BLKÖ:Serafin-Luftmann, Elise
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 34 (1877), ab Seite: 134. (Quelle) | |||
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[135] Bemerkenswerthe bei den Kraftleistungen dieses weiblichen Herkules war, daß bei ihren Bewegungen keine jener Erscheinungen sich zeigten, welche bei männlichen Athleten unangenehm wirken, wie z. B. das widerliche Anschwellen der Adern u. dgl. m. Sie führte alles mit weiblicher Grazie und Decenz aus, man sah in ihr nicht schon die mann-weibliche musculöse Frau, sondern nur ein junges, kräftig gebautes, wohlgeformtes Mädchen von den angenehmsten, graziösesten Manieren. Von Wien bereiste S. Ungarn und die Nachbarländer, dann wandte sie sich nach Oberitalien, gab in Venedig, Padua, Verona, Mantua, Lodi, Mailand stark besuchte Vorstellungen. Anträge nach Unteritalien, wo sie in Turin und Neapel Vorstellungen geben sollte, lehnte sie ab, da die zu große Hitze auf ihren Körper zerstörend wirkte. Hingegen wandte sie sich nach Innsbruck und unternahm darauf eine Reise nach dem nördlichen Deutschland, nach England und Frankreich. Diese Athletin, in dieser Art die erste Erscheinung, erregte, wo sie hinkam, Erstaunen. Schon die Kraftproben eines Mannes erregen unser Staunen, geschweige denn, wenn erst ein Weib, dessen Körperbau nichts Ungewöhnliches darbietet, Aeußerungen solcher Riesenkraft entwickelt.
Serafin-Luftmann, Elise (Athletin, geb. in Krakau 4. October 1820). Dieses wegen ihrer außerordentlichen Körperkraft und Muskelfülle merkwürdige Weib zeigte schon in frühester Jugend eine ungewöhnliche Körperkraft. Bereits im kindlichen Alter hob sie schwere Lasten und im Alter von 13 Jahren führte sie mit Gewichten von 25 Pfunden Exercitien aus, welche allgemeines Staunen erregten. Um ihre Naturgabe zu verwerthen, schloß sie sich einer Gesellschaft Akrobaten an, mit welcher sie zuerst Polen bereiste. Als sie im Jahre 1838 mit ihrer Gesellschaft nach Lemberg kam, sah sie dort den bekannten Karl Rappo, einen geborenen Innsbrucker. Die Kraftexercitien dieses berühmten Athleten ließen Elise erkennen, daß sie noch Manches zu lernen habe und sie nahm nun auf zwei Jahre Engagement bei ihm und eignete sich unter dessen Anleitung nunmehr eine Kunstfertigkeit an, die allgemeine Bewunderung erregte. Sie führte nun mit Centnergewichten die schwierigsten Aufgaben aus, sie spielte mit ihnen wie mit gewöhnlichen Fangbällen. Unter Anderem hielt sie einen mit zwei Centnergewichten beschwerten Tisch, auf welchem überdieß noch ein erwachsener Mann auf einem Stuhle saß, frei auf den Zähnen und balancirte diese Last mit großer Sicherheit längere Zeit in der Luft. Von der Muskelkraft ihrer Hände und Arme gab sie die erstaunlichsten Proben. Nachdem die zwei Jahre vorüber waren, trennte sie sich von Rappo und trat eine Reise an, auf welcher sie in Troppau, Olmütz, Brünn Vorstellungen gab. In den Monaten Mai und Juni 1840 eröffnete sie in Wien im Josephstädtertheater einen Cyklus von Vorstellungen, welche damals das Tagesgespräch bildeten. Das besonders- Erinnerungen (Unterhaltungsblatt, 4°.) 1842, S. 115. – Porträt. Unterschrift: Elise Serafin-Luftmann, | Deutschlands erste Athletin (4°.).