BLKÖ:Schultheiß, Cyrin

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 32 (1876), ab Seite: 179. (Quelle)
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Schultheiß, Cyrin (Priester des Ordens der frommen Schulen, geb. zu Neujičin in Mähren im Jahre 1742, gest. in seinem Ordenshause zu Leipnik im Jahre 1810). Er trat jung in den Orden der frommen Schulen (Piaristen), beendete 1759 die philosophischen und 1766 die theologischen Studien. Den Ordensregeln gemäß wurde er noch vor Beendigung der letzteren im Lehramte verwendet, und zwar im Jahre 1762 in Prag, in den Jahren 1763–1766 in der Volksschule und in den unteren Gymnasialclassen zu Kremsier, 1772–1774 zu Freiburg und Nikolsburg, worauf er 1775 Director der Schulen zu Leipnik wurde und in dieser Stelle bis 1777 verblieb. Im Jahre 1778 übernahm er das Amt eines Erziehers in der Familie des Freiherrn von Schlieben, welches er nahezu ein Jahrzehend, bis 1787, versah. Darauf kehrte er in sein Ordenshaus nach Leipnik zurück, wo er sich mit seinem Ordensbruder Franz X. Pradicky in die Leitung und den Unterricht in den Ordensschulen theilte. Nun trat er in der Art und Weise des Unterrichts, von der bisherigen Methode abweichend, reformatorisch auf. Die Bestrebungen S.’s gingen dahin, an die Stelle der veralteten, wenig die Entwickelung der geistigen Thätigkeit berücksichtigenden, in einen pedantischen Formalismus ausartenden Methode eine rationellere treten zu lassen, wie in eine solche schon lange vorher der berühmte Aeneas Comenius, später aber Pestalozzi und Rousseau mit Erfolg eingelenkt hatten. So vereinigte S. in seiner Stellung als Lehrer die Wirksamkeit des Pädagogen mit jener des Humanisten. Als die Richtung und das Wesen seiner pädagogischen Reformen bezeichnend erscheint das Werk des berühmten Beichtvaters Ludwig XV., Abbé Cl. Fleury, betitelt: „Traité du choix et de la Méthode des Études“, das zuerst im Jahre 1686 erschienen war und wovon S. im Jahre 1795 zu Tyrnau in Ungarn eine neue Ausgabe veranstaltete. Zugleich richtete S. seine Bestrebungen dahin, daß in den Mittelschulen nicht allein die altclassische Philologie gelehrt, sondern auch auf eine gründliche Kenntniß der Mutter- und anderen neueren Sprachen und Literaturen hingewirkt werde, wie er selbst dieselben bereits mit allem Eifer in den Ordensschulen vortrug. Selbst auf die Andachtsbücher erstreckte sich nach dieser Richtung hin seine Reform, wie dieß aus seinem im Jahre 1795 in griechischer, italienischer und französischer Sprache erschienenen Gebetbuch: „Εὐχαι προς την θειαν λειτουργειαν.[WS 1]“ und den „Psalmi graece etc.“ erhellet. Eine große Menge der von ihm hinterlassenen Bücher und Manuscripte wird in der Bibliothek des Piaristen-Collegiums zu Leipnik aufbewahrt.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. [180] Redigirt von Dr. Franz Ladislaus Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. VIII, S. 574.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Im Original fälschlich λειτονργειαν.