BLKÖ:Selb, Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 34 (1877), ab Seite: 40. (Quelle) | |||
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Karl [S. 43][WS 1] erhielt er den ersten Unterricht im Zeichnen. Als dieser im Jahre 1799 nach Düsseldorf reiste, um an der dortigen Akademie sich fortzubilden, schloß sich Joseph ihm an und kehrte mit ihm nach zwei Jahren in seine Heimat Tirol zurück, um ihm bei seinen Arbeiten in den dortigen Kirchen hilfreiche Hand zu leisten. Nachdem diese beendet waren, begaben sich beide [41] Brüder nach München; Joseph besuchte daselbst die Akademie und machte die besten Fortschritte, konnte aber zu keinem Ziele gelangen, welches ihm eine selbstständige Stellung oder doch den nöthigen Lebensunterhalt gewährt hatte. Als dann im Jahre 1809 der Aufstand in Tirol ausgebrochen war, blieb er ohne Unterstützung und befand sich in der drückendsten Lage. In seiner Noth wendete sich Selb an den k. Lithographie-Inspector Michael Mettenleiter, welcher sich theilnahmsvoll seiner annahm, ihn ermunterte, sich im Graviren auf Stein zu üben, was S. auch sofort that und zwar mit solchem Erfolge, daß ihm bald eine Anstellung bei der Steuerkataster-Commission in München verliehen wurde. Diese Anstalt hatte frühzeitig die eben damals erfundene Kunst der Lithographie für sich in Anspruch genommen und Selb ist es, der sich um die Vervollkommnung derselben nicht geringe Verdienste erworben. Die lithographische Anstalt der kön. Steuerkataster-Commission, über welche auch der Erfinder der Lithographie Sennefelder selbst wachte, erlangte bald einen so ausgezeichneten Ruf, daß ihre Leistungen selbst im Auslande anerkannt wurden, und an diesen Erfolgen hatte S. wesentlichen Antheil. Im Jahre 1816 hatte S. die lithographische Anstalt des Kunsthändlers Zeller übernommen; vier Jahre später verband er sich mit dem kön. Galleriedirector C. von Mannlich zur Fortsetzung der von Strixner und Piloty begonnenen Herausgabe des kön. Galleriewerkes. Als dann später die Cotta’sche artistische Anstalt die Fortsetzung dieses Werkes übernahm, widmete S. demselben auch jetzt seine Thätigkeit, wie deßgleichen der Herausgabe des herzoglich Leuchtenberg’schen Galleriewerkes. Für den Werth der damaligen Leistungen der lithographischen Anstalt der kön. Steuerkataster-Commission spricht die Thatsache, daß im Jahre 1824 der Pariser Kunsthändler Delpech an Selb mehrere Steine mit Darstellungen aus der französischen Geschichte von Horace Vernet zum Drucke schickte, da die in Paris abgezogenen Exemplare nicht genügten. Hier mögen einige der von Selb lithographirten Blätter, von denen jene aus der ersten Zeit zu den Incunabeln der Lithographie gehören, angeführt werden. Es sind: *„Johann Tserclas Graf von Tilly“, Bruststück in Oval nach van Dyk (kl. Fol.); – *„Maximilian Joseph I., König von Bayern“, gem. von J. Stieler, gez. von Winterhalter, lithogr. von Selb, der König in Civilkleidung, Halbfigur in Oval, mit dem kön. Wappen zwischen dem zweizeiligen Titel im Unterrande (Fol.); – *„Friederike Wilhelmine Karoline, Prinzessin von Baden, zweite Gemalin Max I.