BLKÖ:Salis-Samaden, Paul Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 28 (1874), ab Seite: 106. (Quelle)
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Salis-Samaden, Paul Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Breslau 18. Juli 1729, gest. 5. October 1799). Sohn des Paul von Salis (gest. 1746) und Maria Anna’s von Ehrenschild. Trat 1757 im Alter von 18 Jahren in die kaiserliche Armee und that sich schon im siebenjährigen Kriege unter General Beck [Bd. I, S. 214] bei mehreren Anlässen rühmlichst hervor, vornehmlich in einem Scharmützel bei Sagan und dann, als er zu Höxter in Westphalen die Reichswerbung leitete. In Würdigung seines ausgezeichneten Verhaltens im bayerischen Erbfolgekriege verlieh ihm die Kaiserin Maria Theresia im J. 1779 den erbländischen Freiherrnstand. Die höchste militärische Auszeichnung, den Maria Theresien-Orden erkämpfte er sich aber, nachdem er schon den Türkenkrieg als Oberst des 18. Infanterie-Regiments, damals Jacob Freiherr von Brinken, mitgemacht, in den Niederlanden bei der heldenmüthigen Vertheidigung von Ypern. Als nämlich nach dem Entsatze von Dünkirchen die Franzosen in Flandern einzufallen suchten, war Ypern der wichtigste Deckungspunct dieses Landes und denselben zu decken, Oberst Salis beauftragt. S. übernahm den in aller Eile möglichst befestigten Platz mit einem Bataillon seines Regiments, 700 Hannoveranern, welche jedoch ob Mangel an kalibermäßiger Munition undienstbar waren, und 25 Huszaren. Das [107] Geschütz des Platzes bestand aus 25 Kanonen. Die Franzosen, von Bailleul und Poperingen heranrückend, griffen am 8. September 1793 mit 10.000 Mann in zwei Colonnen den Platz an. Oberst Salis schlug an diesem und dem folgenden Tage alle Angriffe mit beispiellosem Muthe ab. Auch als der Feind am 9. Nachmittags die Stadt aus drei Batterien mit Granaten und Kugeln beschoß, hielt Salis mit seinem braven Bataillon tapfer Stand und beschämt mußte der Feind in der Nacht nach Bailleul sich zurückziehen. Freih. von Salis kämpfte auch in den darauffolgenden Feldzügen gegen Frankreich, wurde General-Major, zuletzt Feldmarschall-Lieutenant und Divisionär in Wien, in welch letzterer Eigenschaft er ebenda im Alter von 61 Jahren starb. Er mag wohl eine und dieselbe Person mit dem General Salis sein, der im J. 1794 den Befehl in der Festung Quesnoy hatte, als dieselbe durch die Franzosen unter General Scherer belagert wurde. Die Besatzung hatte nur 1800 Feuergewehre, die Festung war in Folge einer im Jahre 1793 stattgehabten Belagerung in sehr schlechtem Zustande und das Belagerungscorps zählte 25.000 Mann. General Salis hielt sich tapfer durch 28 Tage und ergab sich erst, als er durch einen Spion den Befehl vom Armee-Commando erhielt, sich zu ergeben und eine gute Capitulation zu erzielen. Major Max de Traux erwähnt dieser Belagerung in Hormayr’s „Archiv“ 1810, Nr. 7, im Aufsatze: „Die Oesterreicher in Festungen“. Für seine heldenmüthige Vertheidigung Yperns wurde S. außer Capitel am 22. September 1793 mit dem Maria Theresien-Orden ausgezeichnet. Freiherr Paul war zweimal vermält, zuerst mit N. von Bedau, zum andern Male (seit 16. März 1795) mit Katharina Gräfin von Reisach. Ueber den Familienstand des Baron Paul S. siehe unten in den Quellen.

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 389 u. 1736.