Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 31 (1876), ab Seite: 40. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Martin Schnell in Wikidata
GND-Eintrag: 139674039, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Schnell, Martin|31|40|}}

Schnell, Martin (Schriftsteller, geb. zu Kronstadt im Jahre 1773, gest. 5. Mai 1845). Erhielt seine wissenschaftliche Ausbildung am Gymnasium seiner Vaterstadt, wo er sich namentlich auf die Philologie verlegte und später (seit 1792) das Studium derselben an der Universität zu Jena, wo er dritthalb Jahre zubrachte, fortsetzte. Nach Kronstadt zurückgekehrt, diente S., wie sein Biograph Trausch berichtet, unter manchen Widerwärtigkeiten von 1796 bis 1807 als Lehrer am Gymnasium seiner Vaterstadt, dann im Jahre 1807 durch einige Monate als Prediger an der Stadtkirche, worauf er, um an der Wiener Hofbibliothek die Materialien zu einer Geschichte der römischen Republik benützen zu können, nach Wien reiste und dort bis zum Herbste 1808 verblieb. Im November letztgenannten Jahres wurde er zu Kronstadt an der evangelischen Filialkirche in der Vorstadt Blumenau als Prediger angestellt, legte aber nach verschiedenen Zerwürfnissen diese Stelle am 20. Mai 1811 freiwillig nieder und begab sich nach Bukarest, wo er etliche Jahre besonders in den Sprachen Privatunterricht ertheilte. Im Jahre 1815 faßte er den Entschluß, siebenbürgischer Advocat zu werden. Er machte zu diesem Zwecke den erforderlichen Advocatencursus bei der kön. Gerichtstafel Máros-Vásárhely durch und kehrte im Jahre 1817 als Advocat nach Kronstadt zurück, als aber der Erfolg seinen Erwartungen nicht entsprach, nahm er im August 1820 die Anstellung als Militärgrenz-Procurator bei dem damaligen 2. Szekler Grenz-Regimente an. Aber auch diesen Dienst legte er am 16. August 1827 nieder, trat am 21. Juli 1828 in der St. Stephanskirche in Wien zur römisch-katholischen Kirche über und bewarb sich nun um verschiedene andere politische Dienste, ohne jedoch einen solchen erlangen zu können. Nach längerer Krankheit starb er im Alter von 72 Jahren. Von ihm sind im Drucke erschienen: „Abschiedsworte an die Mitglieder der Blumenauer Gemeinde zu Kronstadt. Gedruckt zum Besten der Schule dieses Kirchspiels“ (Preßburg 1811, P. Weber, 4°.), die Unannehmlichkeiten, welche sich bei diesem Dienstaustritte ereigneten und die Haltung einer Abschiedsrede an die Blumenauer Filialgemeinde vereitelten, veranlaßten S., diese nicht gehaltene Rede durch den Druck zu veröffentlichen; – „Die Nationen Siebenbürgens, nach ihrem Herkommen und Charakter kurz beschrieben und in treuen Abbildungen nach ihrer Nationaltracht und Originalzeichnungen dargestellt“ (Kronstadt 1842, Joh. Gött, 4°.), die diesem Hefte beigegebenen 4 Tafeln Abbildungen, einen ungarischen Staatsmann, eine ungarische Hofdame, einen ungarischen Bauer und eine ungarische Bäuerin darstellend, sind von Georg Gottlieb Schnell, öffentlichem Lehrer der Zeichenkunst an der Normalschule und dem evangelischen Gymnasium zu Kronstadt, ausgeführt; – „Die Sachsen in Siebenbürgen, nach ihrem Herkommen und Charakter kurz beschrieben“ (Kronstadt 1844, Gött, 4°.), eigentlich die Fortsetzung der vorigen Schrift, aber ohne Kupfer; in Handschrift hinterließ er eine „Geschichte der römischen Republik nach Erbauung der Stadt im 7. Jahrhunderte“; der erste Theil dieser Schrift, welche zum Theile aus dem Lateinischen des Sallust übersetzt, zum Theile nach anderen Klassikern frei bearbeitet, mit Anmerkungen und [41] einigen Abhandlungen begleitet war, hatte schon im Jahre 1814 das Imprimatur der Wiener Censur erhalten und sollte das Werk, das auf vier starke Octavbände berechnet war, einer von dem Autor selbst dem Kronstädter Consistorium gemachten Anzeige zufolge bei Camesina in Wien erscheinen. Warum es nicht geschah, ist nicht bekannt. Schnell besaß eine ansehnliche, vorzügliche Ausgaben classischer Werk in deutscher, lateinischer, griechischer, französischer, italienischer und spanischer Sprache enthaltende Bibliothek, welche im Jahre 1846 zu Kronstadt unter den Hammer kam und über die zu diesem Zwecke Schnell’s Sohn einen Katalog unter dem Titel: „Verkauf der zur Martin Schnell’schen Verlassenschaft gehörigen Bücher, die gut eingebunden und in gutem Zustande sind“ (15 S. 8°.) veröffentlicht hat.

Magazin für die Literatur des Auslandes (Berlin, kl. Fol.) Jahrgang 1850, Nr. 102, S. 408, im Artikel: „Die neueste Literatur Siebenbürgens“. – Trausch (Jos.), Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literarische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen (Kronstadt 1871, Joh. Gött, gr. 8°.) Bd. III, S. 213. –