BLKÖ:Sandtner, Friedrich

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 28 (1874), ab Seite: 209. (Quelle)
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2. Friedrich Sandtner (Techniker, geb. zu Christinenthal im Pilsener Kreise Böhmens am 25. März 1837). Sein Vater Anton ist ein wohlhabender Bürger, der aus einer älteren Familie abstammt, welche zur Zeit der Schlacht am weißen Berge aus Böhmen auswanderte. Im Jahre 1717 kehrte ein Franz S. in das Land seiner Väter zurück, diente in der kaiserlichen Armee und wurde später Forstmeister im Zbirower Bezirke. Von seinen drei Söhnen, welche sämmtlich in der kaiserlichen Armee dienten, that sich der älteste, Johann, so hervor, daß er, wie unsere – unten genannte – Quelle berichtet, das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens erlangte, wovon jedoch nur eben der „Slovník“, die Annalen des Maria Theresien-Ordens aber nichts zu erzählen wissen. Später diente dieser Maria Theresien-Ordensritter (?) als Beamter in Kladrub, dann in Zbirow. Sein Sohn war der oben erwähnte Anton und aus dessen Ehe mit einer Baronin Schorlewer entstammt Friedrich S. Friedrich beendete die Hauptschule in Pilsen, besuchte dann in Prag die Altstädter Realschule und trat im Jahre 1858 in die lithographische Anstalt seines Oheims Johann S. in Prag, der ihm bald die Leitung derselben übertrug. Nach vierjährigem Aufenthalte daselbst machte Friedrich eine Reise nach Deutschland, wo er in den besten lithographischen Anstalten arbeitete und sich sehr in seiner Kunst vervollkommnete. Nach dem Tode seines Oheims Johann kehrte er nach Prag zurück, wo er bald durch seine Geschicklichkeit die Aufmerksamkeit der Fachgenossen auf sich zog. Dabei machte er mehrere neue Erfindungen, so die: erhabene Buchstaben und Verzierungen auf dem Marmor auszuführen, ohne Anwendung des Meißels rein auf chemischem Wege durch Ausätzung, welche Erfindung er Lithokaustik benannte und worauf er auch ein k. k. Privilegium nahm; dann fand er in Böhmen eine Marmorgattung auf, welche sich vortrefflich zur Lithographie eignete, und erfand noch überdieß eine neue lithographische Presse. Diese Erfindungen stellte er im Jahre 1867 auf der Pariser Ausstellung aus und erntete damit solche Erfolge, daß ihm zahlreiche Bestellungen aus Holland und Deutschland zugingen und ihm der Kaiser überdieß ein Geschenk von tausend Francs machte. Während seines fünfmonatlichen Aufenthaltes in Paris machte er fleißig Studien auf seinem Gebiete, namentlich aber im kaiserlichen geographischen Institute. In dieser Zeit machte er eine neue Erfindung, die sogenannte Rychlographie, ein Vorgang, indem man sofort auf ein genug starkes geleimtes Papier zugleich zeichnet und gräbt, so daß davon 100 Abdrücke gemacht werden können, die dann im gewöhnlichen lithographischen Wege behandelt, eine zahllose Menge Abdrücke ermöglichen. Einen der nach solcher Procedur gemachten Abdrücke hat S. noch in Paris ausgestellt. [Amtlicher Katalog der Ausstellung der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder Oesterreichs (Wien 1873, Druckerei des Journals „Die Presse“, 8°.) S. 252, Nr. 355; S. 294, Nr. 109; S. 348, Nr. 91. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. VIII, S. 96.] –