BLKÖ:Schulz von Straßnitzki, Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 32 (1876), ab Seite: 200. (Quelle)
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4. Der ältere Bruder Joseph (geb. im Jahre 1802) trat nach in Wien beendeten Studien der Rechte, aus welcher er im Jahre 1828 die Doctorwürde erlangt, bei der k. k. galizischen Kammerprocuratur in den Staatsdienst und wurde im Jahre 1846 Cameralrath und Cameral-Bezirksvorsteher in Brody. An der Grenze Rußlands gelegen, besaß diese Stadt mit ihrem eigenthümlichen umfangreichen Zollanschlusse eine-nicht geringe Wichtigkeit, welche sich in den Jahren 1846 und 1848 in Folge der in Galizien ausgebrochenen revolutionären Bewegung bedeutend steigerte. Die 500 Mann zählende Finanzwache, welche die Bewegungspartei für sich zu gewinnen suchte, blieb treu ihrer Pflicht, nicht Ein Mann ging zu den Aufständischen über, ein Ergebniß, das vornehmlich der umsichtigen Leitung S.’s, unter dessen Befehlen das Corps stand, zu verdanken ist. Die Ueberschreitung der Grenze des [201] 70.000 Mann zählenden russischen Auxiliar-Corps, das sich auf den ungarischen Kriegsschauplatz begab, mehrte die Anforderungen des Dienstes, der dadurch schwieriger ward, weil es galt, gegenüber den fremden Truppen kräftig, doch ohne irgend zu verletzen, die Zollgesetze gegen das Inland zu wahren. Welche Umsicht und hilfreiche Thätigkeit S. mit der Finanzwache am 17. August 1849 bei dem fürchterlichen Brande, welcher Brody verheerte und an 400 Häuser einäscherte, geleistet, das berichtet die amtliche Wiener Zeitung vom 4. October 1849, Nr. 236, und bezeugt die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes der Stadt an S. Im Jahre 1851 wurde S. aus Gesundheitsrücksichten nach Böhmen übersetzt und ihm dort die Leitung einer der wichtigsten Bezirksdirectionen, nämlich die an Sachsen und Preußen grenzende, die Großindustrie von Reichenberg, Friedland, Tannwald, Gablonz, Turnau u. s. w. umfassende, übertragen und S. als Ministerial-Commissär zur Durchführung des Zoll- und Handelsvertrages vom Jahre 1853 mit dem deutschen Zollvereine an der preußisch-österreichischen Grenze delegirt. Im Jahre 1864 erhielt S. die Leitung der Finanzbezirks-Direction in Wiener-Neustadt, welche er bis zu ihrer Auflassung am 1. November 1867 führte, worauf er zur Dienstleistung nach Wien einberufen wurde. Im Juli 1868 trat S. als Oberfinanzrath in den Ruhestand über. Preußen und Rußland haben ihn mit ihren Decorationen ausgezeichnet. Seinen einzigen Sohn Leopold Hugo raffte der Tod im Alter von 25 Jahren dahin. Hingegen sind seines Bruders, des Mathematikers Leopold Karl, drei Söhne Johann, Leopold Franz und Friedrich am Leben. –