BLKÖ:Rauscher, Jacob Wilhelm

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rauscher, Ernst
Band: 25 (1873), ab Seite: 49. (Quelle)
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Rauscher, Jacob Wilhelm (Sänger, geb. zwischen 1790 und 1800 zu Wilfersdorf in Unterösterreich, gest. zu Stuttgart 17. November 1866). Sein Geburtsjahr [vergleiche darüber die Quellen] wird sehr verschieden angegeben. Sein Vater, wie es scheint, war Schullehrer und Organist und auch der Sohn sollte sich dem Schulfache widmen. Er ging aber 1820 nach Wien, wo er die philosophischen Studien begann und sich für die rechtswissenschaftliche Laufbahn vorbereitete. Durch seine schöne Tenorstimme machte er sich bald bemerkbar und erhielt Zutritt in angesehene Familien. Von mehreren Seiten aufgefordert, sich der Bühne zu widmen, nahm er zuerst Unterricht bei dem Capellmeister Joseph Drechsler [Bd. III, S. 380], der sich des talentvollen und eifrigen Zöglings auf das Wärmste annahm. Durch Drechsler’s Verwendung sang er Probe vor dem Grafen Pálffy, damaligen Eigenthümer des Theaters an der Wien, die so glücklich ausfiel, daß ihm der Graf einen sehr vortheilhaften Engagementsantrag machte und ihm zugleich durch den damaligen dramatischen Gesangslehrer Schwarzböck Unterricht ertheilen ließ. Am 13. März 1821 trat R. zum ersten Male im Theater an der Wien als Prinz Ramiro in Isouard’s „Aschenbrödel“ mit dem glücklichsten Erfolge auf. Nun entfaltete sich sein Talent immer mehr und mehr, und als im Jahre 1822 die italienische Operngesellschaft unter Barbaja in Wien ihre Vorstellungen eröffnete, waren Fräulein Unger (nachmalige Unger-Sabatier) und Rauscher die einzigen Deutschen, welche an der Seile der berühmten Koryphäen des Gesanges: Colbran-Rossini. Donzelli, Fodor, Lablache, Mombelli, Nozzari, Rubini, Dardanelli und David in der italienischen Oper auftraten. Als im Frühjahre 1825 die italienische Operngesellschaft sich auflöste, ging R. mit einem Theile derselben nach Italien und sang zu Mailand, Pavia, Vicenza und Venedig mit bestem Erfolge. Nach seiner Rückkehr aus Italien gastirte er in Gratz, Preßburg und folgte im Mai 1826 einem Rufe nach Hannover, wo er durch eine längere Reihe von Jahren im Fache des [50] ersten Tenoristen wirkte. Die Zeit seines jährlichen Urlaubs benützte er zu Kunstausflügen in den größeren Städten Deutschlands und Oesterreichs. Im Jahre 1837 nahm er nach einem glänzenden Gastspiele in Mannheim ein Engagement an der dortigen Bühne an, an welche er bis Mitte 1840 blieb. Im October g. J. kam er an die Stuttgarter Hofbühne, wo er durch länger als zwei Jahrzehende zu den beliebtesten Mitgliedern derselben zählte und als Mensch und Künstler in gleich hoher Achtung stand. Als er sich von der Bühne zurückzog, wirkte er jedoch für dieselbe fort durch Heranbilden[WS 1] junger Gesangstalente, wozu ihn seine gediegene Gesangsmethode besonders befähigte, daher er auch zum Gesangsunterrichte an der Stuttgarter Musikschule berufen wurde. Die Hauptrollen des ziemlich großen Repertoirs, welches R. hatte, waren: Arthur in „La Straniera“, Eleazar in „Die Jüdin“, George Brown in Boieuldieu’s „Weiße Frau“, Masaniello in Auber’s „Stumme von Portici“, Orest in der „Iphigenie“ von Gluck, Sever in Bellini’s „Norma“, Tamino in der „Zauberflöte“, Toni in „Die Regimentstochter“, Edgar in „Lucia von Lammermoor“ u. m. a. R. verband mit einer schönen und vortrefflich geschulten Stimme eine gute Manier, musikalisches Wesen und eine glückliche natürliche Darstellungsgabe.

Korsinsky, Album des Königlich Württemberg’schen Hoftheaters ... (Stuttgart 1843, C. F. Etzel, 8°.) S. 102 [nach diesem geb. im Jahre 1803]. – Allgemeines Theater-Lexikon ... herausg. von R. Blum, K. Herloßsohn, H. Marggraff u. A. (Altenburg und Leipzig o. J., 8°.) Bd. VI, S. 162 [nach diesem geb. 1802]. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 276. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 712 [nach diesem und nach Schilling geb. zu Wien im Jahre 1800]. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden 1857. R. Schäfer, Lex. 8°.) Bd. III, S. 284 [nach diesem auch geb. zu Wien im J. 1800]. – Neuer Theater-Diener (Theaterblatt) 1866, Nr. 48 [nach dieser und den folgenden Quellen war R., als er im Jahre 1866 starb, 73 Jahre alt, also schon im Jahre 1793 geboren]. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1866, Nr. 321. – Zellner’s Blätter für Musik, Theater u. s. w. (Wien, kl. Fol.) 1866, Nr. 94. – Porträte. 1) Gez. von Canzi, lith. von F. Elias, gedr. von Küstner, im obenerwähnten Album von Korsinsky (8°.); – 2) Lithographie in Folio (Hannover, Schrader); – 3) Lithogr. (Hannover, Bachmann, 4°.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Heranbilbilden.