BLKÖ:Sćiborski, Johann Gabriel

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schytz, Karl
Band: 33 (1877), ab Seite: 198. (Quelle)
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Sćiborski, Johann Gabriel (Paulaner-Mönch und polnischer Poet, Geburtsjahr unbekannt, gest. zu Lemberg 29. December 1864). Seine Geburt möchte in das erste Decennium des laufenden Jahrhunderts fallen, wenigstens fällt sein poetisches Wirken in die Dreißiger-Jahre, wo das geistige Leben der polnischen Literatur in Galizien – das von Kamiński gepflegte polnische Drama ausgenommen – ohne Bedeutung war. Damals brachen, wie sein Nekrolog berichtet, seine feuerigen patriotischen Lieder, von denen vorzugsweise die niederen Volksschichten ergriffen, und durch welche vornehmlich die Handwerkerclassen aus ihrer stumpfen Lethargie geweckt wurden, wie Sonnenstrahlen aus dem Nebelschleier hervor, welcher das nationale Leben jener Tage erkältend einhüllte. Sie verbreiteten sich im Volke, vorzugsweise in der Jugend, flogen von Mund zu Mund und wurden überall als eine ungewöhnliche Erscheinung begrüßt. So soll Sćiborski viele schöne Lieder gedichtet haben, die jedoch niemals im Drucke erschienen und dennoch, von Mund zu Mund sich verpflanzend, Gemeingut des Volkes geworden sind, ohne daß das Volk seinen Autor kannte, woher es geschah, daß seine schönsten Lieder heute als Werke Anderer gelten, daß keine polnische Literaturgeschichte, keine polnische Encyklopädie den Dichter kennt und nennt. Vielleicht wäre es noch an der Zeit, diesen Arbeiten, die längst Eigenthum des Volkes geworden, nachzuspüren und ihre Autorschaft zu identificiren. Es wäre das für einen der jüngeren polnischen Literaturhistoriker eine ebenso interessante, als dankeswerthe Aufgabe. Wann Sćiborski in den Orden des h. Vincenz de Paula getreten, wie auch Näheres über seine Lebensverhältnisse vor dem Eintritte in den Orden ist nicht bekannt, sein Biograph – wenn der Mittheiler einiger abgerissener Lebensmomente diesen Namen verdient – berichtet, daß S. die letzten Jahre seines Lebens mit unermüdlicher Aufopferung der Ausübung seines schönen und edlen Berufes gewidmet habe, denn er sei Paulaner-Mönch und so in die Lage versetzt gewesen, das Elend und die Noth, wo er sie fand, zu lindern. In stiller Abgeschiedenheit einer tiefen Armuth, vergessen, [199] ungekannt, war S. aus dem Leben geschieden.

Slavische Blätter. Herausg. von Abel Luksić (Wien, 4°.) 1865, 2. Heft, S. 105: „Johann Gabriel Sćiborski“. Von Gl.