Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Soltykowicz, Joseph
Band: 35 (1877), ab Seite: 259. (Quelle)
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Soltyk, Cajetan (67. Bischof von Krakau, geb. im Jahre 1715, gest. zu Krakau 30. Juli 1788). Sein Vater Joseph war Castellan von Bełzk und Lubelsk, die Mutter Constantia eine geborene Drzewicki. Blutsverwandt mit dem Hause der Potocki, kam er jung an den Hof des Primas Theodor Potocki, Erzbischofs von Gnesen [Bd. XXIII, S. 171, Nr. 40] und erhielt eine sorgfältige Erziehung. Bald wurde ihm die Canonie von Łowicz, dann die Scholasterie von Łęczic verliehen, und nun ging er auf seines Gönners, des Erzbischofs Wunsch nach Rom. Dort in den weltlichen und geistlichen Wissenschaften ausgebildet, ernannte ihn der Primas zum Domherrn von Gnesen. Als er darauf in die Heimat zurückkehrte, verlieh ihm der damalige Cardinal und Bischof von Krakau Johann Alexander Lipski eine Domherrnstelle in Krakau. Sein Oheim Mathias Soltyk, Suffragan von Kujawien, erwählte ihn zum Coadjutor der Propstei von Gnesen. Als ihn dann das Capitel von Gnesen als Deputirten an das königliche Tribunal von Piotrkow und Lublin entsandte, entfaltete S. als Vice-Präses desselben eine rühmenswerthe Thätigkeit. Nach dem Tode des Primas Potocki begab sich S. zu Bischof Lipski, der den noch jungen Prälaten bald so lieb gewann, daß er ihn zum Testaments-Executor ernannte. Sein Oheim Mathias aber überließ ihm die Propstei von Gnesen. Um diese Zeit berief ihn Samuel Ozga, Bischof von Kiew und Czernichow zur Aushilfe an seinen Bischofsitz, wozu Papst Benedict XIV. und König August II. mit dem Vorbehalte des jus futurae successionis ihre Einwilligung ertheilten. Darauf wurde er im Herbst 1749 Weihbischof von Emaus und als solcher in Kiew von Hof und Adel auf das freudigste empfangen. Nun ließ er sich die Pflichten seines hohen Kirchenamtes ernstlich angelegen sein, unternahm zunächst eine Visitationsreise, hob die gesunkene Kirchenzucht, schlichtete die Streitigkeiten der Karmeliten von Trewczikow, sorgte für Herstellung der Kirchenbauten u. dgl. m. In Zytomir ließ er einen stattlichen Palast aufführen, gründete ein geistliches Seminar, stattete es mit allen Erfordernissen aus, versah während der Jubiläumsfeier zu Kiew die anstrengenden Pflichten des bischöflichen Berufs und vollführte zu Berdyczow die Krönung der Himmelskönigin, für welche Papst Benedict XIV. eine goldene, mit Edelsteinen geschmückte Krone gespendet hatte. Seine damals gehaltene Kanzelrede: „De beatissimae Dei matris semper Virginis laudibus“ ist im Druck erschienen. Neben seinen kirchlichen Berufsarbeiten behielt er aber die staatlichen Angelegenheiten sorgfältig im Auge und suchte die Einigkeit des leicht erregbaren Adels mit allen Mitteln der Klugheit und Einsicht aufrecht zu erhalten, was nur der Förderung der Reichstagsangelegenheiten zu Statten kam. So war König August III. auf den Kirchenfürsten aufmerksam geworden und berief ihn als Rath unmittelbar an seine Seite. Als dann um diese Zeit Bischof Ozga[WS 1] mit Tod abging, wurde Soltyk sein Nachfolger. Blieb jedoch nicht lange auf diesem Posten, da ihm nach dem Ableben [260] des Krakauer Bischofs, Załuski, der König das Krakauer Bisthum zugleich mit dem weißen Adler-Orden verlieh. So stieg denn Soltyk, nachdem er nur drei Jahre Bischof von Kiew gewesen, im Jahre 1758[WS 2] den Bischofstuhl von Krakau, Bis dahin war Soltyk’s Lebenspfad ein vom Glücke und Erfolgen begünstigter gewesen; nicht so sollte es weiter sein. Die Czartoryski hielten damals bei Hof das Heft in Händen und bei diesen stand Soltyk eben nicht in Gunst. Es würde zu weit führen, die Intriguen darzustellen, die sich damals am königlichen Hofe in Polen abspielten und das Reich seinem Untergange zuführten. Auf dem Reichstage des Jahres 1767, aus welchem die Barer Conföderation hervorging, hielt Soltyk die Ehre des Landes aufrecht. Diese Conföderation war eine Verbindung des polnischen Adels, um dem russischen Einflusse, welchem König Stanislaus August in leidiger Verblendung sich hingab, entgegenzuarbeiten, und demgemäß dem Katholicismus in Polen, im Gegensatze zur russischen Kirche, die Uebermacht zu erhalten. Der erste Gedanke dazu war von dem Bischof von Kamieniec, Adam Krasiński, ausgegangen, worauf der Starost Joseph Pulawski, ihn ausführte und acht Edelleute am 29. Februar 1767 die Conföderations-Urkunde unterschrieben. Damit war der verhängnisvolle Schritt geschehen. Der Bund hatte zahlreiche Theilnahme in Polen gefunden und der Zwiespalt des polnischen Adels war eine vollendete Thatsache geworden. Nun folgten die russischen Gewaltthätigkeiten. Bar wurde am 