BLKÖ:Schwarz, Johann Michael

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schwarz, Johann Georg
Band: 32 (1876), ab Seite: 299. (Quelle)
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Schwarz, Johann Michael (evangelischer Theolog und Fachschriftsteller, geb. zu Güns 16. Juni 1774, gest. 21. Februar 1858). Der Sohn eines Tuchmachers in Güns, die unteren Schulen besuchte er in seiner Vaterstadt, die lateinischen in Oedenburg, wo er zugleich als Erzieher im Hause eines Kaufmanns thätig war. Durch diese Familie, Namens Linberger, ward es ihm auch ermöglicht, deutsche Universitäten zu besuchen, und zuerst in Wittenberg, später, 1799, in Jena sich in den theologischen Disciplinen auszubilden. In Jena machte S. eine denkwürdige Periode durch; im „Jenaischen Fichtebüchlein“ steht sein Name unter den Hunderten damaliger Jenenser Studenten, welche bei dem Großherzog Karl August von Weimar um Wiedereinsetzung Fichte’s, dessen Auftreten in der damaligen bewegten Zeit in Jena und allenthalben in Deutschland großes Aufsehen gemacht, petitionirten. Im Jahre 1800 kehrte er in die Heimat zurück, wo ihn bald die evangelisch-deutsche Gemeinde in Eperies an Stelle des abgehenden Pfarrers Elias Hellner als Prediger berief. Am 8. December g. J. hielt er seine Antrittspredigt. Auf diesem Posten wirkte S. über ein halbes Jahrhundert, bis 1851, und beging am 8. December 1850 seine fünfzigjährige Jubelfeier. Von dieser Zeit trat der Jubilar nur bei besonders festlichen Gelegenheiten öffentlich auf, blieb aber in der Seelsorge, namentlich durch fleißige Hausbesuche, wie dieß bei Evangelischen üblich, fortwährend thätig und nahm an den Anliegen der Gemeinde, des Districtual-Collegiums, wie der gesammten evangelischen Kirche fortwährend den regsten Antheil. Zuletzt trat er, mit dem goldenen Verdienstkreuze mit der Krone ausgezeichnet, mit einer Jahreszulage von 200 fl. zu seiner normalmäßigen Pension, in den Ruhestand über. Seine Thätigkeit als evangelischer Priester, die sich vor Allem auf die Seelsorge concentrirte, bezeichnen die bei seinem Ableben erschienenen Nekrologe als über alles Lob erhaben. Für die Gemeinde war er in ersprießlichster Weise thätig, und insbesondere seinen Bemühungen verdankt sie den städtischen Communalzuschuß zur Bestreitung ihrer Bedürfnisse, wie auch er besonders um die Wiedererlangung des Oeffentlichkeitsrechtes für das Districtual-Collegium bemüht war. Im Jahre 1826 wurde er Senior des V. kön. städtischen Seniorates und blieb es unausgesetzt bis 1848, als solcher gründete er einen Senioralfond, welcher durch die Jahresbeiträge der Gemeinden bereits eine nicht unansehnliche Höhe erreicht hat. Obgleich ein ausgezeichneter Kirchenredner und bei vielen festlichen Gelegenheiten veranlaßt, seine Predigerstimme zu erheben, konnte er doch nie bewogen werden, seine Predigten in Druck legen zu lassen. „Eine Predigt“, meinte er dann, „wolle gesprochen und gehört, nicht gelesen werden, da das gedruckte Wort nur ein kümmerliches Surrogat des lebendigen Vortrages sei“. Jedoch in späteren Jahren, als er nicht mehr predigen konnte, veröffentlichte er mehrere Schriften gemeinnützigen Inhalts, deren Titel ich; – ohne für deren bibliographische Richtigkeit zu bürgen, da sie in Katalogen nicht aufzufinden; – in Folgendem mittheile: [300]Pia desideria am Anfange der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts“; – „Ein Wort über die Schulen, insbesondere über die Volkschulen aus dem Standpuncte der Religion“; – „Der Verfall der wahren Kirche Christi und die nachlässige Erziehung der Kinder, als zwei Quellen der Verderbniss und des Unglücks der Menschheit“; – „Ein Wort der Liebe und des Ernstes über die Geistlichkeit, Religio, Moralität und Christenthum“; – „Ein Wort aus dem dritten Jahrhunderte der Reformation“; – „Ueber die Wunder der evangelischen Geschichten“. – „Ein Wort, betreffend unser irdisches Dasein“. Allem Anscheine nach dürften diese Schriften in Eperies, wo S. lebte, gedruckt worden sein. Aus ihren Titeln aber ist zu ersehen, wie der Verewigte die Ursachen der moralischen Versunkenheit unserer Zeit, wie er ihre sittlichen Bedürfnisse erkannte. Als er im hohen Alter, 86jährig, starb, betrauerte Alles seinen Tod als den eines würdigen Priesters des Herrn, der er sein lebelang war, und als sein Ableben bekannt wurde, hieß es: „Der Simeon von Eperies, der beredte, gottbegeisterte Streiter des Herrn, der Vater der Armen unserer Stadt – ist nicht mehr“. Anläßlich seiner Jubelfeier schickte die Universität Jena ihrem einstigen Zöglinge das Doctor-Diplom der Theologie.

Haan (A. Ludov.), Jena hungarica sive Memoria Hungarorum a tribus proximis saeculis academiae Jenensi adscriptorum (Gyulae 1858, Leop. Réthy, 8°.) p. 121. – Evangelisches Wochenblatt (Pesth. 4°.) Jahrg. 1858, Nr. 9: „Dr. Joh. Michael Schwarz“. – Porträt. Sein wohlgetroffenes Bildniß im Holzschnitt brachte auf S. 47 der „Protestans képes naptár“, d. i. Der protestantische Bilder-Kalender für das J. 1857, wo auch eine kurze Biographie desselben mitgetheilt ist.