Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rubczyński, Martin
Band: 27 (1874), ab Seite: 197. (Quelle)
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Rozycki, Samuel (polnischer General, geb. zu Bossowicz im Krakauer Gebiete am 19. Juni 1784, Todesjahr unbekannt). Da er in früher Jugend die Eltern verlor, kam er zu Verwandten, die seine Erziehung besorgten. Er war 20 Jahre alt, als die Sache Polens einer von den Söhnen dieses Landes ersehnten Wendung entgegen zu gehen schien; damals, 1806, trat R. als gemeiner Soldat in das Armeecorps des Generals Menciński, aus welchem er in kurzer Zeit infolge seiner Bravour und Talente als Adjutant zu dem General Sokolnicki kam. Als solcher machte er den Feldzug in Preußen, den Sturm auf Danzig mit. Er wurde nun Hauptmann im 11. Infanterie-Regimente, erhielt das goldene Kreuz virtuti militari, wurde Stellvertreter des Generalstabschefs Oberst Haucke, darauf Generalstabschef des Generals Grabowski, den er aber später verließ, um im Auftrage des Prinzen Joseph Poniatowski die Provinz Posen zu insurgiren, wo er in der Folge Major eines Insurrections-Bataillons wurde. Im Jahre 1810 kam er bei Organisirung des Nationalheeres in das 3. Infanterie-Regiment, das seiner Tapferkeit wegen in großem Rufe stand. Mit diesem Regimente kämpfte er im Feldzuge 1812 bei [198] Smolensk, dann bei Mosaisk, wo seine Tapferkeit mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet wurde. Bei Woronow, wo er halbtodt auf dem Schlachtfelde liegen blieb, entging er kaum der Gefangenschaft der Russen. Nach seiner Genesung übernahm er das Commando des erkrankten Generals Krasiński und führte die Trümmer des auf 742 Mann geschmolzenen Corps nach Warschau zurück. Im Jahre 1813 leitete R. die Organisation des Aufstandes in Masse, focht als Generalstabschef des Generals Dombrowski bei Leipzig, wo er kriegsgefangen wurde. Nach dem Wiener Congresse alle Anerbieten Rußlands ausschlagend, kehrte er in seine Heimat zurück und wirkte daselbst vierzehn Jahre hindurch als Commissär der Wojwodschaft und des Districts Krakau. Als die Verschwörung des 29. November 1830 zum Ausbruche kam und die Nachricht davon sich verbreitete, errichtete er sofort das 9. Linien-Infanterie-Regiment und eilte am 25. November 1831 zur Vertheidigung Warschau’s herbei. Als der Aufstand der litthauischen Provinzen organisirt war, erhielt R. ein Commando über ein Corps von 8000 Mann, mit welchem er bei Drohiczyn und Liemiatyce siegte und viele Gefangene, darunter den russischen General Paniutin, machte. Später hielt er mit wenigen, nur mit Sensen und Spießen bewaffneten Truppen gegen das 15.000 Mann starke Corps des Generals Rüdiger Stand, ergriff auch noch die Offensive und gab in den Schlachten und Gefechten bei Ilza, Przytyk. Chodecza, Koristie, Lipsk u. s. w. Proben seiner Tapferkeit. Als nach der Einnahme Warschau’s das Corps des Generals Ramorino auf galizisches Gebiet sich zurückgezogen, R., von der polnischen Armee völlig abgeschnitten, sich gegenüber 30.000 Russen stehen hatte und nur die Wahl zwischen Vernichtung durch dieselben oder Rettung auf österreichischen Boden hatte, suchte er mit seinen 1200 Mann Zuflucht in Galizien. Er war der Letzte, der nur der ungeheuren Uebermacht wich, und der letzte Kanonenschuß, der auf dem Kriegsschauplatze gelöst wurde, ertönte aus seinem Geschütze. Seither lebte R. in völliger Zurückgezogenheit im Kreise seiner Familie. Samuel Rozycki ist nicht zu verwechseln mit dem Volhynier Karl Rozycki, der auch in der Revolution des Jahres 1830 eine hervorragende Rolle gespielt.

Straszewicz (Joseph), Les Polonais et Polonaises de la Revolution du 29. Novembre 1830 (Paris 1832, Lex. 8°.); dasselbe, deutsch: Die Polen und die Polinen der Revolution vom 29. November 1830 (Stuttgart 1832 u. f., gr. 8°.) S. 167. – Porträt. Unterschrift. Facsimile des Namenszuges, darunter in römischen Buchstaben der Name Rozycki. Imp.-Lith. de Villain (gr. 8°.) (Deveria oder Saint Edme del.).