28. Mai 1768 erstürmt und Soltyk als einer der Hauptfactoren der Conföderation von der Gegenpartei verfolgt. Im Hause seines Freundes, des Marschalls Mniszech, wo er Zuflucht gesucht, wurde er zur Nachtzeit aufgespürt und verhaftet. Dem ihn verhaftenden Soldaten einen Beutel mit Gold hinschleudernd, rief er zu: „daß er es wisse, er hat nun den Fürsten, den Bischof und den Senator in seinen Händen“. In der nämlichen Nacht noch wurde er nach Kaluga gebracht und verlebte dort fünf Jahre in Gefangenschaft. Aber die Haft hatte seinen Geist nicht gebeugt und als er frei geworden, glich sein Einzug nach Warschau, einem Triumphzuge. Nun kehrte Soltyk nach Krakau zurück. Aber die Folge seiner Bedrängnisse war nicht geschlossen und unter mancherlei Unbilden und Erniedrigungen hauchte der Prälat im Alter von 73 Jahren zu Kielce, wohin er, bereits leidend, kurz vor seinem Ableben gebracht worden war, seine Seele aus. Bemerkenswerth ist eine Episode aus dem Leben des Bischofs. Bei Gelegenheit, als sich die Partei der Poniatowski des Bischofs bemächtigte und ihn fortführen lassen wollte, trat der General Wodzicki, damals Oberst des Regiments Kronprinz, in die Capelle, in welcher sich eben Soltyk befand und rief: „Ergreift den Pfaffen da!“ Soltyk wendete sich an den rohen Söldner und sprach die Worte. „Dich, der Du die Hand anlegst auf Deinen Priester, wird die nächste Kugel nicht verfehlen“. Und in der That, im ersten Treffen, welches nach Ausbruch des Krieges bei Szczekocin Statt fand, am 6. Juni 1784 fand Wodzicki die Kugel, die seinem Leben Garaus machte. Soltyk’s Leben ist in einer sein wahres Wesen entstellenden Weise, namentlich von Kollątaj, u. z. in dessen Werke: „Zustand der Aufklärung in Polen in den letzten Jahren der Regierung August’s III.“ geschildert worden. Die Schilderungen darin über die Streitigkeiten Soltyk’s [261] mit der Akademie sind parteiisch und unrichtig, weil von einem Gegner Soltyk’s, nämlich von Kollątaj, dessen Verdienste man eben nicht zu schmälern braucht, ohne deßhalb mit seinem ganzen Gebaren sich einverstanden zu erklären. In Soltyk’s eigener Schrift: „Informacya krótka o Akademii Krakowskiéj Najjaś. Stanisławowi Augustowi królowi polskiemu podana w Warszawie roku 1766 przez Kajetana Sołtyka biskupa Krakowskiego, wizytatora apostolskiego tejże Akademii“, d. i. Kurze Information über die Krakauer Akademie, erstattet dem durchlauchtigsten Stanislaus August, König von Polen, zu Warschau im Jahre 1766 durch Cajetan Soltyk, Bischof von Krakau und apostolischen Visitator dieser Akademie, welche im Druck erschienen ist, finden sich genaue Aufklärungen über den durch Kollątaj’s parteiische Schilderungen entstellten Sachverhalt; wie auch ferner in der ebenfalls im Druck erschienenen „Instruction du Prince Soltyk Evêque de Cracovie à son neveu Stanislas ecrit a Kaluga l’an 1771“. Ungemein interessant und ein charakteristischer Beitrag zur Geschichte der Zeit – und der Ernennungen hoher Würdenträger – ist Soltyk’s Berufung auf den Bischofstuhl von Krakau, welche Lętowski in dem unten bezeichneten Werke mittheilt und auf welches hier nur – wie auf das inhaltreiche, auf Quellen bearbeitete Werk des Krakauer Prälaten hingewiesen werden kann. Noch sei erwähnt, daß Soltyk die Karmeliter-Kirche „zur Heimsuchung Mariä“ in der Sandvorstadt Piasek in Krakau mit einem Altare und neuen Chören verschönern ließ und daß in die Zeit seines Episkopates 1775 die Heiligsprechung des h. Johann von Kenty und deren Feier fällt.

Lętowski (Ludwik), Katalog biskupów, prałatów i kanoników krakówskich, d. i. Verzeichniß der Krakauer Bischöfe, Prälaten und Domherren (Krakau 1852, 8°.) Band II, S. 242. – Wurzbach (Const. Dr.), Die Kirchen der Stadt Krakau. Eine Monographie (Wien 1853, Mechitaristen-Congr., 8°.) Marginal 35, 913, 1164 und 1165.
Denkmal des Bischofs Soltyk. Dasselbe, aus schwarzem Marmor[WS 3] gemeißelt, befindet sich in der Krakauer Kathedrale, u. z. in der heiligen Kreuzcapelle. Die Inschrift des Denkmals lautet: „Cajetanii Soltyk Episcopi Cracoviensis, Ducis Severiae, Equitis Aquilae Albae, Sanctae Ecclesiae catholicae ornamenti et praesidii, Patriae libertatis intrepedi assertoris, qui adversa fortuna in remotas alienae ditionis regiones vi abductus post annos 5 et menses 3 in Patriam communi bonorum omnium laetitia redux non tam ob suam quam Republicae calamitatem aegritudine oppressus. Decessit anno Domini 1788 tertio Calend. Augusti. Aetatis suae 73, Episcopatus 30 annorum. Hoc Epitaphium scripsit et exarari mandavit Michael Soltyk Dec. Cathr. Crac.“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Samuel Jan Ożga starb 1756.
  2. Vorlage: 1757.
  3. Vorlage: Mamor.