BLKÖ:Schöpf, Alois (Schulmann)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schöpf, Albin Franz
Band: 31 (1876), ab Seite: 176. (Quelle)
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Schöpf, Alois (Schulmann, geb. zu Oberhofen im tirolischen Oberinnthale 3. März 1796, gest. zu Neumarkt 21. November 1865). Seiner Neigung zum Lehrfache folgend, erhielt er in dem damals unter der bayerischen Regierung zu Innsbruck bestehenden Schullehrer-Seminar seine Ausbildung und bestand daselbst im Jahre 1813 die Lehramtsprüfung. Die ersten Dienste leistete er in seiner Heimat Oberhofen, von wo er nach einem Jahre von dem in Innsbruck eingesetzten provisorischen k. k. General-Commissariate als Lehrer auf die Pfarrschule in Seefeld versetzt und ihm zugleich die Verwaltung des dortselbst errichteten Unteraufschlagamtes übertragen wurde. 16 Jahre wirkte er daselbst in segenvollster Weise, ebenso durch seinen religiös-moralischen Charakter, wie durch seine gründlichen Fachkenntnisse; aus seinem bescheidenen Einkommen brachte er dem Wohle der ihm anvertrauten Schule nicht unbedeutende Opfer. So z. B. miethete er aus eigenen Mitteln in Ermangelung eines zweiten Lehrzimmers ein solches durch drei Jahre und unterhielt auf eigene Kosten einen Schulgehilfen. Bei der gänzlichen Mittellosigkeit der Gemeinde versorgte er die armen Schulkinder mit den nöthigen Büchern und Schreibmaterialien und bestritt die Auslagen für die Beheizung des Lehrzimmers in der Wiederholungsschule. Da Schöpf, der mittlerweile auch eine Familie gegründet, nach Auflassung des von ihm verwalteten Aufschlagamtes mit dem Lehrergehalte allein sein Auskommen in Seefeld nicht mehr finden konnte, so erhielt er 1830 die nachgesuchte Versetzung als Lehrer und Organist auf die Decanalpfarre Zams, wo er durch neun Jahre in Thätigkeit war. Dabei unterrichtete er nebenbei in Musik und leistete der Gemeinde auch sonst noch ersprießliche Dienste. Die Sorge für die weitere Ausbildung seiner mittlerweile herangewachsenen Kinder nöthigte ihn aber, auf einem besser dotirten Posten die Mittel hiefür zu suchen, weßhalb er sich um die erledigte Lehrer- und Organistenstelle in Neumarkt (Südtirol) bewarb, die ihm auch im Jahre 1839 verliehen wurde. Schwer sah ihn die Zamser Gemeinde scheiden, aber auch er trennte sich hart von seinem lieben Oberinnthale, und um so schwerer, als er vielfach ungewohnte Verhältnisse zu gewärtigen hatte. Aber sein unverdrossenes, ersprießliches Wirken gewann ihm auch da die volle Theilnahme der Bevölkerung, und sie empfand tief den Verlust des Mannes, der über ein Vierteljahrhundert die Köpfe und Herzen ihrer Kinder gebildet und geläutert hatte. Von den schweren Verlusten, die ihn in den letzten Jahren trafen, so der Tod seiner Frau, mehrerer Kinder in vorgerückteren Jahren, fiel ihm am tiefsten auf’s Herz der Tod seines Sohnes Johann Baptist [s. d. S. 186], der als Priester, Lehrer und Sprachforscher in der Erinnerung seiner Zeitgenossen fortlebt. Für seine eifrige und ersprießliche 52jährige Lehrthätigkeit ward S. das silberne Verdienstkreuz mit der Krone verliehen und die feierliche Uebergabe dieser Auszeichnung fand am 7. Mai 1865 in der Nachbargemeinde Salurn Statt. Diese erhebende Feier, zu der seine ehemaligen Schüler von allen Seiten herbeigeeilt waren, sollte zugleich ein Abschiedsfest sein. Die Neumarkter Gemeindevertretung hatte bereits die Anstellung eines Supplenten angeordnet, um dem wackeren [177] Lehrerveteranen die nöthige Ruhe zu gönnen; aber nicht lange sollte ihm der Genuß derselben vergönnt sein, denn schon nach wenigen Monaten, noch vor Antritt seines 70. Lebensjahres, riß ihn der Tod aus der Mitte der Lebenden. S. war ein Lehrer, wie sie selten vorkommen und wie sich ihn Andere zum Vorbild nehmen sollten. Mit