Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 35 (1877), ab Seite: 233. (Quelle)
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Sogni, Giuseppe (Historienmaler, geb. im Mailändischen im Jahre 1797). Anfänglich sollte er sich dem Soldatenstande widmen und hatte er bereits ein Jahr in der Militärschule zu Pavia zugebracht, dann aber verließ er dieselbe, um sich zum Geometer auszubilden. Alsbald aber brach das eigentliche Talent hervor und er betrat die Laufbahn des Künstlers. Nachdem er einen tüchtigen Zeichnenunterricht genommen, wurde er zum höheren Curs der Mailänder Kunstakademie zugelassen, an welchem damals Sabatelli und Pacetti lehrten. Sogni machte so gute Fortschritte, daß ihn Pacetti in seinen besonderen Schutz nahm und ihn gern zum Bildhauer herangebildet hätte, wozu aber S. bei seiner Vorliebe für die Malerei nicht zu bewegen war. Nachdem er sich allmälig selbstständig gemacht, erregte er schon mit seinen ersten Arbeiten die allgemeine Aufmerksamkeit. Die correcte Zeichnung, verbunden mit einer lieblichen Harmonie des Colorits, die sich sowohl in seinen Bildnissen, wie in seinen Historienstücken kundgab, gewann ihm die Theilnahme der Kunstfreunde und immer größeren Zuspruch. Das im Jahre 1829 ausgestellte größere Gemälde „Christophoro Colombo’s Einschiffung nach Palos“ verschaffte ihm die Mitgliedschaft der Mailänder Kunstakademie. Weniger hatte ein schon früher, im Jahre 1824 ausgestelltes Bild: „Don Carlos offenbart der Königin seine Liebe“, nach einer Scene aus Alfieri’s: „Filippo II.“ gefallen. Auch ihn zog es, wie noch jeden echten Künstler, nach Rom, wo er seinen Geist an den Werken der ewigen Kunst nährte und seine Schaffenskraft zu gediegeneren Werken entwickelte. Aus der Zeit seines römischen Aufenthaltes stammen die Bilder: „Raphael’s Tod“; – „Der Raub der Sabinerinen (1831); – „Die keusche Susanna“; – „Beatrice Tenda und Orambella“, welche, wie noch andere aus dieser Zeit, von Seite des Publikums und der Fachkritik die günstigste Aufnahme fanden. Als im Jahre 1834 Sogni in die Kunstausstellung zu Bologna drei historische Bilder geschickt hatte, erfolgte sofort seine Berufung als Professor an die dortige Akademie, an welcher eben eine Stelle erledigt war. Dort arbeitete er, während er manchen Zögling heranbildete, viele Historienstücke und Bildnisse bis zum Jahre 1839, in welchem die päpstliche Kunst-Akademie [234] in Bologna aufgelöst wurde, worauf S. nach Mailand zurückkehrte, wo man ihm die Professur der Zeichenkunst an der Brera, der dortigen Kunst-Akademie, verliehen hatte, welche Stelle er während der ganzen österreichischen Regierungsperiode inne hatte. So sehr sich S. seinem Berufe in Ausbildung junger Talente hingab, die Muße benützte er fleißig zu eigenen Arbeiten, von denen sich damals nachstehende folgten: „Adam und Eva im Paradiese“; – „Die Reise Pius VI. über die Alpen“; – „Rückkehr der Mailänder nach der Schlacht von Legnano“; – die beiden Altarbilder: „Christus mit seinem heiligen Herzen“; – und „Das Martyrium der h. Justina“; – ferner „Der Raub der Ilia an der Quelle“ – und „Die Familie des Schiffbrüchigen“, nach einer Idylle von Carrer. Auch sind seine für das Mailänder Hospital ausgeführten zehn oder mehr in Oel gemalten großen Bildnisse der Wohlthäter dieser Anstalt hier zu nennen, die zahlreichen Bildnisse von Privaten ungerechnet. Nach Wien kam nur einmal, u. z. in der Jahres-Ausstellung in der k. k. Akademie der bildenden Künste zu St. Anna im Jahre 1852, ein Werk Sogni’s, es