BLKÖ:Siebert, Christian

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Sieberer, Peter
Nächster>>>
Sieburger, Bernhard
Band: 34 (1877), ab Seite: 242. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Christian Siebert in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Siebert, Christian|34|242|}}

Siebert, Christian (k. k. Rittmeister in Pension, Zeitgenoß). Siebert diente im 5. Dragoner-Regimente Prinz Eugen von Savoyen, und war im denkwürdigen Jahre 1848 Oberlieutenant im Regimente. Im Sommer gedachten Jahres zeichnete er sich dadurch aus, daß allein durch seine Umsicht und Entschlossenheit ein Commando mit hundert auserlesenen Mann und Pferden dem Staate gerettet wurde. Und das geschah in folgender Weise: im Monate August 1848 war Oberlieutenant Siebert mit einem über 100 auserlesene Mann und Pferde starken Remonten-Commando nach Dees, der siebenbürgischen Remontirungsstation, entsendet worden, um dort bei 150 Stück Huszaren-Remonten zu übernehmen, und so lange in Bánffy-Hunyad bei Klausenburg zu warten, bis ein Commando von Kaiser-Huszaren Nr. 1 daselbst anlangen, und die Remonten übernehmen würde. Der Befehl war hiezu vom siebenbürgischen General-Commando, in Folge ungarischer Kriegsministerialweisung ergangen. Während Oberlieutenant Siebert die Ankunft der Huszaren abwartete, machten die Häupter der Hunyader Nationalgarde, und vorzugsweise der dortige Bezirksstuhlrichter ununterbrochen eifrige Versuche sowohl den Oberlieutenant[WS 1] Siebert, dem eine Stabs-Officiersstelle in Aussicht gestellt wurde, als auch die Mannschaft zum Uebertritte in die magyarischen Reihen zu bewegen, doch blieben diese Versuche vergeblich, denn der Oberlieutenant Siebert, wie seine Leute, beharrten felsenfest in der beschworenen Treue. Nachdem man von magyarischer Seite die Ueberzeugung gewonnen, daß alle Verführungskünste ohne Erfolg blieben, faßte man den Entschluß, Siebert und seine Mannschaft zu desarmiren. Siebert erhielt also, und zwar über Einrathen eines [243] zur Fahne des Aufruhres, später offen übergegangenen Feld-Kriegscommissärs von dem Brigadier selbst den Befehl, mit seinem Commando und allen Remonten nach Klausenburg zu kommen. Dort sollte er von der feindseligen Partei, die sich auf die Massen der zahlreich vorhandenen Honvéds stützte, nach Belieben der Aufrührer behandelt zu werden. Siebert, diese drohende Gefahr ahnend, wußte durch verschiedene Berichte seinen Marsch nach Klausenburg immer wieder aufzuhalten, und blieb in Bánffy-Hunyad. Ende September traf nun die zur Uebernahme der Remonten erwartete Huszaren-Abtheilung ein; einige Tage verstrichen mit den Vorbereitungen hiezu. Nun erfuhr aber Siebert zufällig, daß die Huszaren im Zusammenwirken mit zahlreichen ungarischen Freiwilligen bestimmt seien, ihn mit Gewalt zu entwaffnen. Unter dem Vorwande, den eigentlichen Uebergabsact zu probiren, ließ er eines frühen Morgens sein ganzes Commando mit Sack und Pack ausrücken. Nur einige ganz vertraute Unter-Officiere instruirte er darüber. Versammelt zog das Commando zum Westende von Bánffy-Hunyad hinaus, von hier südlich in’s Hochgebirge auf Pfaden, die vielleicht nie eines Pferdes Huf betreten hatte. Kein anderer Ausweg stand dem Commando mehr offen, da alle umliegenden Ortschaften und Straßen von Honvéds wimmelten, und nur über die unwegsamsten Gebirge war es dem Oberlieutenant Siebert gelungen, ohne den mindesten Unfall Karlsburg zu erreichen, von wo er über Hermannstadt in Maros-Vásárhely mit seinem Commando zu seinem Regimente einrückte. So hatte S. mit seiner Klugheit und Entschlossenheit seinem Monarchen eine wackere Truppe erhalten; sein wackeres entschlossenes Benehmen wurde von dem General der Cavallerie Baron Puchner öffentlich belobt. Bald darauf rückte Siebert zum 2. Rittmeister im Regimente vor, machte mit diesem die Feldzüge 1848 und 1849 mit, wurde Escadrons-Commandant, und trat nach einigen Jahren in Pension, die er dermalen zu Preßburg genießt.

Thürheim (And. Graf), Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862, F. B. Geitler, gr. 8°.) I. Band. Die Kürassiere und Dragoner, S. 329 u. 330.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Oberlieutenannt.