BLKÖ:Salomon, Anton
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Salomon, Johann Michael Joseph | ||
Band: 28 (1874), ab Seite: 148. (Quelle) | |||
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[149] fertige Leinwanden, welche er mit den von ihm selbst erzeugten verkaufte, namentlich an Kaufleute in Zittau, welche damals im Besitze des ganzen Leinwandhandels waren. Obwohl ihm die schlesischen Kaufleute in diesem Geschäfte große Concurrenz machten, nahm doch das seine, da er gute Waare lieferte und rastlos arbeitete, einen immer größeren Aufschwung. Anfänglich führte er selbst im Schiebkarren die Waare nach Zittau, nach zwei Jahren aber blühte sein Geschäft bereits so, daß er wöchentlich zwei große Fuhren Leinwand nach Zittau schicken mußte. Dadurch hob sich auch zusehends die Leinen-Industrie in Rumburg, und als im Jahre 1746 Salomon’s Haus abbrannte, konnte er, da seine Vermögensumstände sonst sehr günstig standen, dieses Unglück leichter verwinden. Mit seinem Leinengeschäfte verband er dann noch eines in Specerei- und Materialwaaren, das auch einen glücklichen Fortgang nahm und ihm Gelegenheit bot, im Jahre 1750 die Messe in Leipzig zu besuchen. Diese Reise hatte großen Einfluß auf S. und seine künftigen Unternehmungen. Dort lernte er einen Engländer, Namens Heinrich Franklin, kennen, der eben die Absicht hatte, in Schlesien sein Geschäft zu begründen. Salomon überredete ihn aber, statt in Schlesien in Rumburg sich niederzulassen, wo bereits mehrere Engländer mit Glück den Leinenhandel betrieben hätten, und so errichtete Franklin in Rumburg eine große englische Handlung. Salomon aber hatte Gelegenheit, von dem tüchtigen praktischen Engländer Vieles zu lernen, was ihm gut zu Statten kam. Indessen nahm sein Geschäft täglich zu und eröffneten sich demselben immer neue Absatzwege, so begann er große Versendungen nach Triest zu machen, zugleich unternahm er Lieferungen für die Militär-Montirungs-Commission, erhielt im Jahre 1753 die Erlaubniß zur Errichtung einer großen Leinwandhandlung für’s Ausland in Rumburg, welcher der besondere Schutz der Regierung zugesichert wurde, und in allen diesen Bestrebungen erfreute sich S. zunächst der förderlichsten Unterstützung des kaiserl. Commercienrathes Loscany. Dieser forderte S. auch auf, einen „großen Jahrmarkt“ inländischer Fabricate, den Graf Chotek während der Anwesenheit der Kaiserin Maria Theresia in Weltrus veranstaltet hatte, mit seinen Leinenwaaren zu beschicken. S. erntete von der Kaiserin, die ihn seither nur ihren „lieben Rumburger“ nannte, verdiente Anerkennung, sie allein hatte um 1200 fl. Waare von ihm angekauft, auch hatte sie ihm die Stelle eines Commerz-Inspectors verliehen und ihm die zweckmäßigste Unterstützung von Seite des Staates versprochen, als deren nächste Folge die nachmals durch den Ausbruch des siebenjährigen Krieges eingestellte Verbesserung der Rumburg-Leipaer Straße erscheint. Salomon nun, um eine großartige Leinenunternehmung, wie sie die Regierung wünschte, in’s Leben treten zu lassen, verband sich mit zwei geschickten Leinwand-Negocianten aus der Lausitz, Namens Ruprecht und Teuerlein, und errichtete unter der Firma: „K. K. privilegirte Garn- und Leinwandhandlung in Rumburg“ ein großartiges Geschäft, womit er zugleich eine Fabrik für feinere Zeuge nach neuen Mustern und für Plüsche und Sammte verband. So wurde Salomon immer mehr und mehr der Mittelpunct der gesammten Rumburger Leinen-Industrie, hatte durch sein Beispiel die Nachahmung geweckt und vornehmlich durch seinen [150] Eifer und seine Energie den Grund dazu gelegt. Jetzt aber war er auch auf den Höhenpunct gelangt, denn von nun an traf ihn unverschuldet ein Mißgeschick um das andere, was aber seinen Much nicht brach, sondern seine Willenskraft vielmehr stärkte. Die Hoffnung, die sehr unvollkommenen Communicationsmittel, welche zur Hebung des Verkehrs unerläßlich waren, verbessert zu sehen, verwirklichte sich in Folge des Alles und zumeist den Handel lähmenden Krieges nicht, wie auch in Folge dessen die versprochene beträchtliche Staatsunterstützung von 50.000 fl. ausblieb. Salomon’s Gesellschafter Ruprecht hatte den Grafen Kinsky, der dem Unternehmen Salomon’s seinen besonderen Schutz hatte angedeihen lassen und 20.000 fl. vorgestreckt hatte, zu überreden gewußt, die Rumburger Handlung auf seine Herrschaft nach Haida zu verlegen, wogegen Salomon’s