war eine Episode aus Tasso’s „Gerusalemme liberata“: „Die königliche Jungfrau Hermine erzählt auf ihrer Flucht, von Hirten aufgenommen, ihre Leidensgeschichte“, und um den Preis von 450 fl. verkäuflich. Eines seiner besten und von ihm öfter wiederholten Gemälde „Die letzte Stunde der Beatrice Cenci“ ist nach einer Zeichnung von Reati des im Besitze des Rathes Giuseppe Mainardi befindlichen Originals von Gandini ziemlich mittelmäßig für den XIV. Jahrgang (1852) des von Canadelli in Mailand herausgegebenen „Album Espozione di belle arti“ gestochen worden, das Bild ist von ergreifender Wirkung und ungemein geschickt componirt. Vor Beatrice der betende Mönch, hinter ihrem Bette der Kerkermeister mit der Sanduhr in der Hand, zur Seite der Verurtheilten der Maler, die letzten Blicke auf die Betende richtend, deren Bildniß hinter ihm an der Staffelei sichtbar ist und aus der geöffneten Kerkerthüre sieht man die frati della Misericordia, das Kreuz des Erlösers vorantragend, herannahen. Aber nicht blos in Oel hat S. zahlreiche Werke ausgeführt, es sind auch mehrere Fresken seines Pinsels zu verzeichnen, unter denen jene in der Kirche des San Pietro al Rosario in Novara, welche S. im Jahre 1848 gemalt, vor allen erwähnenswerth sind. Die Kuppel zeigt als Hauptbild das Martyrium des h. Petrus. Um dieses herum in vier Bildern sieht man die vier großen Propheten: Ezechiel, Daniel, Jeremias und Jesaias. Unter der Apotheose des h. Petrus befinden sich die vier Evangelisten, die Doctoren der lateinischen und griechischen Kirche, die heiligen Väter und Patriarchen. Von seinen anderen Fresken sind anzuführen: in der Villa Scotti zu Busnogo ein Medaillon, den „Herbst“ darstellend; – für den Verein der Kaufleute in Mailand ein großes Medaillon mit 37 lebensgroßen Figuren, die Mythe darstellend: „Bachus entdeckt Ariadnen auf der Insel Naxos“; – im Hause eines Herrn de Sopransi in Mailand: „Die Schwester-Künste“, ein allegorisches Medaillon; – in der Chiesa maggiore di Chiari beendete er die von Belosio unvollendet gelassene Freske: „Martyrium der HH. Giovuito und Faustin“; – und in einem anderen Auftrage arbeitete er eine Medaillon-Freske: „Dante im Fegefeuer“, den großen Dichter in dem Augenblick darstellend, als er im Begriffe steht, den letzten Kreis zu betreten und, von Virgil verlassen, seiner Beatrice entgegentritt. [235] Sogni zählt zu den hervorragendsten Künstlern Ober-Italiens. In der Wahl der Stoffe seiner Historienbilder glücklicher als manche seiner Collegen, welche über alles, wenn es auch kaum für einen Bilderbogen paßt, ein Historienbild malen, ist er ein geschickter Colorist und ein correcter Zeichner. Als Porträtmaler genoß, er aber zu seiner Zeit einen sehr vortheilhaften Ruf.

Album. Esposizioni di belle arti in Milano ed altre città d’Italia (Milano, C. Canadelli, 4°.) Anno XIV (1852), S. 19 und Anno XVI (1854), S. 73. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) 1825, S. 256, im Berichte über die Mailänder Kunstausstellung 1824; 1827, S. 235, im Berichte über die Mailänder Kunstausstellung 1826; – 1831, S. 199, über die Kunstausstellung 1830. – Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst. Von Ad. Schmidl (Wien, 4°.) II. Jahrg. (1845), S. 71, im Berichte über die Mailänder Ausstellung 1844. – Gemme d’arti Italiane (Milano, Venezia e Verona, Ripamonti Carpano, 4°.) Anno VII (1854), p. 80; Anno VIII (1855), p. 127.
Porträt. Unterschrift: Ritratto del Professore Giuseppe Sogni dipinto da lui medesimo. Baini inc. (4°.).