BLKÖ:Rosenberg-Orsini, Justine Gräfin

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 27 (1874), ab Seite: 17. (Quelle)
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Rosenberg-Orsini, Justine Gräfin (Schriftstellerin, geb. zu Venedig 31. Jänner 1732, gest. zu Padua 21. August 1791). Sie ist eine Tochter Richard Wynne’s, englischen Baronets, und war die zweite Gemalin Philipp Joseph’s Grafen Rosenberg-Orsini, damaligen k. k. Botschafters bei der Republik Venedig. Sie vermälte sich ihm am 17. Jänner 1758 und wurde nach sechsjähriger Ehe Witwe. Sie hatte in ihrer Jugend mir ihren Eltern große Reisen gemacht; während eines Aufenthaltes in Venedig lernte sie den Grafen Rosenberg kennen, dessen Gemalin sie wurde. Die kargen Nachrichten, die über sie vorliegen, schildern sie als eine ungemein liebenswürdige Dame von durchdringendem, hellem Verstande, besonderer Annehmlichkeit der Manieren, großer Wißbegierde und feinem Geschmacke, wozu sich ungewöhnliche, durch eine höchst sorgfältige Erziehung gewonnene Kenntnisse gesellten. Sie schrieb Mehreres in französischer Sprache, nicht für das große Publicum, sondern vielmehr für ihre Freunde, daher ihre Arbeiten auch sehr selten sind. Als sie sich mit ihrem Gemal in Venedig aufhielt, lernte sie dort der Conte Benincasa [Bd. I, S. 271] kennen, der in ihrem Hause eine gastliche Aufnahme fand und von der geistvollen Engländerin bezüglich ihrer literarischen Amusements bald in’s Geheimniß gezogen und wohl auch zum Rathgeber gewählt wurde. So geschah es denn auch, daß Benincasa für den Verfasser einer ihrer Schriften gehalten wurde. Auch wurde Benincasa, der mittellos war, von der Gräfin in edelmüthigster Weise unterstützt. Die Titel der von der Gräfin Rosenberg herausgegebenen Schriften sind: „Du seéjour des comtes du Nord à Venise en janvier 1782. Lettre de madame la comtesse douairière des Ursins et Rosemberg à M. Richard Wynne son frère à Londre“ (o. D. 1782, 8°. 79 S.). Dieser Richard Wynne, der Bruder der Gräfin Rosenberg, ist Verfasser einer Universal-Grammatik, die unter dem Titel: „Universal Grammar“ (London 1773, Brotheron, 12°.) erschienen ist; – „Pièces morales et sentimentales de madame J. W. (Justine Wynne) C. T. SS. de R. S. G. (comtesse de Rosenberg) écrites à une campagne“ (Londres 1785, J. Robson, 18°.); – „Altichiero (ou Description d’une maison de campagne située au village de ce nom, près Padoue) par madame J. W. C. D. R.“ (Padoue 1787, 4°.); – „Les Morlaques, par J. W. C. D. U. R. [Justine Wynne comtesse de Ursins-Rosenberg]“ (1788, 8°., 358 S.). Auch diese und die vorige Schrift wurden von Benincasa herausgegeben, wodurch es wohl auch geschah, daß er als ihr Verfasser galt und hie und da – ja, auch in meinem Lexikon, im Artikel Benincasa – als solcher bezeichnet wird. Außerdem schrieb die Gräfin kleinere, [18] allerliebste Poesien. Noch sind von ihr zahlreiche Handschriften verschiedenen Inhalts und eine große Menge intimer Briefe vorhanden, worin sich reiches Material für eine, jedoch nichts weniger als scandaleuse, doch darum nicht minder interessante Memoiren-Literatur finden dürfte. Ihre Ehe mit dem Grafen Philipp Joseph, den sie um 25 Jahre überlebte, war kinderlos geblieben. Sie selbst, nachdem sie in den letzten Jahren immer leidend gewesen, starb im Alter von 54 Jahren in Padua. Den größten Theil ihres Lebens hatte sie aber in Venedig, wo ihr Andenken viele Jahre nach ihrem Tode noch in Ehren gehalten wurde, zugebracht.

Nodier (M. Ch.), Melangés tirés d’une petite bibliothèque ou Variétés litteraires et philosophiques (Paris 1829, 8°.) p. 187–194. – Eigene handschriftliche Notizen.