BLKÖ:Sengwein, Gottlieb

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 34 (1877), ab Seite: 113. (Quelle)
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Sengwein, Gottlieb (Humanist, Geburtsort und Jahr unbekannt, gest. im Jahr 1784). Das Andenken an diesen Mann, welcher die Stelle eines k. k. Legationssecretärs zu Frankfurt a. M. bekleidete, und jenes an seine Gattin [114] Maria Johanna geborene v. Wurzer wird durch eine von ihm in Gemeinschaft mit seiner Gattin errichtete ansehnliche Stiftung lebendig erhalten. Sengwein nämlich und seine Gattin haben mittelst[WS 1] ihres am 1. December 1783 errichteten Testamentes und dießbezüglichen Stiftsbriefes ddo. 19. Mai 1785 das ganze nach ihrem Tode vorhandene Vermögen im Betrage von über 40.000 fl. CM. für arme Mädchen mit der Vorsorge bestimmt, daß von den abfallenden jährlichen Interessen zur Ausstattung armer heirathmäßiger, tugendhafter, gesunder, nicht unter 19 und nicht über 26 Jahre alter Landmädchen, welche der Woll- und Flachsspinnerei kundig und die sich mit einem jungen gesunden, zwischen 24 und 36 Jahre alten Manne, von ebenfalls, unbescholtenen Sitten, verehelichen, jedem Mädchen 200 fl. abgereicht werden sollen. Dabei haben jedoch die Brautleute die Verbindlichkeit, zwei junge Obst- oder Maulbeerbäume an einem ihnen zugewiesenen Ort zu pflanzen, auch soll bei Geburt eines jeden Kindes aus dieser Ehe eine ähnliche Anpflanzung geschehen. Diese Stiftung wurde von Kaiser Joseph II. mittelst Hofdecret vom 22. November 1784 bestätigt und zu dem Ende dem Waisenhause zugewendet, damit, wenn in der Folge um eine solche Ausstattung ein Landmädchen, welches ehevor in der Waisenhausversorgung stand, sich melden würde, solches vor allen übrigen den Vorzug haben solle. Die Trauungen dieser Ehepaare geschehen jährlich zweimal, nämlich am 1. Sonntag nach Ostern und am Theresientage in der k. k. Hofburgpfarre. Die erste dieser Trauungen fand am 15. October 1788 in Gegenwart des Kaisers selbst Statt. Die Bäume werden, wie Geusau berichtet, in den Garten des Waisenhauses gepflanzt. Wie aber die zweite unten genannte Quelle meldet, unterblieb die Anpflanzung der Bäume, wahrscheinlich, wie sie zusetzt, „weil sie der guten patriotischen Absicht ungeachtet, etwas in das Gebiet des Komus einschlägt“. Was da Komisches sein solle, am Hochzeitstage zwei Obstbäume zu pflanzen, ist nicht ersichtlich; wohl aber wäre es immerhin zu bedenken, daß eine an eine Bedingung geknüpfte Stiftung, wenn diese Bedingung nicht erfüllt wird, ungiltig werden könnte.

Geusau (Anton Reichsritter von), Geschichte der Stiftungen, Erziehungs- und Unterrichtsanstalten in Wien u s. w. (Wien 1803, 8°.) S. 484. – Wiener Courier (Wiener Localblatt) 1856, Nr. 236: „Die Allee der Patrioten“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: mittest.