurückbehalten. Unter solchen Umständen war an einen gedeihlichen Fortschritt des Corps in Nachod nicht zu denken und die kaiserlich österreichische Regierung gestattete die Verlegung des Werbedêpots des Herzogs an die sächsische Grenze, zumeist an die Orte Friedland, Grottau, Neustadt, Gabel, Zwickau und Rumburg. Am 16. Mai war der Herzog mit seinem Corps auf dem Marsche gegen Turnau, am 20. Mai war er in Gabel, am 21. in Zittau eingerückt. Die weitere Geschichte des „Corps der Rache“ ist bekannt; Anton Sperling aber ist, wie es scheint, der einzige Nachoder, dessen Andenken sich erhalten hat.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gewöhlich.
  2. Schwarze Schar (Wikipedia).