“, in drei verschiedenen Ausführungen: a) Brustbild in geschlossenem Kleid mit Federbarett, weiß gehöhte Kreidezeichnung (Fol.); b) Lithographie nach obiger Zeichnung (Fol.); c) gem. von J. Stieler[WS 2], gez. von Winterhalter, lithogr. von Selb, mit Halskrause, Pelz und Federhut, Gegenstück zu dem vorstehenden Bildniß des Königs Maximilian Joseph I.; – *„Auguste Amalie, zweitgeborene Tochter des Königs Maximilian I. aus erster Ehe, später verwtw. Eugen Beauharnais Herzog von Leuchtenberg.“ J. Stieler pinx., Selb del. (Fol., Tondruck); – *„Dieselbe gem. von J. Stieler, gez. von Fr. Winterhalter, lithogr. von Selb, Halbfigur (Fol.); – „Eugen Beauharnais Herzog von Leuchtenberg“, in zwei Darstellungen a) Brustbild, in Civilkleidung, J. Selb del. (Lithogr. in Tondruck); b) Brustbild mit umgeschlagenem Mantel. Stieler pinx., J. Selb del. [42] (Lithogr. in Tondruck. Fol.); – *„Maximilian von Leuchtenberg, sechster Sohn Eugen’s von L..“, Lithogr. von Selb 1838, Hüftbild in bayerischer Chevauxlegers-Obersten-Uniform (gr. Fol.); – „*Maria Nicolajewna, Grossfürstin von Russland, des Vorigen Gemalin“. Halbfigur mit Pelzüberwurf. Selb fec. 1839, gedruckt bei Piloty u. Löhle (Fol.); – *„Sophie Dorothea, zehnte Tochter Maximilian’s I., Gemalin des Erzherzogs Franz Karl“, gem. von J. Stieler, gez., von Winterhalter, lithogr. von Selb, Halbfigur in Oval (Fol.); – *„Marie Amalie, Herzogin von Zweibrücken, Gemalin des Generals Berthier Herzogs von Wagram“, Stieler pinx., Jos. Selb del., Brustbild in Witwentracht (Lithogr. in Tondruck, gr. Fol.); – *„Max Joseph Graf von Montgelas“, lithogr. von Selb, Brustbild in Civilkleidung (Fol.); – *„Karl Freiherr von Closen“, lithogr. von Selb, Brustbild in Oval (kl. Fol.); – *„Ludwig I., Kronprinz von Bayern“, Stieler pinx., Jos. Selb del., Brustbild, als Kronprinz mit Schnurr- und Knebelbart in der Tracht des Hubertus-Ritter-Ordens (gr. Fol., Lithogr.); – Derselbe, Legrand del., Selb lithogr., Brustbild in Uniform (kl. 4°., Lithogr.); – *„Maximilian II., König von Bayern“. Franziska Schöpfer pinx., Hanfstängl del., Jos. Selb lithogr., Büste in Schnürrock, Brustbild (kl. Fol.); – *„Pankraz von Dinkel, Bischof von Augsburg“, nach einer Photographie von Albert lithogr. von Selb, Hüftbild, sitzend (kl. Fol.); – „Therese, Kronprinzessin von Bayern“, J. Stieler pinx., J. Selb del., Gegenstück zu obigem Bildniß des Königs Ludwig I.; – „Marie Amalie, Prinzessin und Herzogin von Sachsen“, Stieler pinx., Selb lithogr. (gr. Fol.); – „Raphael Santi von Urbino“, nach dem berühmten Bilde in der Pinakothek in München und nach Flächenecker’s Zeichnung (gr. Fol.); – „Zwei alte Männer“, nach Adr. Brouwer, Halbfiguren (1817, Fol.); – „Ansicht der Stadt München“ 1826 (Fol.). Außerdem noch zahlreiche andere Blätter mit historischen Darstellungen u. s. w. Die oben mit einem * bezeichneten Bildnisse besitzt Joseph Maillinger in seiner reichen Sammlung, über welche jüngst erst (1876) ein Katalog, betitelt: „Bilder-Chronik der königlichen Haupt- und Residenzstadt München vom fünfzehnten bis in das achtzehnte Jahrhundert (München 1876, Montmorilla, 8°.), in drei Bänden erschienen ist. –
Selb, Joseph (Maler und Lithograph, geb. zu Stockach in Tirol im Jahre 1784, gest. in München 12. April 1832). Sohn mittelloser Landleute. Von seinem älteren Bruder