BLKÖ:Schwarz, Karl (Hofschauspieler)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 32 (1876), ab Seite: 320. (Quelle)
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14. Karl Schwarz (Geburts- und Todesjahr unbekannt). Zeitgenoß. Er war k. k. Hofschauspieler. Wie er dieß geworden, wissen die Himmlischen; in früheren Zeiten soll er in Väterrollen gut gespielt haben, wie aber das möglich war, ist schwer begreiflich, denn er besaß eine ganz fehlerhafte Aussprache, so z. B. trug er das Lied vom braven Manne als „Liet vom braffen Mahne“ vor. Uebrigens krankte er an einer echten und, wie es scheint, erblichen Schauspielerschwäche. So begegnete er einmal dem alten Bäuerle und erwiederte kalt dessen Gruß. Bäuerle trat auf ihn zu und fragte ihn, ob er ihn beleidigt habe, da er seinen Gruß so kalt erwiedert; „das nicht“, erwiederte Schwarz, „aber seit einem halben Jahre werde ich in Deiner Zeitung nicht genannt“. – „Aber Du bist ja auch seit einem halben Jahre nicht aufgetreten“, entgegnete jovial Bäuerle. – „Thut nichts“, antwortete Schwarz, „wenn Du ein guter Freund wärest, könntest Du mich nennen, auch ohne daß ich aufzutreten brauche“. Das ist keine Anecdote, sondern Thatsache, die zwar mit Schwarz vorkam, aber auf die meisten Histrionen paßt. Also als Künstler war S. durchaus nicht bemerkenswerth, aber er war seiner Zeit eine der bekanntesten Figuren Wiens, und zwar in seiner Eigenschaft als Trinker und als ein Mitglied der berühmten Ludlamshöhle, in welcher Schwarz das Oberhaupt – mit dem Titel eines Kalifen – war. In seiner Eigenschaft als Trinker stand er dem bekannten Chordirector und Baßsänger Schwarzböck [vergl.: Louis Schwarz, diese S., 2. Sp., Nr. 16, im Texte] ebenbürtig zur Seite. Auch als Veranstalter von Bällen war S. bekannt und als solcher ein Liebling der Damen, denn die Schwarz’schen Bälle, zu denen Karten zu erhalten gar nicht leicht war, waren ihrer Zeit sehr beliebt und erfreuten sich des besten Rufes. Als Mitglied, und zwar als Kalif der Ludlamshöhle wurde S. einstimmig gewählt. Da jedes Ludlamsmitglied einen besonderen Namen führte, so auch Schwarz, und er hieß, weil er immer die Cigarre rauchte: „Rauchmar der Zigaringer oder der rothe Mohr“, und weil sein Gesicht mit der Pfundnase in der Mitte immer aussah, als wäre es mit Zinnober überstrichen, führte er die Devise: „Roth ist Schwarz und Schwarz ist Roth“. In seiner Würde als Kalif war er: jeder Zoll eine Cigarre! Schwarz war eine der groteskesten Figuren der Ludlamshöhle, welche in Wiens socialer Geschichte keine kleine Rolle spielt. Ueber die Ludlamshöhle vergleiche man: „Memoiren meines Lebens. Gefundenes und Empfundenes, von Dr. I. F. Castelli“ (Wien 1861, Kober u. Markgraf, 8°.) Bd. II, S. 174–232 [das Beste aus allen vier Bänden der Castelli’schen Memoiren), und daselbst S. 182–185 über Karl Schwarz. [Wiener Abendpost (Abendblatt der amtlichen Wiener Zeitung) 1869, Nr. 238, S. 951: „Erinnerungen aus der Theaterwelt“, von H. M.(eynert). – Presse (Wiener polit. Blatt) 1869, Nr. 290.] –