und seines zweiten Gesellschafters Teuerlein Einsprache erfolglos blieb. Kaum war dieß geschehen, als Ruprecht mit einem Cassendiebstahle von 20.000 fl. das Weite suchte. Nun setzte Salomon das Geschäft unter der Firma Teuerlein, Salomon u. Comp. fort, aber auch diese neue Firma löste bald sich auf, denn Teuerlein riß eine Wiener Filialhandlung, welche von Seite der Regierung dem Rumburger Geschäfte verliehen worden, als selbstständiges Geschäft an sich und fügte Salomon, dessen ausländische Kunden er zum großen Theile an sich gezogen hatte, bedeutenden Nachtheil zu. Salomon, so ungünstig seine Verhältnisse sich gestalteten, überwand alle diese empfindlichen Unfälle, errichtete im Jahre 1762 eine neue Handlung, größtentheils mit Tafelzeugen. unter eigenem Namen, und wie auch seine eigenen Vermögens-verhältnisse zerrüttet waren, unterstützte er doch eine Menge Wiener Arbeiter durch Garn und Geld, nahm viele Weber auf und wurde so durch seinen edlen humanen Sinn der Begründer eines dauernden Wohlstandes in vielen Familien, die heute noch bestehen. Aus Dankbarkeit für sein edles Wirken erwählten ihn im Jahre 1764 die Rumburger zum Bürgermeister. Nur drei Jahre hatte er dieses Amt, das er dann seiner steigenden Geschäfte wegen selbst wieder niederlegte, versehen, aber was hatte er innerhalb dieser kurzen Zeit Alles gethan! Durch Herstellung der Straßen, Errichtung einer Schule und anderer gemeinnütziger Anstalten trug er wesentlich zur Hebung Rumburgs bei, aus eigenen Mitteln bestritt er Manches zur Verschönerung der Stadt, wie an die schöne Allee auf dem Kirchhofe, die heute noch steht, sich die Erinnerung seines Namens knüpft, denn S. hatte sie auf seine Kosten pflanzen lassen. Indessen hatte er seinen ältesten Sohn tüchtig für sein Geschäft erziehen lassen. Als dieser von Triest, wo er die Handelsstudien gemacht, in’s Vaterhaus zurückgekehrt, nahm ihn S. im Jahre 1774 in sein Geschäft, in welchem S. sich mit erneuerter Kraft dem Großhandel in’s Ausland zugewendet hatte, als Gesellschafter auf und setzte sich selbst im Alter von 60 Jahren, im Jahre 1777. zur Ruhe, die nun ihm gewordene Muße der Landwirthschaft zuwendend. Noch 16 Jahre genoß S. diese Muße, dann erlag er einem Fußleiden im Alter von 76 Jahren, den Verfall eines Industriezweiges, den er selbst zu solcher Höhe gebracht, glücklicher Weise nicht mehr erlebend. Diese Industrie war unter ihm zur Weltberühmtheit gelangt und hat ihren Namen, wenn auch nicht die Wichtigkeit, von einst bis auf die Gegenwart behalten. Der Reisende, [151] der in der Gegenwart österreichische Städte besucht, bemerkt oft bei einem Leinengeschäfte den Auslagkasten oder das Schild mit der Ueberschrift: „Zum Rumburger“, welcher einen Mann mit dreieckigem Hute, weißer Cravatte, schwarzseidenem Frack und Hosen bis zu den Knieen, weißen Strümpfen und Schuhen mit silbernen Schnallen darstellt. Dieses Bild, wenn es alt oder nur geschickt restaurirt ist, ist dann das ähnliche Bildniß unseres Salomon, des Begründers der Rumburger Leinen-Industrie um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, der im Volksmunde kurzweg als der „Rumburger“ fortlebt.
Salomon, Anton (Industrieller, Humanist, Begründer der so berühmten Rumburger Leinen-Industrie, daher gewöhnlich „Salomon der Rumburger“ genannt, geb. zu Rumburg in Böhmen im J. 1717, gest. ebenda 6. Juni 1793). Der Sohn eines armen Leinwebers; als Anton 6 Jahre alt war, verlor er den Vater durch den Tod und die Mutter gab ihm jene Erziehung, die sie zu geben im Stande war, d. h. sie ließ ihn zum Spulen und Garnaufwinden verwenden. Als er 12 Jahre alt war, kam er nach Georgswalde zu einem Weber und begann selbstständig für seinen Unterhalt zu sorgen. Im Alter von 16 Jahren ging er auf Wanderschaft, besuchte Wien, darauf Mähren, wo namentlich Olmütz auf seine gewerbliche Bildung großen Einfluß übte. Nach vierjähriger Wanderung kehrte er als Meister heim und übernahm das väterliche Haus. Sein Erbe mit sammt dem, was er erworben, betrug 400 fl. Damit begann er sein Geschäft, d. h. er erzeugte nicht blos Leinwand, sondern handelte auch damit. Er übernahm nämlich von anderen Rumburger Meistern- Pisling (Theophil), Nationalökonomische Briefe (Prag 1866, C. Bellmann, 8°.): „Zur Geschichte der nordböhmischen Leinenindustrie“. – Erinnerungen (Prager Unterhaltungsblatt, 4°.) 1856, S. 212: „Salomon, der Rumburger“, von Th. Pisling.