BLKÖ:Schwarzenberg, Joachima Helena Gräfin

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 33 (1877), ab Seite: 23. (Quelle)
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30. Joachima Helena Gräfin Schwarzenberg (geb. im Jahre 1563, gest. 16. Februar 1622), dritte Gemalin des Grafen Otto Heinrich, den sie am 28. November 1582 heirathete und nach achtjähriger Ehe um 32 Jahre überlebte. Eine Tochter des Grafen Claudius von Novo Castro, brachte sie nach dem Hinscheiden ihres liebsten Eheherrn, wie unsere Quelle berichtet, „32 ganze Jahr in dem Witwenstand zu, mit solcher Auferbaulichkeit der Sitten, daß sie die Augen des Hofes und der Stadt auf sich zog und die Gemüther in eine Erstaunung setzte. Sie lebte nicht mehr ihr, oder der Welt, der sie gänzlich mit ihrem Herrn abgestorben, sondern jenem allein, von welchem sie das Leben hatte. Nach Gott und seiner heiligsten Mutter hat sie sich dem Dienste und der Verehrung des heil. Erzengels Michael mit solchem Eifer gewidmet, daß sie die 32 Jahre ihres Witwenstandes hindurch in dessen Kirche beynahe den ganzen Tag, auch bei kältester Winterzeit, sich im Gebeth aufgehalten, die Kirchenwäsche mit ihren eigenen Händen gewaschen und endlich diesen englischen Himmelsfürst zum gänzlichen Erben eingesetzt. Unter ihren Schätzen fand man nichts kostbareres, als die Perlen ihrer Tugenden, besonders die Abtödtung und Strengheit des Leibes, den sie auch mit spitzigen Gürteln von Eisendraht so züchtigte, daß man diese scharfen Peiniger kaum mehr aus dem Fleisch herausziehen konnte. Doch war sie nicht nur auf ihre, sondern auch auf die Vollkommenheit ihres Nächsten eifrigst beflissen. Sie nahm in ihr Haus auf viele der zur Andacht mehr geneigten Jungfrauen, die sie im Gebet und anderen Tugendübungen beflissendst mit solcher Frucht unterwiesen, daß mehrere als 30 derselben mit dem göttlichen Bräutigam in den Klöstern sich durch das Gelübd der ewigen Jungfrauschaft verbunden. Man könnte noch mehrere Proben ihrer Gottseligkeit vor Augen legen, wenn selbe ihre innerliche Demuth den Augen der Welt nicht entzogen hätte. Ihr seliger Tod hat bey Allen ein seltenes Wunder erwecket. Bei Lebenszeit war ihr Angesicht bleich und ausgemergelt, nach ihrem Hinscheiden haben ihre Wangen so frisch zu erröthen angefangen, das Gesicht so angenehm und lieblich zu scheinen, daß sie mehr einer zartesten Jungfrau, als alt verlebten Witwe gleichete; diese außerordentliche Schönheit des Leibes war gleichsam ein Zeuge der himmlischen Schönheit, mit welcher ihre reineste Seele ober den Sternen hervorglänzte. Der entseelte und fast dem Schein nach noch lebende Leib wurde, wie sie verordnet, nach Eberssperg geführet und in der Capelle des heiligen Blutzeugen beygeleget. Die Inschrift ihres Grabsteins lautet wörtlich: Joachima von Welschneuburg, Freyinn von Geschlecht, durch die Heirath Gräfin von Schwarzenburg, liegt hier, nachdem ihr nicht mehr zu stehen erlaubet. Wahres Vorbild einer Ehegemalinn [24] und Wittfrau. Mit ihrem Herrn ist auch sie der Welt abgestorben, hat 32 Jahr mit GOTT allein so gelebt, daß sie des Himmels wohl werth, in selben aufgenommen wurde im 59. Jahre des Alters, Christi 1622 den 16 Hornung, ohne Sorge alles Zeitliche der Seligkeit vergewissert. Auch der Leichnam hat ihre Tugend offenbaret, schön und wohlgestaltet über alle menschliche Schönheit, mit einer eisernen Kette umgeben, welche in dem Fleisch vergraben, kaum mehr zu sehen war. Sie lebte GOTT, welche, so lang sie gelebet, Niemand anderem gelebt hat“. –