BLKÖ:Rosenberg-Orsini, Vincenz Ferrerius Graf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 27 (1874), ab Seite: 19. (Quelle) | |||
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Hermann 27. December 1722, gest. ebenda 3. Juli 1794). Der einzige Sohn des Grafen Philipp Joseph R. aus dessen erster Ehe mit Maria Dominika Gräfin Kaunitz. Wurde zuerst im Elternhause von einem Jesuiten und einem weltlichen Lehrer gemeinschaftlich unterrichtet, als er aber 14 Jahre alt war, nahm ihn sein Vater nach Belgien mit, wo er im Hause des väterlichen Freundes, des Bischofs Strickland von Namur, seine Studien fortsetzte und zuletzt in Gratz vollendete. Im Alter von 20 Jahren, 1742, wurde er Kammerherr. In diesem und im folgenden Jahre machte er als Volontär in der Armee des Feldmarschalls Khevenhüller den Feldzug nach Bayern mit und hätte gern die militärische Laufbahn erwählt, in welcher ihm eine Rittmeisterstelle in einem Kürassier- und Dragoner-Regimente angeboten wurde; aber sein Vater, der ihn für die diplomatische Laufbahn ausersehen hatte, war dagegen und nahm ihn, um ihn in diese einzuführen, auf seinen Gesandtschaftsreisen nach Berlin, St. Petersburg und dem Haag mit. Als dann sein Vater im Jahre 1745 sich auf seinen Posten nach Lissabon begab, kehrte Graf Vincenz in seine Heimat zurück, wurde im Jahre 1749 Landrath, bald darauf innerösterreichischer Regierungsrath und im Jahre 1751 Repräsentationsrath in Gratz. Bei Organisirung des Guberniums in Gratz im Jahre 1763 rückte R. zum Gubernialrathe vor und wurde auch wirklicher geheimer Rath, im Jahre 1773 Landeshauptmann in Krain, im folgenden Jahre in Kärnthen, mit welcher Stelle er zugleich den Vorsitz in Bancal- und Bergwesens-Angelegenheiten vereinigte. Seine Verwaltung fällt in die bewegte Periode des Ueberganges der Regierung Theresien’s in jene Joseph’s II., also in eine Zeit großer, mit Beseitigung schwieriger Hindernisse auszuführender Reformen, nach verschiedenen Richtungen hin. Es seien hier nur die wichtigsten unter seiner Verwaltung oder seiner Mitwirkung entstandenen Anstalten, Einrichtungen und Veränderungen angeführt: so die Erbauung des allgemeinen Krankenhauses, des später zweimal demolirten Militärspitals [20] auf der Bastei zu Klagenfurt, die Errichtung des Versatzamtes, die Trockenlegung des gesundheitsschädlichen Stadtgraben-Canals, die Erbauung und Organisirung des Maria Theresianischen Waisenhauses, die Verlegung der Kaserne in das Convict der im Jahre 1773 aufgehobenen Jesuiten, die Umgestaltung der ehemaligen Kaserne in ein Schulhaus mit Bibliothek und Capelle; die Systemisirung des Oekonomicums im damaligen noch regulären Gurker Domcapitel, die Errichtung mehrerer Curatien, die Aushebung nicht gebotener Feiertage, die Einleitung zur Beseitigung und Verbreitung der von einer Partei mit Absicht der Verdummung des Volkes gepredigten oder sonst geflissentlich genährten Irrlehren; die ordentliche Einführung der Militär-Conscription; ferner jene der angeordneten Toleranz der augsburgischen und helvetischen Glaubensgenossen. Bei allen diesen Vorgängen ging Graf R. mit tactvoller Umsicht vor und begründete sich dadurch ein bleibendes Andenken, und der Abgang dieses warmen Patrioten wurde um so tiefer empfunden, als er, selbst sehr begütert, bei seinem gewinnenden Wesen und leutseligen Verkehre den damals noch begüterten zahlreichen Adel um sich schaarte und dadurch in der Hauptstadt des Landes ein Leben und eine Regsamkeit hervorrief, wie es sich dann nicht wieder gestalten wollte. Seine Abberufung erfolgte aber am 6. April 1782 ob veränderter politischer Verhältnisse, da die Länderstelle mit jener von Gratz vereinigt und Johann Franz Anton Graf Khevenhüller [Bd. XI, S. 220, Nr. 18] zum Gouverneur von Steiermark, Kärnthen und Krain bestellt, während das Appellationsgericht für diese Länder, dann für das Küstenland und Tirol in Klagenfurt errichtet wurde. Graf Vincenz zog sich nun ganz vom öffentlichen Leben zurück, blieb nur mehr als Landstand einigermaßen thätig und erhielt als solcher am 6. April 1782 die ah. Bestätigung über das Erbland-Hofmeisteramt in Kärnthen. Noch an eine, für den Handel Kärnthens wohlthätige Ausführung knüpft sich R.’s Name. Das Jaunthal, jene Verlängerung des Drauthales, welche nicht mehr den Alpencharakter desselben besitzt, stand zu R.’s Zeit noch in keiner directen Verbindung mit Klagenfurt. Die Communication fand über Völkermarkt oder mittelst Ueberfuhren Statt. Graf Rosenberg ließ nun im Jahre 1786 bei Stein eine neue Brücke über den Draustrom schlagen. Die am Piedestal angebrachte Inschrift der auf der Brücke aufgestellten Statue des Johannes von Nepomuk besagt noch: „Den Vortheil ersparter Umwege und vermiedener Berge hat der Handel dieser Brücke, die Brücke selbst ihr Dasein der Liebe zum gemeinen Besten des Herrn Vincenz Orsini Grafen von Rosenberg, zu verdanken.“ Der Graf lebte seither den Sommer über im Schlosse Grafenstein in Kärnthen, im Winter meist zu Gratz. Seit 28. October 1756 war er mit Juliane von Stubenberg vermält, die ihm unter mehreren, aus der Stammtafel ersichtlichen Kindern den nachmals berühmten Maria Theresien-[WS 1] und goldenen Vließ-Ritter Franz Seraph Fürsten Rosenberg[WS 2] [S. 1] gebar. Dessen zwei Brüder, Leopold und Vincenz, dienten gleichfalls in der kaiserlichen Armee und starb ersterer als Rittmeister des Chevauxlegers-Regiments Kaiser, der letztere als Hauptmann des Infanterie-Regiments Strassoldo.
Rosenberg-Orsini, Vincenz Ferrerius Graf (Staatsmann, geb. zu Klagenfurt, nach