vortrefflichen Geistesanlagen, einem im vorgerückten Alter noch wunderbar getreuen Gedächtnisse verband er ein reges Interesse für alles Wissenswerthe. Nie verschloß er sich dem wahren Fortschritte, namentlich auf dem Gebiete des Unterrichts, und als im Jahre 1848 auch die Reform der Volksschule angeregt wurde, trat er in öffentlichen Blättern und in den Lehrerconferenzen dem Schlendrian entgegen. Seine Ausarbeitungen über Fragen aus dem Gebiete des Unterrichts und namentlich seine gediegenen Urtheile über Lehrbücher fanden in den Lehrerversammlungen allgemeinen Beifall. Die Pflichten, die ihm sein Beruf als Lehrer auferlegte, waren ihm heilig und ihrer Erfüllung widmete er sich mit ungetheiltem Eifer. Seine Methode war keine schablonenhafte, die Alles über einen Leisten schlägt, sie beruhte auf sorgfältiger Beobachtung seiner Zöglinge, deren noch schlummernde Fähigkeiten er zu wecken und ihnen die Gegenstände auf eine ebenso gründliche, als faßliche und angenehme Weise beizubringen verstand. Seiner vieljährigen Praxis im Schulfache verdankte er auch die Sicherheit, mit welcher er die Anlagen und Charaktere der Schüler zu beurtheilen wußte. Demgemäß richtete er auch sein Verhalten dem einzelnen Zöglinge gegenüber ein. Derselbe Eifer aber, den Schöpf in der Weckung und geistigen Bildung der Jugend bethätigte, beseelte ihn auch in der sittlichen Erziehung derselben, und hierin war er eine verläßliche Stütze der Katecheten, Seelsorger und Eltern. Aufrichtig bemüht, den jugendlichen Gemüthern einen echt religiösen Sinn einzupflanzen, gab er doch seinen liebevollen Ermahnungen dadurch den entscheidenden Nachdruck, daß er selbst ein Muster strenger Sittlichkeit und Gottesfurcht war. Dafür hing aber auch die Jugend mit Liebe an ihrem Lehrer, der oft von seinen ehemaligen Schülern noch in späten Jahren die rührendsten Beweise von Verehrung und Dankbarkeit erhielt. Auch sein Auftreten außerhalb der Schule war kein sich überhebendes, aber immer würdevolles. Er verstand selbst Erwachsene zu belehren, ohne sie zu verletzen. Gegen Jedermann wohlwollend in Wort und That, seinen Collegen im weiten Umkreise ein warmer Freund und Rathgeber, trat er ohne Menschenfurcht jeder Schlechtigkeit mit Entschiedenheit entgegen und verstand dabei ebenso klug als schlagfertig, die sichersten Waffen zu wählen, unter denen ihm nöthigenfalls auch immer ein treffender Witz zur Verfügung stand. In geselligen Kreisen war er die Seele der Unterhaltung und wußte auf Veranlassung aus seinem reichen Schatze von Erfahrungen und Erlebnissen die interessantesten Mittheilungen zu machen, daher auch sein Haus nicht nur wegen der dort geübten herzlichen Gastfreundschaft, sondern noch mehr wegen der angenehmen Conversation mit dem „Vater Schöpf“ von einheimischen und fernen Bekannten so gern besucht wurde. Gern ergoß sich dann auch seine gleichmäßige Heiterkeit in Gedichten und es leben viele von ihm verfaßte, durch ihren heiteren Ton und kernigen Volkswitz bemerkenswerthe Lieder und Gedichte, wie z. B. „Wer die deutsche Treu’ und Redlichkeit“ u. dgl. m. [178] im Volksmunde und werden noch heute in fröhlichen Kreisen gesungen.

Südtirolisches Volksblatt vom 30. December 1865: „Vater Schöpf. Eine biographische Skizze“. – Tiroler-Stimmen (Innsbruck, 4°.) 1865, Nr. 274: „Alois Schöpf“, in der Correspondenz aus Innsbruck ddo. 26. November 1865. – (Hoffinger, J. Ritter v.) Oesterreichische Ehrenhalle, III. 1865 (Wien 1866, A. Schweiger u. Comp., gr. 8°.) S. 55 [zeichnet ihn mit folgenden Worten: „als wahrer Musterlehrer, verläßliche Stütze des Seelsorgers, als Erneuerer des Schulwesens der ganzen Umgegend hochverehrt, durch seine, jedes Volks- und Familienfest begleitenden Lieder voll treffender Wahrheit, sprudelnden Humors und derben Volkswitzes allbeliebt“].