BLKÖ:Rulikowski von Poradow, Ludwig

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rumel, August
Band: 27 (1874), ab Seite: 255. (Quelle)
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Rulikowski von Poradow, Ludwig (Humanist und Naturforscher, geb. in der ehemaligen Wojwodschaft Lublin im Jahre 1785, gest. zu Krakau 24. Juni 1872). Im Elternhause sorgfältig erzogen, vollendete er seine Bildung an unteren und höheren Lehranstalten seines Vaterlandes. Zur Zeit des selbstständigen Herzogthums Warschau war R. um das Jahr 1814 Rath des Bezirkes Chełm im ehemaligen Departement Lublin. Ob er später noch in anderen Functionen für sein Land thätig gewesen, ist nicht bekannt; nur so viel weiß man, daß sein Bruder Vincenz Senator und Castellan des Königreichs Polen war. Aber solange R. in Lublin weilte, war er im Interesse seiner Standescollegen, die ob seiner Gewissenhaftigkeit und Kenntnisse in Sprachen und Geschäften besonderes Zutrauen zu ihm besaßen, vielfach und mit lohnenden Erfolgen thätig. Im Jahre 1831 übersiedelte R. nach Krakau und gehörte bis an sein Ableben, durch 41 Jahre, als Bewohner dieser Stadt an. Noch in den Tagen, als Krakau Freistaat war, war R. Mitglied des engeren Rathes; im Jahre 1844 zum Mitgliede des zur Errichtung des Kosciuszko-Denkmals aufgestellten Comité’s gewählt, versah er diese Stelle bis zu seinem Ableben. Im Jahre 1846 trat er als Mitglied bei der Erzbruderschaft der Wohlthätigkeit und Armenbank ein, in welcher er in den Jahren 1850 bis [256] 1853 die Stelle eines Ausschusses mit großem Eifer versah; im Jahre 1854 wurde er Vorsitzender im Comité der Kleinkinderbewahranstalt, deren thätiges und unterstützendes Mitglied er auch bis an sein Lebensende blieb. Während seines langjährigen Aufenthaltes in Krakau unterstützte er die dortige Wohlthätigkeits-Gesellschaft oft und mit namhaften Summen, wie sich überhaupt dieselbe vor anderen mildthätigen Vereinen, denen er übrigens auch von Zeit zu Zeit größere Gaben zuwendete, seiner besonderen Gunst erfreute. Ein bleibendes Denkmal seines hochherzigen Sinnes schuf er sich aber mit seinen beiden letztwilligen Erklärungen vom 28. October und 10. November 1871, welchen zufolge er dem oberwähnten Wohlthätigkeitsvereine, der auch schon genannten Erzbruderschaft und Armenbank und der Kleinkinderbewahranstalt je 500 fl. legirte, und mit einer früheren, schon mittelst amtlicher Erklärung vom 12. Februar 1869 zu Gunsten der Stadt Krakau gemachten Verschreibung, zufolge welcher er ihren wissenschaftlichen Anstalten seine Sammlung astronomischer, physikalischer und mathematischer Instrumente, deren Gesammtwerth über 50.000 fl. geschätzt wurde, unentgeltlich überließ. R. hatte sich nämlich zeitlebens mit astronomischen, mathematischen und naturwissenschaftlichen Studien beschäftigt und in dieser Richtung verschiedene Arbeiten über seine Untersuchungen und Beobachtungen in Handschrift hinterlassen. Seine Büchersammlung verschrieb er der gelehrten Gesellschaft in Krakau. Das Testament enthält überdieß noch mehrere andere ähnliche Bestimmungen; so die Anweisung einer Summe von 500 Gulden zur Restauration der Tuchhallen (Sukienice) in Krakau, einer gleichen für das Spital im Orte Swierz u. s. w. und bei seinen Lebzeiten hatte er dem astronomischen Observatorium in Krakau seine große Uhr, im Werthe von über tausend Gulden, und eine zweite etwas kleinere, aber auch sehr werthvolle, der gelehrten Gesellschaft in Krakau zum Geschenke gemacht. R. war zweimal verheirathet; zuerst mit einer Gräfin Rzewuska, dann mit Constantia gebornen Jasińska. Aus erster Ehe stammt ein Sohn Severin, aus zweiter zwei Söhne Heinrich und Anton und eine Tochter Josepha.

Rocznik LIV. towarzystwa dobroczynności miasta Krakowa z roku 1872, d. i. 54. Jahresbericht der Krakauer Wohlthätigkeits-Gesellschaft von 1872 (Krakau 1873, 8°.) S. 5 u. f.