BLKÖ:Schneider, Christian

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schneider, Anton
Band: 31 (1876), ab Seite: 13. (Quelle)
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Schneider, Christian (Franziskanermönch und Missionär, geb. zu Polau in Mähren im Jahre 1742, gest. zu Neuhaus in Böhmen 13. März 1824). Ein Neffe des Franziskaners P. Herculanus Schneider, welcher als Missionär in China nach mehrjährigem Aufenthalte daselbst seinen Tod gefunden. Christian besuchte die unteren Gymnasialclassen zu Nikolsburg, die höheren zu Kremsier, hörte die Philosophie und Theologie zu Znaim und Olmütz, wurde 1765 zu Brünn Priester. Durch zwei Jahre versah er zu Prag und dann zu Brünn das Predigtamt, nun ersuchte er, in die Missionsschule zu Rom, das sogenannte Collegium propaganda fide, eintreten zu dürfen, was ihm gewährt wurde, worauf er am 9. Mai 1771, damals 29 Jahre alt, dahin abreiste. Mit Eifer betrieb er in der Congregation Sprachen, zunächst das Italienische und Arabische, das er binnen Jahresfrist sich angeeignet, worauf er die Bestimmung als Missionär nach Egypten, Arabien und Palästina erhielt. Seinem Wunsche, nach Abyssinien zu gehen, wurde nicht willfahrt. Am 1. Juni 1772 traf S. im Hospiz zu Alexandrien ein; nach einer Woche reiste er nach Kairo ab, wo er mit dem Missionspräfecten, dem aus Znaim gebürtigen P. Bruno Veit, zusammentraf und von diesem in seinen neuen Beruf eingeführt wurde. Im nächsten Frühjahre schickte ihn Veit nach Najada, der weitesten Missionsresidenz in Oberegypten, wo [14] Schneider am 8. März 1773 seine erste Missionsthätigkeit begann. Nach Veit’s Tode kam S. nach Forschud, 1775 nach Girge und wurde von dort mit dem Präfecten P. Gervasius im Jahre 1777 nach Mokka in Aethiopien und nach der Insel Sokotora abgesendet. Nach verschiedenen Fahrten und den mannigfachsten Erlebnissen gelang es S., sein ursprüngliches Ziel, als Missionär nach Abyssinien zu gelangen, zu erreichen. Im Jahre 1791 wurde S. zum Vice-Präfecten der ganzen Mission in Oberegypten ernannt, er wirkte nun mehrere Jahre in Girge, wo es ihm gelang, unter vielfachen Gefahren eine Kirche aufzubauen. Darauf, im Jahre 1795, unternahm S. eine Reise in’s heilige Land, das er etwa ein Jahr bereiste und wo er alle heiligen Orte besuchte. Auf dieser Fahrt kam er auch in die Maronitenklöster auf dem Libanon, wo es ihm glückte, einer dortigen Nonne wieder in ihr europäisches Vaterland zu verhelfen. Noch besuchte Schneider die Insel Cypern und erhielt die Erlaubniß, in seine heimatliche Provinz zurückzukehren, aber dieß sollte erst nach den verschiedensten Störungen möglich werden. Als sich nämlich S. zur Rückkehr rüstete, hatte Napoleon – Februar 1798 – den egyptischen Feldzug begonnen. Unfreiwillig wohnte S. am 21. Juli g. J. der Schlacht der Pyramiden bei; war dann nicht ferne von der Seeschlacht von Abukir, während welcher viele Kanonenkugeln über sein Haupt wegflogen: dann mußte er Alexandriens Blockade durch Nelson aushalten, und erst im Jänner 1799 erhielt er von dem Admiral Sidney Smith die Bewilligung zur Heimkehr und segelte am 9. Februar von Alexandrien ab. Am 21. März landete er in Smyrna, am 9. Mai in Capo d’Istria. Als er nach Triest kam, gewahrte er die ersten Spuren der politischen Veränderungen, welche seit 30 Jahren in Europa stattgehabt. Schneider war während der ganzen sogenannten Josephinischen Periode (1772–1799) im Orient gewesen. Als er nach seiner Ankunft in Wien Audienz bei Kaiser Franz II. hatte, mußte er in der Unterredung mit dem Kaiser mit dem Italienischen sich behelfen, seiner deutschen Muttersprache war er nicht mehr mächtig genug. Das Kloster seines Ordens in Brünn, wohin er sich nun begeben wollte, bestand nicht mehr, es war aufgehoben; er reiste darauf nach Prag und fand im September 1799 bei seinen Ordensbrüdern in Maria-Schnee freundliche Aufnahme. Nun lebte er als Ordens-Agent über die mährischen Klöster in Brünn und bat, als ihn gegen das Jahr 1818 die Sehkraft zu verlassen begann, um Versetzung in das Franziskanerkloster zu Neuhaus in Böhmen, welche ihm auch gewährt wurde und wo er noch sechs Jahre verlebte. Bereits ganz erblindet, dictirte er daselbst einem Studenten seine Lebens- und Reisebeschreibung in 300 Schreibbogen, die er mit dem Chronogramm: „LIbrVM qYoqVe ConCLVDo“ (1821) beschloß. Außer obiger Lebensbeschreibung fand sich noch ein von ihm verfaßtes lateinisches Manuscript über Egypten in seinem Nachlasse.

Libussa. Jahrbuch für 1851. Herausgegeben von Paul Alois Klar (Prag, kl. 4°.) S. 434: „Erinnerungsblatt an den Missionär P. Christian Schneider“, von Professor Franz Fischbacher.