BLKÖ:Schrenck auf Notzing, Alois Joseph Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schreyvogel, Joseph
Band: 31 (1876), ab Seite: 298. (Quelle)
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Schrenck auf Notzing, Alois Joseph Freiherr (Fürsterzbischof von Prag, geb. zu Zbenic in Böhmen 24. März 1802, gest. zu Prag 5. März 1849). Entstammt einem alten Münchener Geschlechte, das bereits im 13. Jahrhunderte in den Münchener Rathsbüchern urkundlich aufgeführt erscheint, [das Nähere S. 299 in d. Quellen]. Freiherr Alois Joseph ist ein Sohn des k. k. Majors und Freiherrn Franz Seraph Sch. aus dessen zweiter Ehe mit Theresia Cajetana Freiin von Aßfeld und Widrzi. Früh verwaist, begann er im Jahre 1821 im bischöflichen Seminar zu Königgrätz das theologische Studium, wo er sich das besondere Wohlwollen seines Bischofs Alois Joseph Grafen Kolowrat [Bd. XII, S. 376, Nr. 7] erwarb, durch den er bereits im Jahre 1823 eine Domicellarstelle im Olmützer Domcapitel erlangte. Am 22. Mai 1825 erhielt er die Priesterweihe, ging nun als Hilfspriester nach Schabelin bei Olmütz, kam später in die höhere Bildungsanstalt in Wien und wurde bald darauf Pfarrer zu Gmünd in der St. Pöltener Diöcese. Daselbst schenkte ihm der dortige Bischof Jacob Frint [Bd. IV, S. 366] bald solches Vertrauen, daß er ihn schon im Jahre 1829 – also in einem Alter von erst 27 Jahren – zum Dechant des Weitraer Decanats und bischöflichen Consistorialrathe ernannte. Im Jahre 1832 vertauschte S. seine Pfründe mit der Pfarre Mödritz bei Brünn, erlangte daselbst 1834 die theologische Doctorwürde und trat nun am 16. September 1835, nachdem er die gesetzlich erforderlichen zehn Seelsorgerjahre hatte, als Residential-Domherr in das Olmützer Capitel. Am 14. November d. J. wurde er Director der philosophischen Studien in Mähren und wenige Tage später Propst der Stadtpfarrkirche St. Mauriz. Drei Jahre später bestellte ihn der damalige Olmützer Erzbischof Freiherr von Somerau-Boeckh zum Erzpriester- und Dechant des Olmützer Archipresbyterats und Decanats, und erbat sich ihn nach Ende desselben Jahres zu seinem Weihbischofe, zu welchem er auch mit dem Titel eines Bischofs von Ptolomais am 12. Februar 1838 ernannt wurde. Am 20. Juni d. J. erfolgte seine Berufung [299] auf den erzbischöflichen Stuhl von Prag, wo am 4. November d. J. seine feierliche Inthronisation statthatte. Etwas über ein Jahrzehend und nicht länger war es dem jungen Kirchenfürsten gegönnt, und zwar in schwerer Zeit, auf seinem Posten zu wirken. In dieser Zeit entwickelte sich auch in der Prager Erzdiöcese die Thätigkeit der religiösen Bruderschaften, aber gegen die Wiederberufung der Jesuiten hegte der voraussichtige Kirchenfürst schwere Besorgnisse und setzte ihrem Eindringen in Böhmen lange Zeit, zuletzt freilich vergebens, Widerstand entgegen. Unter ihm trat ferner im Jahre 1844 der von dem Domcapitular Wenzel Pessina von Czechorod [Bd. XXII, S. 54] angeregte Dombau-Verein in’s Leben und gründeten im Jahre 1845 die barmherzigen Schwestern des h. Karl Borromäus in Prager Mutterhaus. Erzbischof Alois Joseph erwirkte von Papst Gregor XVI. für seine Diöcese das Breve vom 30. Juli 1841, mit welchem bei gemischten Ehen den katholischen Seelsorgern wenigstens die passive Assistenz gestattet war. Im Jahre 1845 veranlaßte der Erzbischof die Herausgabe eines Missale bohemicum wobei leider der Fehler begangen wurde, daß man das Proprium Bohemicum in das Romanum einbezog, weßhalb später eine neue Ausgabe nöthig wurde. Ein Freund der kirchlichen Kunst, wirkte der Erzbischof vornehmlich dahin, daß neue, würdige Kirchenbilder an Stelle unschöner und kunstloser alter angeschafft wurden. Unvergeßlich bleibt das Verhalten des Erzbischofs in der bedrängnißreichen Periode des Jahres 1848. Als im April g. J. böswillige Aufhetzungen gegen die Prager Juden stattfanden, richtete er in einem besonderen Hirtenschreiben (ddo. 23. April 1848) an die katholische Bevölkerung Prags die dringende Bitte, das Hauptgebot der christlichen Religion: „die alle Menschen ohne Unterschied des Glaubens umfassende Liebe“, nie zu vergessen. Die folgenschweren Ereignisse des Jahres 1848, von denen auch Prag hart mitgetroffen worden, hatten des Erzbischofs Gesundheit tief erschüttert, und erst 47 Jahre alt, raffte ihn der Tod dahin.

Nekrolog des Freiherrn Aloys Schrenck von Notzing, Fürst-Erzbischofs von Prag (Prag 1849, 8°.). – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, B. F. Voigt, kl. 8°.) 27. Jahrgang (1849), Theil II, Nr. 648. – Porträt. Unterschrift: Alois Joseph | Freiherr Schrenk auf Notzing | Fürst-Erzbischof von Prag. F. Kollarz gez. Steindruck von C. W. Medau. Mit Wappen (8°.).